Monate: April 2014

Zitat

“Ziel der Werbung ist es, den Betrachter ein klein wenig unzufrieden mit seinem gegenwärtigen Leben zu machen. Nicht mit dem Leben der Gesellschaft insgesamt, sondern mit seinem eigenen. Sie unterstellt, dass der Betrachter ein besseres Dasein haben wird, wenn er erwirbt, was sie anbietet. Sie zeigt ihm eine verbesserte Alternative zu dem, was er ist …

Jede Werbung arbeitet mit Ängsten. Die Summe von allem ist Geld, und Geld zu bekommen heißt, die Ängste zu überwinden. Andersherum betrachtet: Die Werbung spielt mit der Angst, dass man nichts ist, wenn man nichts hat.”

aus “Sehen. Das Bild der Welt in der Bilderwelt” von John Berger, gefunden in “Good bye, Logo” von Neil Boorman

Work Hard – Play Hard

Durch einen Tipp bin ich vor einiger Zeit auf eine sehr empfehlenswerte Dokumentation aufmerksam geworden, auf die ich hier nur kurz, ohne Review und ohne Wertung hinweisen möchte.
Work Hard – Play Hard ist eine Dokumentation von Carmen Losmann über das moderne Arbeitsleben.
Ich empfehle nichts vorher über diese Doku zu lesen, und sich selbst und seine Gedanken und Gefühle während des anschauens unvoreingenommen zu beobachten.

Zitat

„Wir müssen uns entscheiden, damit fängt alle Pädagogik an. Wollen wir eine Homepage-Öffentlichkeit, in der jeder sich an jeden wendet und sich in die Folgelosigkeit einübt, in das Nicht-verantworten-Müssen dessen, was man in die Welt gesetzt hat? Wollen wir die ständige Beschleunigung, die fortgesetzte Entsinnlichung, die Preisgabe der Unmittelbarkeit, multa statt multum? Wollen wir digitale Vernetzung mit mehr Unbekannten statt Verbindung und Auseinandersetzung mit denen, die uns angehen und die wir angehen? Wollen wir das … Untergehen der Aufmerksamkeit im großen Geräusch und der ständigen Überblendung? Wollen wir die Zunahme von Schein, die Verdrängung der erfahrbaren Wirklichkeit durch die virtuelle, des Kostbaren und Widerständigen durch das Verfügbare und Geläufige … Mit diesen weder rhetorischen noch ironischen Fragen sind nicht die neuen Medien angeklagt, sondern unsere Willenlosigkeit, unser Zauberlehrlingsübermut, unser Opportunismus und unsere in ihm gründende Unfähigkeit zu erziehen?“

aus “Ach, die Werte!: Über eine Erziehung für das 21. Jahrhundert: Ein öffentliches Bewußtsein von zwiespältigen Aufgaben” von Hartmut von Hentig; gefunden in “Langsam leben” von Grete Wehmeyer.

Es sich leisten können

Viele schnelle Käufe werden unüberlegt getätig. Darauf zielt Werbung im Allgemeinen und das Verpackungsdesign im Kaufhaus im Speziellen ab. Wir sollen zum Kauf verführt werden. Soweit nichts wirklich neues.
In den letzten Woche ist mir, unterwegs in den Einkaufsstraßen mit ihren vielen Geschäften, immer wieder eine Phrase durch den Kopf gesprungen, die zentral für einen Spontankauf ist.

Warum eigentlich nicht? Eigentlich kann ich es mir ja leisten.“

Damit sind nicht mal große Teile gemeint, sondern eher die vielen kleinen Verlockungen im Alltag. „Diese Zeitschrift sieht doch interessant aus.“ „Das Deo riecht aber gut.“ „Diese leckere weiße Schokolade habe ich mir schon lange nicht mehr gegönnt.“”Was macht es schon, eine Hose mehr zu besitzen?” oder „Warum sollte ich jetzt auf einen kleinen Hamburger verzichten, wenn ich doch leichten Hunger habe?“
Diese und ähnliche Gedanken schossen mir bei einzelnen Produkten durch den Kopf. Mal bin ich schwach geworden, mal auch nicht. Aber grade der Verzicht fordert eine Menge Aufmerksamkeit und Willensfähigkeit.
Wenn ich kleinen Verführungen nachgebe, stelle ich schnell fest, dass es in der Summe gar nicht mal so wenige sind. Die einzelnen Ausgaben, Belohnungen und Spontankäufe läppern sich und am Ende eines (schwachen) Tages sind es gar nicht mal so wenige.

Aber wie kann ich diesen Käufen aus dem Weg gehen?

  • Aus dem Weg gehen ist schon mal ein guter Schritt. Wenn ich nicht in einem der modernen Konsumtempel unterwegs bin, kann ich auch nix kaufen.
  • Wenn ich aber nun dort hin muss, ist die gute, alte Einkaufsliste immer noch das beste Mittel gegen den spontanen Kauf. Rein ins Geschäft, das einpacken, was gebraucht wird und wieder raus. Kurz und schmerzlos.
  • Werbung gehe ich persönlich, da wo ich es kann (TV, Internet, etc.) aus dem Weg. Auch wenn natürlich jeder behautet, dass Werbung grade bei ihm nicht funktionieren würde, so ist es doch psychologisch erwiesen, dass sie funktioniert. Sonst wären Unternehmen wohl nicht bereit dafür hunderte Millionen Geldeinheiten dafür auszugeben.
  • Ferner lohnt es sich, die eigenen Gewohnheiten mal unter die Lupe nehmen. Welche Sachen kaufe ich regelmäßig? Brauche ich diese überhaupt? Oder suche ich regelmäßig, vielleicht sogar aus Langeweile, Geschäfte auf, die mich zum Kaufen anregen (Zeitschriftenläden, Supermärkte, Shoppingmalls im allgemeinen)?
  • Und zu guter Letzt, sollte einfach mal „Nein!“ gesagt werden. „Nein, ich brauche diesen Schokoriegel jetzt nicht.“ „Nein, ich habe noch genug Bücher zu lesen.“ oder „Nein, ich besitze schon genug Zeug in meiner Wohnung (oder der Küche, im Kleiderschrank, etc.).“

An diesem Punkt möchte ich auch nochmal auf die „drei goldenen Regeln“ von Isabell hinweisen, über die wir auch schon im Minimalismus-Podcast gesprochen haben.

Wie geht Ihr mit Spontankäufen um? Ärgert Ihr Euch auch manchmal drüber? Welche Strategien habt Ihr dagegen entwickelt?