Monate: Februar 2014

Streckung des Genuss

Ich weiß leider nicht mehr genau wo ich über diesen Gedanken gestoßen bin, aber er hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich glaube, es war in einem Podcast und er stammt von Niko Paech.

Es ging darum, den Genuss an, mit oder durch etwas zu strecken, indem man sein Bedürfnis danach nicht sofort befriedigt, sondern die Befriedigung auf- und herausschiebt.

Irgendwie wahr.
Schaue ich mir das letzte Jahrzehnt an, so sehe ich, dass wir immer schneller an das herankommen können, was wir begehren. Das Internet ist dabei das zentrale Organ der Bedürfnisbefriedigung geworden. Es stillt die Sucht nach Informationen sofort und durch Smartphones sogar fast überall auf der Welt. Durch den Internethandel und die Transportdienstleister die Übernacht-Zustellung anbieten, können wir alles Materielle, was wir begehren, über Nacht oder teilweise noch schneller, nämlich schon am selben Abend geliefert bekommen. Über Smartphones, Tablets und Computer können wir Medien sämtlicher Art fast sofort konsumieren. Kommunikation findet heute im Mintentakt statt und nicht mehr Tage, wie es noch zu Brief- und vielleicht Faxzeiten der Fall war.
All dies führt natürlich auch zu dem Phänomen einer beschleunigten Zeit und sich immer schneller bewegenden Umwelt.
Dazu kommt die Ausweitung der Auswahlmöglichkeiten. Das dies, auch für die Wirtschaft, nicht nur Vorteile bringt, hat Barry Schwartz in seinem Buch „Anleitung zur Unzufriedenheit: Warum weniger glücklich macht“  sehr treffend ausgeführt. Kurz: Mehr Wahlmöglichkeiten führen oft dazu, dass uns das Treffen von Entscheidungen schwieriger bis unmöglich fallen kann.

Ich habe die Bedürfnisaufschiebung, die Paech auch als Genusstreckung bezeichnet, fast verlernte. Zumindest aber vergessen. Spätestens seit ich Arbeiten gehe und mein eigenes Geld verdiene, kann ich mir im Grunde alles sofort besorgen, wonach es mit beliebt. Zumindest theoretisch. Bisweilen gelingt es mir auch ganz gut. Aber die negativen Folgen sind in meinem unbeholfenem Umgang mit Medien gut zu sehen: Durch Bücherei und Internet habe ich fast zu jedem Buch, Film, Spiel oder Musikstück kostengünstigen bis kostenlosen, schnellen Zugang. Ich muss nicht mehr zu meinem Händler des Vertrauens in die Stadt gehen, das Medium, falls nicht vorrätig bestellen und teilweise Wochen darauf warten. Auch müsste ich, falls nicht (kostenlos) ausleihbar, nicht mehr den vollen Preis zahlen, denn fast alle Medienformen bekomme ich heute gebraucht wesentlich günstiger. So kommt es, dass mein „pile of shame“, mein (Medien-)Stapel immer wieder viel zu groß wird.

Paech Gedanken kann für diese Phänomene ein gute Umgang sein. Es gilt wieder „Nein!“ zur sofortigen Bedürfnisbefriedigung zu sagen. Einfach mal ein paar Tage oder Wochen abzuwarten und zu schauen, was ein Wunsch mit uns anstellt und wie er sich im Laufe der Zeit verändert. Das Warten auf etwas und die damit verbundene Vorfreude, steigert den Wert einer Sachen doch immens!
Wie schön kann es sein, zu warten und die Vorfreude auf etwas zu genießen. Zu warten, bis wir endlich etwas bekommen, was wir uns gewünscht haben und zu lernen, wieder zufriedener mit dem zu sein, was wir bereits besitzen.

Wartet Ihr bei der Erfüllung Eurer wünsche? Wie lange? Oder werdet Ihr auch schnell ungeduldig und das Warten wird für Euch zur Qual? Ich freue mich auf Eure Gedanken zum Thema!

Unsubscribe

Nachdem ich nun über ein Jahr diesen Blog selbst hoste, habe ich mich dann doch endlich mal mit dem Thema eMails befasst. So habe ich es nach mehreren Versuchen dann doch geschafft, mir eine eigene Mailadresse mit Domainendung zu klicken.
Natürlich müssen die alten Mails noch eine gewisse Zeit nachgesendet werden, weshalb ich nun alle alten Mailadressen auf die Neue umleite.

So richtet sich mein Fokus im Moment etwas intensiver auf das Thema eMails. Und so ist mir mal wieder aufgefallen, wie viel Mist ich eigentlich jeden Tag bekomme. Zwar ist kaum etwas davon Spam, aber dennoch sind die vielen Mail nervig. Und da ich auch sämtliche Accounts auf die neue Mailadresse umstellen muss, fasse ich eh alles einmal an.
Also wird nicht nur umgeleitet, sondern auch abgemeldet und gelöscht, was das Zeug hält. Ich kann nicht genau sagen, wie viele Accounts und Newsletter diesem Prozess schon zum Opfer gefallen sind, aber auch das ist ausmisten, wenn auch nur digital.

Ich möchte hier mal wieder den Fokus in Eure eMail-Postfächer lenken und dazu aufrufen, ebenfalls mal jede einzelnen Mail zu überdenken und sich von nicht mehr benötigtem zu trennen.
Dies ist aber keine Aufgabe für nur ein paar Stunden. Es kann Monate dauern, bis man sich bei allem abgemeldet hat.
Oder kennt Ihr noch alle Eure Accounts, die Ihr Euch in den letzten zehn Jahren im Netz geklickt habt?

Vor Jahren habe ich schon einmal eine solche Aktion in Angriff genommen und dabei festgestellt, dass manche Seite sich teilweise jahrelang nicht melden und dann irgendwann flattert eine Mail ins Postfach und die Arbeit beginnt. Wie war mein Accountname? Wie das Passwort? Wo trage ich mich aus dem Newsletter aus? Wie kann ich meinen Account selbst löschen oder löschen lassen? Wen muss ich dazu anschreiben?
Das alles kann schon mal einige Minuten in Anspruch nehmen und ist arbeit. Aber das Ergebnis, ein sauberes Mailpostfach, ist die Mühe allemal wert!