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Türchen 3 – Erst ausgemistet, dann wieder gekauft?

Eines der größten Ängste beim Ausmisten ist für sehr viel Menschen der Gedanken, dass man etwas loslässt, was man später vielleicht ja noch einmal würde gebrauchen können. Mir ging es damals, als ich mit dem Ausmisten angefangen habe nicht anders.

Schnell merkte ich, dass sich das Ausmisten bei dem meisten Menschen in Wellen bewegt. Denn kaum jemand kann beim ersten Durchgehen seines Besitzes wirklich entscheiden, was wirklich noch notwendig ist und was nicht.

Vor allem ändert sich beim Prozess des Minimalisierens auch die eigene Sicht auf und die Bewertung seiner Besitztümer. So habe ich vor kurzem mein Bügeleisen samt Bügelbrett verschenkt. Es gab mal eine Zeit, in der brauchte ich dieses Gerät fast täglich. Aber kürzlich habe ich festgestellt, dass ich beides seit fast zwei Jahren nicht mehr benutzt habe. Für mich ein klares Zeichen, dass ich diese beiden Gegenstände guten Gewissens loslassen kann. Wie Du siehst: Die Sicht auf die Dinge ändert sich mit der Zeit.

Der Gedanke, dass man einen spezifischen Gegenstand irgendwann ja noch mal gebrauchen kann, mag zwar manchmal richtig sein. Aber oft schätzen wir die Wahrscheinlichkeiten, wie auch in anderen Bereichen unseres Lebens, komplett falsch ein. So habe ich durchaus Flugangst, weiß aber rational, dass es wahrscheinlicher ist, mit dem Auto oder als Radfahrer einen Unfall zu haben, als mit einem Flugzeug abzustürzen.

Meine einfache Regel

Grade bei Medienprodukten ist mir schon relativ schnell aufgefallen, wie irrsinnig der das Festhalten an den Dingen oft ist. Ich könnte ja das Buch nochmals lesen, das Spiel irgendwann nochmals spielen wollen. So habe auch ich an dem ein oder anderen Gegenstand lange festgehalten.

Aber in der Nachbetrachtung stellte sich dieses Festhalten zumeist als Quatsch heraus. Im Gegenteil: Oft hatte ich absolut keine Lust, mich ein zweites Mal mit den Dingen zu befassen.

So habe ich mir eine einfache Regel überlegt, die mein Handeln seitdem leitet:

Wenn ich einen Gegenstand innerhalb von einer Woche für unter 10 Euro irgendwoher bekommen kann, dann brauche ich diesen auch nicht horten.

Ein Teil

In der gesamten Zeit, in der ich mich mit dem Minimalismus beschäftige, habe ich mir nur ein einziges Teil nochmals gekauft, das ich zuvor ausgemistet hatte. Dabei handelt es sich um ein Buch. Nämlich um David Naishs „Genug – Wie sie der Welt des Überfluss entkommen“.

Nochmals gekauft habe ich dieses Buch nur, weil es meine Bücherei nicht besitzt und es für den Bezug über die Fernleihe wegen des geringen Preises nicht in Frage kam. Es war eines meiner ersten Bücher zum Thema Minimalismus und nachdem ich es vor einigen Jahren verkauft hatte, war mein Interesse es noch einmal zu lesen so groß, dass ich es mir vor zwei Monaten nochmals gebraucht kaufte.

Es mag sicher noch weitere Teile geben, die ich irgendwann mal abgegeben und später noch mal gekauft habe. Aber an diese Dinge kann ich mich nicht wirklich erinnern. Sprich: Es war absolut nichts Wichtiges…

Es wird vorkommen!

Es wird sicherlich beim Ausmisten vorkommen, dass wir das ein oder andere Teil weggeben, was hinterher noch einmal benötigt wird. So weiß ich, dass ich in meinem restlichen Leben bestimmt irgendwann mal wieder ein Bügeleisen brauchen werde. Aber diese Gewissheit rechtfertigt nicht, diesen Gegenstand vielleicht über Jahrzehnte mit mir herumzuschleppen, obwohl ich ihn aktuell nicht benötige.

Und wenn ich wirklich einmal etwas weggebe, was ich hinterher bereue, dann ist es halt ein Lernprozess. Es ist eine neue Erfahrung, die mich in der Zukunft für mein Leben weisere Entscheidungen treffen lässt.

Alles zu Horten, um es sich am Ende nicht nochmals besorgen zu müssen, ist auf jeden Fall die schlechtere Variante…

Türchen 4 & 5 werden sich an den nächsten beiden Tagen auf meinem YouTube-Kanal „Die Entdeckung der Schlichtheit“ öffnen.

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Türchen 2 – Tipps für Minimalismus-Anfänger

Hinter dem zweiten Türchen des Adventskalenders verbergen sich ein paar Ausmisttipps für Anfänger.

Hier gelangst du zum Video!

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Türchen 1 – Was ist für mich Minimalismus?

Hinter dem heutigen ersten Türchen verbirgt sich gleich die wohl grundlegendste Frage des Minimalismus. Was genau ist eigentlich Minimalismus?

Die Meisten werden heute, durch das mittlerweile recht hohe Medieninteresse an dem Thema, ein durch eben diese Medien geprägtes Bild habe. Aber Minimalismus bedeutet nicht, mit nur 100 Teilen zu leben. Es bedeutet auch nicht, auf alles verzichten zu müssen. Oder arm leben zu müssen.

Definition des Minimalismus

Minimalismus bezieht sich im Grunde einzig und alleine um die Dinge, mit denen wir uns umgeben. Da heute viele Menschen der westlichen Welt die Erfahrung machen, dass ihnen ihre Besitztümer über den Kopf wachsen, ist der Wunsch nach einem Weniger immer großer geworden.

Das ist auch nicht verwunderlich. Denn Mitte/Ende der 1980er Jahre kam der individuelle Konsum so richtig in Schwung und entwickelte sich spätestens ab den frühen 2000er Jahre zu dem „Hyperkonsum“, wie wir ihn heute kennen. Immer mehr, immer billiger. Denn die Wirtschaft muss ja wachsen…

Als Gegenbewegung kam ebenfalls Mitte der 2000er Jahre das Konzept des Minimalismus auf. Erst mal das Zeug ausmisten, was man selbst zu viel zu haben glaubt. Und als zweiten Schritt seinen Konsum so anpassen, dass man nicht wieder in die gleiche Falle tritt. Genau deswegen sehe ich die Konsumkritik und die daraus resultierenden Verhaltensveränderungen als den zweiten wesentlichen Bestandteil des Minimalismus.

Und was ist mit dem ganzen Rest?

Aber was ist dann mit veganer Ernährung? Zero Waste? Plastikfrei? Oder Nachhaltigkeit? Dies sind alles sehr wichtige Punkte, die zu Recht als Prototypen einer neuen, zukunftsträchtigeren Zukunft gelten. Aber sie haben mit Minimalismus im Kern nichts zu tun!

Voluntary Simplicity

All diese Punkte werden unter den Begriff der „Voluntary Simplicity“, also der freiwilligen Einfachheit zusammengefasst. Und das ist absolut nichts Neues! Unter diesem Dach werden all die oben genannten Dinge zusammengefasst, welche heute fälschlicherweise unter dem Minimalismus-Begriff zusammengefasst werden.

Und wie in einigen sehr empfehlenswerten Bücher nachzulesen ist, habe sich die Menschen seit sich unsere Gesellschaft in Richtung Kapitalismus bewegt hat, bereits über das zu viel der Dinge beschwert:

Das bekannteste Buch zum Thema mag wohl „Walden: oder Leben in den Wäldern“ des amerikanischen Schriftsteller und Philosoph Henry David Thoreau sein.

In den 1970er Jahren schrieb dann Elain St. James „Simplify Your Life – 100 Ways to Slow Down and Enjoy the Things That Really Matter“.

Und das Standardwerk zur Voluntary-Simplicity-Bewegung schrieb Duane Elgin. Sein Buch erschien 1981 und ist heute in einer erweiterten Ausgabe von 2010 unter den Titel „Voluntary Simplicity Second Revised Edition: Toward a Way of Life That Is Outwardly Simple, Inwardly Rich“ erhältlich.

Ich muss aber in diesem Zusammenhang noch auf zwei neuere Werke hinweisen:

David Grabers „Schulden. Die ersten 5000 Jahre“ sowie das erst dieses Jahr erschienene Machtwerk „Herrschaft der Dinge – Die Geschichte des Konsums vom 15. Jahrhundert bis heute“ von Frank Trentmann*.

In all diese Publikationen kann man wunderbar nachlesen, dass der Minimalismus alles andere als ein neues Phänomen, eine neue Bewegung ist. Im Gegenteil: Er ist eigentlich alter Wein in neuen Schläuchen. Angepasst und hip verpackt für die Menschen im Hyperkonsum.

Minimalismus-Kritik

Und genau hier setzt meine Kritik am Begriff „Minimalismus“ an, so wie er heute zumeist verstanden wird. Denn weil der Begriff bis heute nicht definiert ist, wird dieser heute so inflationär benutzt.

Ich habe meine DVD-Sammlung von 50 auf 20 Filme reduziert? Wie minimalistisch…

Ich habe nur einen anstatt vier Bio-Joghurts gekauft? Wenn das mal kein Minimalismus ist…

Und ich am Kauf-Nix-Tag nichts gekauft? Cool! War ja auch gar nicht soo schwer, weil ich mein ganzes Geld am vorherigen Tag, dem Black-Friday, eh schon komplett verschleudert habe…

Das meiste, was da draußen als Minimalismus verkauft wird, hat wenig mit dem Kern zu tun. Es fehlt eine allgemeingültige Definition. Und auch fehlt der Mut klar auszusprechen, was Minimalismus ist, und was nicht. Deswegen mag ich den Begriff „Minimalismus“ heute nicht mehr so wirklich und nutze stattdessen zumeist „voluntary simplicity“.

Ich führe ein freiwillig einfaches Leben. Perfekt ist das nicht. Und es gibt wohl ein kein Endpunkt, denn es zu erreichen gibt. Das macht es für viele schwer zu fassen…

Das zweite Türchen wird sich morgen um 8:00 Uhr auf meinem YouTube-Kanal „Die Entdeckung der Schlichtheit“ öffnen.

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Warum wohnen ohne Besitz verdammt teuer ist…

In der Ausgabe 31/2017 des Wochenmagazins Focus, welches ich in meiner Bücherei bekommen habe, gibt es in der Titelstory um das Thema Geld. „Psychologie des Wohlstandes – Wie Geld unser Leben steuert“ lautet der etwas reißerische Titel. Das sich dieses Thema nicht auf den wenigen Seiten für die Titelgeschichte würde vollends zusammenfassen lassen, war mir schon vor dem Lesen klar. Trotzdem fasst der Artikel aber wesentliche Punkte zusammen und verweist auf weitere Literatur, die auch ich zu diesem Thema sehr empfehlen kann. Wie zum Beispiel „Erst denken, dann zahlen – Die Psychologie des Geldes und wie wir sie nutzen können“ von Claudia Hammond* oder die Bücher von Greta Taubert „Apokalypse Jetzt*“ sowie „Im Club der Zeitmillionäre*“.

Um den Artikel abzurunden, druckte der Focus ein Interview mit dem Künstler Friedrich Liechtenstein ab. Dieser war 2002 in die Privatinsolvenz gerutscht und verzichtet seitdem größtenteils auf Besitz. Erst notgedrungen, später dann freiwillig. Sein Besitz passe in zwei große Koffer.

Dabei wendet er wie viele gerne den Trick an, Dinge zu mieten und nicht zu besitzen. So lebt er heute in einer möbliert gemieteten Wohnung, in der alles wichtig zu finden sein.

Ein Trick ist es deswegen, weil sich einige Minimalisten so von Besitz „freikaufen“. Denn es ist ja nicht so, dass man kein Bettwäsche, Geschirr oder einige Möbel zum Leben brauchen würde. Diese werden gemietet anstatt gekauft und besessen.

Ich habe mir eben einmal den Spaß gemacht und geschaut, was denn eine möblierte Wohnung in meiner Gegend kosten würde. Viel Auswahl fand ich nicht vor, weswegen ich kein allgemeingültiges Urteil abgeben kann. Was ich aber gesehen habe, waren Wohnungen, die über 10qm kleiner waren und dabei ca. das Doppelte meiner Miete inkl. aller Kosten kosteten. Mag sein, dass das in Städten wie Köln oder Berlin anders ist. Aber hier im Ruhrpott scheint möbliertes Wohnen ziemlich teuer zu sein.

Wenn ich weiter einmal zusammenrechne, was ich für die (einfache) Einrichtung meiner Wohnung zahlen müsste, wenn ich diese komplett neu zusammenstellen müsste, dann komme ich auf vielleicht 1000€ bis 1500€. Wenn ich überwiegend gebrauchte via Kleinanzeigen und Co. kaufen würde, wäre es bestimmt weniger. Ich gehe aber einfach mal vorsichtshalber von 2000€ aus und nehme die Differenz zwischen der normalen und möblierten Miete. Dann habe ich diese 2000€ in ca. 6-8 Monaten zusammen.

Heißt also, wenn ich länger als 8 Monate möbliert wohnen möchte, dann zahle ich nach 8 Monaten jeden Monat doppelt so viel, wie für eine einfache, eigene und selbst eingerichtete Wohnung. Das finde ich schon eine Menge Geld, das ich für die Tatsache ausgebe, dass ich keinen Besitz habe.

Vor allem muss dieses Geld ja erst mal erwirtschaftet werden. Was ja wiederum bedeutet, dass ich für den Bonus keine Möbel und Co. zu besitzen wesentlich mehr freie Zeit durch Arbeit in Geld verwandeln muss, um diesen Luxus zu bezahlen. Und das steht in meinem Verständnis von freiwilliger Einfachheit komplett konträr zu den eigentlichen Zielen dieser Lebensweise.

Fairerweise sei hier noch die Wohngemeinschaft als weitere Alternative erwähnt. Wobei ein Zimmer in einer WG nur etwas weniger kosten würde, als meine jetzige Wohnung. Wobei das Wohnen in einer WG wohl wesentlich ökologischer sein dürft, egal wie wenig Energie ich auch alleine verbrauche…

Warum weniger Optionen mehr Glück bedeutet…

by DaRio Valenzuela / unsplash.com

Wir streben nach immer mehr! Die Wirtschaft ist nur mit ständigem Wachstum zufrieden. Und wir haben uns in den letzten Jahrzehnten fleißig diesem Dogma angepasst.
Immer muss es mehr sein. Vor allem aber wollen wir mehr Auswahlmöglichkeiten. Der Supermarkt hat nur eine Sorte Joghurt im Angebot? Dann gehen wir doch lieber in den anderen, in dem es fünf gibt. Oder als Kind hatte ich nur wenige Hörspielkassetten und hörte diese immer wieder. Heute habe ich gleich 186 Folgen der drei Fragezeichen* auf meinem MP3-Player.

Auf nichts verzichten wollen?

Aber wir möchten natürlich auf nichts verzichten müssen. Wenn die Anderen jedes Jahr mit einem neuen Smartphone auftrumpfen, dann können wir das doch auch. Oder besser gesagt, müssen wir es auch. Schließlich bildet sich der eigene Selbstwert für viele in unserer Gesellschaft zu einem großen Teil durch den sozialen Vergleich.
Und genau aus diesem Vergleich mit anderen ziehen wir allzu oft die falschen Schlüsse: Es werden Filme und TV-Serien geschaut oder Bücher gelesen, die uns im Grunde nicht wirklich interessieren. Aber wir müssen ja mitreden können. Mithalten können…

Ausmisten verringert Optionen

Am Minimalismus Interessierte fangen meist mit dem Ausmisten von Dingen an. Dabei werden sie nicht nur die Gegenstände los, sondern vor allem die Optionen, die diese Gegenstände eröffnen.
Ein schönes Beispiel sind hier ungelesene Bücher, die sich wohl in jeder Wohnung finden lassen. Jedes dieser Bücher stellt eine Option da, seine freie Zeit zu verbringen. Daneben erwarten wir von dem Inhalt dieser Bücher einen positiven Effekt auf unser Leben. Und sei es nur die Freude, die wir beim lesen haben.
Auf der anderen Seite binden diese Bücher aber auch meine Aufmerksamkeit für eine sehr lange Zeit. Solange ich sie auch wirklich lesen will, ist dies kein Problem. Aber oft haben sich die Umstünde mit der Zeit verändert. Ein Buch, was ich beim Erwerb noch unbedingt lesen wollte, kann heute seinen Reiz verloren haben. Trotzdem bleibt die latente Aufforderung, diese Buch zu lesen, bestehen solange ich es besitze

Lerne “Nein!” zu sagen…

Genau dieser Druck ist es, der mir meinen Medienkonsum so lange verhagelt hat. Es prasseln einfach zu viele Optionen auf mich ein. Weit mehr, als ich je bewältigen könnte, geschweige denn wollen würde. Und erst in den letzten Monate habe ich gelernt, rigoros „Nein!“ zu sagen.
Heute baue ich fast täglich Optionen ab. Ich entscheide mich immer öfters bewusst gegen all die Optionen, die sich mir bieten. Es wie bei einem Muskel, der mit stetem Training immer stärker wird.
Mit jeder Option, die ich eliminiere, schaffe ich mir mir Freiheit, mehr Zeit, mehr Raum und mehr Klarheit. Und ganz nebenbei kann ich die Dinge, die ich bewusst auswähle, viel mehr genießen und wertschätzen.

Einfach ist es nicht, bewusst und vor allem freiwillig auf all die vielen, vermeintlich schönen Sachen zu verzichten. Aber die positiven Effekte, die mit weniger Optionen daher kommen, sind die kleinen Anstrengungen durchaus wert. Und es wird jeden Tag einfacher, nicht mit dem Strom zu schwimmen, sondern auch mal ganz bewusst „Nein“ zu sagen!


Kennst du schon meinen YouTube-Kanal? Dort veröffentliche ich seit einiger Zeit regelmäßig kleine Videos zum Minimalismus und einfachem Leben. Schau doch mal rein!

Warum ich wenig will, aber so viel brauche…

Vor einiger Zeit habe ich ein Bild auf meiner Facebookseite gepostet. Auf diesem war der folgender Spruch zu lesen:

„Das Dilemma eine Minimalisten: Ich will wenig, aber brauche so viel…“

Bisher habe ich festgestellt, dass solche Bilder immer mit einem kleinen, zustimmenden Nicken schnell weitergescrollt werden. Der Spruch löste aber, zu meiner Verwunderung, einige Nachfragen aus. Ob es denn nicht umgekehrt sei?

Brauchen wir nicht eher wenig, aber wollen so vieles?

Natürlich ist das so!

Aber wenn ich mal ehrlich in mich hinein höre, stelle ich auch oft genug fest, dass ich eigentlich gerne viel weniger wollen würde. Wenn ich mir alles frei aussuchen könnte, würde ich vielleicht in einer 25qm großen Einraumwohnung leben. Dann würde ich auch keine Badewanne, sondern nur ein Dusche haben. Eine Küche wäre mir auch ziemlich egal. Ich würde vielleicht gerne autark vom Strom- und Gassystem sein. Viel weniger Strom verbrauchen und diesen selbst herstellen. Lesen im Kerzenschein…

Auch würde ich kein Auto besitzen und alles zu Fuß oder mit dem Rad erledigen. Eine Spielekonsole würde ich wohl auch nicht haben. Geschweige denn einen Fernseher. Ich würde auch keinen Festnetzanschluss besitzen wollen, den ich eh nur für das Internet nutze. Und das braucht man ja auch nur in den wenigsten Fällen wirklich…

Vieles ist im Grunde einfach unnötig!

Ich könne hier jetzt noch eine ganze Weile munter weitere Dinge aufzählen, die ich Nutze und Besitze, welche ich aber im Grunde gar nicht will. Einfach, weil sie oft unnötig sind. Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, befriedigen sie vor allem meine Bequemlichkeit, meinen gewohnten Komfort, meine Wünsche, von denen ich mir ein „besseres Leben“ erhoffe, sowie meine Langeweile.

Notwenig sind sie nicht! Ich “brauche” sie aber auf die ein oder andere Art. Ich habe eine größere Wohnung, wegen meiner Katze. Ich nutze Strom, bzw. die damit verbundenen Geräte, zu einem größten Teil einfach aus Bequemlichkeit, Komfort oder Unterhaltung. Nicht, weil sie nötig wären. Mein Auto nutze ich wirklich fast ausschließlich für längere Strecken. Aber deswegen besitze ich eines. Und ohne meinen Festnetzanschluss wäre dieser Blog, der Minimalismus-Podcast oder meine YouTube-Videos nicht möglich. Dabei sind das nur die produktiven Dingen, die ich mit dem Internet anstelle…

Ich bin Minimalist und kein Aussteiger

Irgendwo brauche ich all diese Dinge, obwohl ich vieles eigentlich so nicht will. Ich bin aber Minimalist und kein Aussteiger! Ich versuche meine Abhängigkeiten (von Ressourcen, von Geld, von Dingen allgemein) so gut es geht zu minimieren. Nicht diese mir vorzuenthalten. Aus welchen Beweggründen auch immer.

Minimalismus heißt für mich ein normales Leben zu führen, welches aber durch die Reduktion auf das Wesentliche einfach ist. Genau das ist für mich auch die Grenze.

Auf Strom zu verzichten, verstehe ich nicht mehr als normal. Es ist ein reizvoller Gedanke, mehr aber auch nicht. So sehr ich auch gerne in der einsamen Waldhütte a la Walden* leben würde, so sehr kommt es auch nicht in Frage. Es ist eine romantische Vorstellung, aber ich „brauche“ so viel mehr.

Leben nach den eigenen Vorstellungen

Manchmal treibt mich es an, zu überprüfen, ob ich diese Dinge wirklich brauche. Manchmal löst es aber auch Unbehagen aus. Vermutlich ist genau das meine Vorgehensweise um herauszufinden, wie mein Leben wirklich aussehen soll. Die Erziehung und die gesellschaftlich vorgelebten Normen zu überprüfen und zu schauen, welche Gefühle in mir ausgelöst werden. Fühlt es sich gut an, ok. Wenn nicht, dann auch ok! Aber ich habe auf mich, meine Gefühle gehört und mir nicht von anderen einreden lassen, wie mein Leben auszusehen hat.

Genau deswegen will ich als Minimalist wenig, aber braucht trotzdem so viel…

Mich würde interessieren, ob es dir im Grunde nicht auch so geht? Willst du manchmal weniger als du hast? Und wie sieht dein Kompromiss aus? Ich freue mich schon auf deinen Kommentar!

Richtig ausmisten – Wie geht das eigentlich?

by Adriano Makoto Suzuki / flickr.com

Auf dem Minimalismus-Stammtisch letzten Samstag in Essen wurde ich gefragt, wie man denn am Besten mit dem Ausmisten anfangen kann. Und da ich grade selbst mal wieder ein Ausmistwelle erlebe, möchte ich mein Vorgehen in diesem Artikel so kurz wie möglich zusammenfassen.

Bei mir fängt es meist mit einem leichten Unwohlsein an. Wenn mir etwas zu viel wird, merke ich es mittlerweile ziemlich schnell. Und auch wenn ich mich seit Jahren mit dem Minimalismus beschäftige, heißt das nicht, dass sich bei mir nie Dinge ansammeln, die nicht mehr benötigt werden. So haben sich über die letzten Jahre hinweg wieder ein paar Dinge angesammelt, die weg können: Ein paar Bücher, Videospiele, Kleinkram aus meiner “Schrömmelschublade” und meinem kleinen Vorratsschränkchen und so weiter…

Woher weiß ich, welche Dinge weg können?

Nun, es sind meist die Gegenstände, welche ich nicht regelmäßig benutze, die mir keine Freude mehr bereiten oder mir in irgendeiner anderen Hinsicht wichtig sind. Also kommt alles, was nicht in diese Kategorien passt weg!

Ein kleiner Merksatz nach dem ich mich gerade bei Medien immer wieder gerne richte:

„Alles, was ich für weniger als 10€ innerhalb einer Woche wieder bekommen kann, brauche ich nicht besitzen!“

Nur wohin mit all dem Zeug?

Nachdem ich entschieden habe, welche Dinge weg können, stelle ich mir die Frage, ob jemand den Gegenstand noch weiter benutzen könnte. Müll kommt sofort in die Tonne! Alles andere wird in zwei Kategorien eingeteilt: verschenken oder verkaufen?!

Zeit oder Geld?

Nun stellt stellt sich aber die Frage, was verschenkt und was verkauft werden soll. Hier kommt es auf die persönliche Vorliebe und verfügbare Zeit an.

Als Faustregel kann man sagen: Je schneller ich das Zeug loshaben will, desto weniger Geld bekomme ich dafür. Auf der anderen Seite gilt: Je mehr Zeit ich habe und in das alte Zeug investieren will, desto mehr Geld kann ich noch rausholen.

Ein Beispiel

Spende ich alles an ein Sozialkaufhaus, bekomme ich nichts dafür, bin das Zeug aber ohne großen Aufwand los.

Wenn ich Zeit und Muße habe, könnte ich auch versuchen, die alten Sachen via Kleinanzeigen, Internetauktionen wie eBay oder Reseller zu verkaufen. Das bringt schon mehr Geld, bei einem höheren Zeitaufwand, zumal man ja oft noch alles noch verpacken und verschicken muss.

Ich kann aber auch versuchen, jedes Teil einzeln zu einem Sofortkaufpreis beim Internetauktionshaus eBay oder via Amazon, diversen Nischenseiten (z.B. Booklooker für Bücher) oder Facebook-Gruppen zu verkaufen. Das kann schon mal Wochen bis Monate dauern, bis die Sachen, wenn überhaupt, verkauft werden. Dafür bringt es am meisten Geld ein.

Was ist empfehlenswert?

Nun… Ich nutze eigentlich alle diese Strategien:

  • Müll kommt direkt in die Tonne!
  • Alles, was dafür zu schade ist, schätze ich vom Wert her ein. Dies geht ziemlich gut über die erweiterte Suche bei eBay, über die man sich die verkaufen Artikel anzeigen lassen kann. Dazu einfach einen Haken bei “Verkaufte Artikel” setzen. So kann man schnell einschätzen, ob und welchen Wert eine Sache hat. Hier eine Beispielsuche.
  • Lohnt sich der Aufwand nicht, werden diese Sachen an ein Sozialkaufhaus, Kost-Nix-Läden, Bücherschränke oder auf anderen Wegen verschenkt bzw. gespendet. Alternativ setze ich bei eBay-Kleinanzeigen eine Anzeige mit dem zu verschenkenden Zeug auf und lasse es so abholen.
  • Ist eine Sache aber noch ein bisschen was Wert, stelle ich sie bei eBay mit dem billigsten Sofort-Kauf-Preis (einfach wieder nach einer Suche nach dem Angebotsformat “Sofort-Kauf” und den “Niedrigsten Preis inkl. Versand sortieren) und der Möglichkeit eines Preisvorschlags für einen Zeitraum von 30 Tagen ein. Es empfiehlt sich hier jedoch einmal in der Woche nachzuschauen, ob der gewählte Preis weiterhin der günstigste ist oder angepasste werden muss. Ein Sofort-Kauf-Preis ist aber fast immer höher, als der zu erwartende Erlös einer Auktion. Vieles wird sich so zu einem guten Preis verkaufen lassen.
  • Sollte dies nicht der Fall sein, kann ich mit wenigen Klicks aus dem Sofort-Kauf-Angebot eine Auktion machen. So wird auch der letzte Rest meist noch, wenn auch für wenig Geld verkauft. Und wenn nicht, wird das Zeug ohne zu zögern verschenkt bzw. gespendet!

Den häufigsten Denkfehler vermeiden

Mit dieser zugegeben sehr langatmigen und zeitintensiven Strategie fahre ich ganz gut. Allerdings fühlt es sich auch nicht immer ganz so toll an. Denn das wird oft durch den Besitztums-Effekt (auch Endowment-Effect genannt) vereitelt. Dieser besagt, dass wir oft den Dingen die wir besitzen, einen höheren Wert zuschreiben, als diese wirklich haben.

Es kann schon schmerzhaft sein, ein Buch, welches ich für 15€ gekauft habe, für nur noch 2€ wieder zu verkaufen. Das ist auch oft der Grund, warum wir unser altes Zeug nur so schwer loslassen können. Für uns ist der Wert viel höher, als er wirklich ist. Aber die Alternative, mit dem Zeug die eigene Wohnung und den Keller zu vermüllen, ist wohl auch keine Gute.

Solltest Du zu den Menschen gehören, die gerne in diese psychologische Falle tappen, dann empfehle ich dir, dein Zeug einfach zu verschenken oder als einfache Auktion zu verkaufen. Mache nicht den Fehler und ermittle den Wert dieser Sachen. Freue dich lieber über jeden Euro der reinkommt, als dich zu ärgern, wie viel Geld durch die Nutzung und die Zeit „verbrannt“ wurde. Kaufe in Zukunft vielleicht lieber gebrauchte Gegenstände, die wesentlich billiger sind oder versuche dir Sachen zu leihen oder zu tauschen. Damit schwächt man den Besitztums-Effekt ab.

Weitere Empfehlung

Neben den weiterführenden Links im obigen Text kann ich dir noch unseren Minimalismus-Podcast empfehlen. Dort spreche ich regelmäßig mit Michael über alle Themen rund um den Minimalismus. Zum Thema passen vor allem diese Folgen:

Und wenn du mal mit Anderen live über das Thema Minimalismus, Ausmisten oder ein einfaches Leben sprechen magst, kann ich dir die deutschlandweiten Stammtische empfehlen. Dort lernt man nette Menschen kennen und auch erfahrene Minimalisten bekommen dort immer wieder neue Anregungen.

Was sind deine Erfahrungen mit dem Ausmisten? Wie gehst du vor? Was fällt dir besonders leicht? Was bereitet dir Schwierigkeiten? Und kennst du vielleicht noch weitere Wege, sein Zeug loszuwerden? Schreib mir dazu doch einen Kommentar!

Minimalismus – nur eine romantische Vorstellung?

by Thomas Griesbeck / unsplash.com

In unregelmäßigen Abständen schaue ich mir gerne die Dokumentationen in der ARD-Mediathek an. Weil es so schön einfach, senderübergreifend und kostenlos ist. Die ARD bietet auch immer mal wieder Dokus an, die sich direkt oder indirekt mit dem Minimalismus auseinandersetzen. Zuletzt waren vor allem zwei Dokus, die mich besonders nachdenklich zurückgelassen haben:

Beide Dokus zeigen ein alternative Wohnkonzepte auf, die mich im tiefsten Ruhrgebiet ein bisschen wehmütig stimmen. Auch, wenn diese Konzepte immer noch ein Stück von Thoreaus „Walden“ entfernt sind, so wecken sie doch in mit die Sehnsucht nach einem Leben, welches näher an der Natur befindet.

Aber denke ich länger über diese Alternativen nach, so kommen mir schnell Zweifel:

  • Würde ich wirklich in einer kleinen Hütte bzw. in einem Wohnwagen leben wollen?
  • Ohne warmes Wasser? Vielleicht ohne Strom? Oder gar ohne einen Internetzugang?
  • Will ich in meiner „Wohnung“ im Winter Temperaturen um den Gefrierpunkt haben?
  • Möchte ich auch noch den Rest meiner persönlichen Gegenstände loswerden, nur um näher an der Natur zu leben?
  • Und wäre ein Leben auf irgendeinem Campingplatz wirklich näher an der Natur?

Diese Fragen beziehen sich auf rein auf die Wohnsituation, wie sie in diesen Dokus dargestellt wird. Aber es sind eigentlich grundsätzliche Fragen. Fragen die aufkommen, wenn man den Minimalismus nicht nur als eine moderne Art des ausmisten begreift:

  • Wie soll mein Leben wirklich aussehen? Wie würde es aussehen, wenn ich mich von mehr gesellschaftlichen Konventionen lossagen könnte? Und will ich dies überhaupt? Wie würde ich leben wollen, wenn ich in einem anderen Land oder gar Kontinent geboren wäre und dort eine komplett andere Erziehung, mit anderem gesellschaftlichem Einfluss genossen hätte?
  • Machen die Errungenschaften unserer modernen Gesellschaft überhaupt glücklich? Bei der Möglichkeit kalte Räume zu heizen und Wasser zu erwärmen stellt sich für mich diese Frage nicht. Auch Strom ist als Grundausstattung nicht mehr aus unseren Leben wegzudenken. Aber muss ich wirklich immer und überall Zugriff auf das Internet haben? Muss ich monatlich Terabytes an Daten bewegen? Oder wäre ich vielleicht sogar glücklicher, wenn mein Zugang eingeschränkter wäre? Weniger Geld und weniger Konsum?
  • Wie sieht es mit meinem verbliebenen Zeug aus? Möchte ich noch weniger besitzen, nur um einer Wunschvorstellung gerecht zu werden, die mit dem Minimalismus assoziiert werden? Würde mich noch weniger glücklicher machen?
  • Und möchte ich wirklich in einer Hütte im Wald leben, um mich der Natur verbundener zu fühlen? Oder in einer leeren Wohnung?

Viele der Vorstellungen, die mit dem Minimalismus in mein Leben gekommen sind, halten einer Prüfung meiner Wirklichkeit nicht stand. Das mag bei anderen Menschen wieder ganz anders aussehen. Aber wenn ich mal die vielen Wunschvorstellungen ausblende, die ich durch die vielen Blogs, Bilder und Videos eingetrichtert bekomme, dann stelle ich fest, dass ich aktuell fast genauso leben, wie es sich im Moment für mich richtig anfühlt. Und ich denke, dass es genau darum im persönlichen Minimalismus gehen sollte.

Jeder sollte sich selbst Fragen, wie sein einfacheres Leben aussehen soll: Welche Personen und Dinge sind mir im meinem Leben wirklich wichtig? Und welche bekomme ich von außen aufgezwungen? Was kann, was will ich loslassen? Was möchte ich in mein Leben lassen? Was kultivieren und ausbauen?

Sei ehrlich zu dir selbst und habe den Mut, so zu sein, wie du sein möchtest. Lebe dein Leben, wie du es für richtig hältst. Nicht, wie es dir anderen Menschen vorgeben wollen. Minimalismus ist ein ganzer Lebensstil, keine Anzahl von Dingen!

Was sind deine Wünsche, die du durch ein einfacheres Leben erreichen willst? Was treibt dich an? Woher kommen deine Inspirationen und Wünsche? Und was ist für dich zwar ein netter Gedanke, aber in deinem Leben nicht umsetzbar? Ich freue mich auf deinen Kommentar!

Warum Minimalismus kein Endzustand ist

(C) Marco / flickr.com

Minimalistisch Leben ist nicht immer einfach! Vor allem erfordert es kontinuierliche Aufmerksamkeit. Denn lässt man sein Leben einfach mal für ein paar Wochen dahin schlendern, schleichen sich schnell wieder alte Verhaltensweisen ein.

Aktuelles Beispiel bei mir ist mein Schreibtisch: Grundsätzlich müsste da eigentlich nichts weitere stehen, außer halt der Laptop und eine Computermaus. Ich weiß, dass viele selbst diese nicht mehr benötigen, aber ich will nicht auf eine verzichten.
Leider sieht mein Schreibtisch aktuell etwas anders aus. Schon seit Jahren nutze ich einen sehr alten, externen Monitor sowie eine Tastatur, die ich an meinen Laptop anschließe. Ich finde es einfach ergonomischer als nur auf dem kleinen Laptop zu schreiben.
Daneben hat sich unter meinem Schreibtisch ein Desktoprechner gesellt. Theoretisch lassen sich darauf sogar ein paar Games zocken, was ich aber bisher nicht gemacht habe. Er steht viel mehr dort, weil sich in mir immer wieder der Wunsch nach einem Desktoprechner regt, wenn dort keiner steht. Komplett irrational… Doch ab und zu nutze ich diesen Rechner durchaus mal, weil ich immer mal wieder einen Rechenknecht oder für einzelne Programme das Windows-Betriebssystem benötige.
Auf dem Schreibtisch steht seit geraumer Zeit noch ein kleiner, ebenfalls alter Flachbild-TV. Diesen nutze ich, um alte Spielekonsolen zu testen. Ich komme in letzter Zeit immer mal wieder an welche, repariere und bereite diese auf. Dazu ist der kleine Fernseher wesentlich handlicher, als mein Großer, an dem die verschiedenen Anschlüsse nur schwer zugänglich sind.
Kurz gesagt: Mein Schreibtisch ist voll! Irgendwo stört mich dies, auf der anderen Seite ist es aber auch durch meine Tätigkeiten vorgegeben.

Was ich mit diesem Beispiel sagen will ist, dass es nicht immer einfach ist, alles so minimalistisch zu halten wie man er gerne hätte. Natürlich könnte ich damit aufhören, die alten Konsolen zu reparieren. Nur würde das am Ziel vorbei schießen, weil ich das halt ziemlich gerne tue und es mir viel Spaß macht. Demnach wäre es Quatsch, einfach alles abzubauen.
Wenn ich kein Minimalist wäre, dann würde es mir aber vielleicht gar nicht auffallen, dass mich mein Schreibtisch-Setup innerlich aufwühlt. Nun sehe ich mich aber durchaus als Einer und demnach habe ich mir viele Gedanken um meinen Arbeitsplatz gemacht. So kam ich zu folgendem Kompromiss:

Ich habe den alten Monitor erst einmal vom Schreibtisch genommen und meinen Laptop mit einem anderen Kabel an den TV anschlossen. So lässt sich dieser sowohl als Monitor für den Laptop als auch für den Rechner unterm Schreibtisch nutzen. Ich weiß, dass es wohl sinniger wäre, den Rechner unterm Tisch gleich auch zu entfernen, aber diesen benötige ich aber leider ab und zu als „Rechenknecht“. So ist zumindest ein bisschen mehr Platz auf dem Schreibtisch und ich kann alle meine Aufgaben mit einem Gerät erledigen.

Dadurch, dass mir mein „Problem“ bewusst wurde, habe ich nach einer Lösung gesucht und auch eine gefunden. Und genau das ist es, was ein Minimalist tut: Er identifiziert einen Bereich in seinem Leben, mit dem er unzufrieden ist, weil dieser „zu voll“ ist. Nun denkt er drüber nach und vereinfacht diesen. Was nicht bedeutet, dass er sich ganz davon frei Sprechen kann, dass in anderen Bereichen es nicht wieder “voller” werden kann.

Aus meiner Sicht ist der Minimalismus kein Endziel, welchen man erreichen kann. Es ist kein Punkt im Leben, an dem man ankommt und dann dort bis zum Ende seines Leben verbleiben kann. Viel mehr ist es eine Art Einstellung zum Leben, zu den eigenen Gegenständen, zu seiner Arbeit und den Menschen in seiner Umwelt. All diese Dinge unterliegen ständigen Veränderungen, an die es sich anzupassen gilt. Und mal macht man es sofort, mal erst, nachdem man lange über sich und seine Wünsche und Bedürfnisse nachgedacht hat.

Kennst Du es auch, dass sich machen Bereiche in Deinem Leben immer wieder von alleine füllen? Welche sind dies bei Dir? Und wie gehst Du damit um? Ich würde mich freuen, darüber etwas von Dir in den Kommentaren zu erfahren!

Warum Minimalismus nach dem Ausmisten verdammt weh tun

Wunderkerze

by Jamie Street / via unsplash.com

Vor ein paar Tagen habe ich mich nach einer verdammt langen Zeit mal wieder mit meinem Reader beschäftigt. Auch wenn dieser automatisch alle Beiträge löscht, die älter als ein Monat sind, musste ich mich durch ziemlich viele Beiträge und Artikel all meiner verfolgten Blogs klicken.
Dabei ist mir bei den vielen Schreiberlingen im Bereich des Minimalismus wieder aufgefallen, dass viele Minimalismus fast ausschließlich über die Anzahl der Gegenstände definieren. Dies finde ich entschieden zu kurz gegriffen. Ich kann aber auch verstehen, warum dies so ist.

Viele finden zum Minimalismus über ein Gefühl des Zuviel. Es ist erst ein unbewusstes und nicht allzu leicht zu fassendes Gefühl. Sie merken, dass sie etwas belastet und glauben irgendwann, dass es an all dem Zeug liegt, welches sich in ihren Wohnungen angesammelt hat. Mir erging es vor über fünf Jahren ähnlich.
Dann wird ausgemistet, verkauft, verschenkt und weggeworfen, was das Zeug hält. Nicht alles auf einmal sondern in vielen Wellen. Und am Ende fühlen sie sich tatsächlich erleichtert und besser.

Und nun?

Tja… Danach wird immer weiter auf diesem Thema herumgeritten und es aus allen möglichen Sichtweisen interpretiert. Dazu, von all dem Eifer gepackt, wird mit dem Ausmisten weiter gemacht. Auch wenn schon nix mehr da ist. Aber da muss ja noch was gehen. All die Leute in den Videos und Blogbeiträgen habe ja (vermeintlich) auch fast nix in ihren Wohnungen. Da muss man doch auch irgendwie hinkommen.
Und so wird über die eigene Wohlfühlschwelle hinaus reduziert. Da muss der Fernseher dran glauben, weil es in diesen Kreisen verpönt ist, einen zu besitzen. Einen TV haben ja nur Leute, die ein bisschen blöd sind. Oder das Auto, denn eines zu besitzen ist ja total umweltzerstörend, zudem total teuer und natürlich doof…

Mag ja alles richtig sein. Aber irgendwann stellen viele dann fest, dass es eigentlich doch ganz schön ist, sich mal auf der Couch einzukuscheln und einen Film zu schauen. Oder mit dem Auto schnell und ohne große Mühe irgendwohin zu kommen. Und dann werden die Sachen wieder angeschafft. Auch ich kann mich von diesem Fehler nicht freimachen…

Worum geht es beim Minimalismus wirklich?

Ich behaupte, dass hinter all dem der Wunsch nach Freiheit steckt. Der Wunsch, sein Leben so leben zu können, wie man es gerne würde. Hinter weniger zu besitzen und durch Konsumreduzierung weniger Geld auszugeben steht der Wunsch, sein Leben einfacher nach den eigenen Wünschen gestaltet zu können. Wir wollen nicht mehr in diesem RatRace mitmachen und mit den Nachbarn um das tollere Auto konkurrieren.
Wir wollen vielleicht lieber malen, schreiben, einen Garten bepflanzen, in der Sonne oder auf der Couch liegen und die Gedanken schweifen lassen…
Und deswegen wollen wir eigentlich weniger Arbeiten, uns mit den Menschen umgeben, die uns wirklich wichtig sind, mit den Sachen beschäftigen, die für uns Sinn ergeben und an dem Ort leben, an dem es uns wirklich gut geht.

Mein Wunsch nach Freiheit

Genau diese Freiheiten habe ich mir insgeheim gewünscht, als ich mit dem Reduzieren begonnen habe. Ich wollte nicht in einer leeren Wohnung sitzen und kahle Wände anschauen. Ich wollte nur noch die Sachen um mich haben, die mir wirklich etwas bedeuten und die mir Freude schenken. Und ich wollte eben dieses Zeug einfach von einem Ort zu andern umziehen können. Mehr Zeit für die Tätigkeiten haben, die mich wirklich interessieren, die für mich einen Sinn ergeben und die mir Freude machen. Und nicht zuletzt wollte ich auch einfach Zeit für Muße* haben…

Aber…

Und hier wird die ganze Sache interessant: Das einfache Ausmisten ist nur mit wenig Schmerz verbunden. Klar, wir trennen uns vielleicht von Dingen, die uns etwas bedeuten. Aber der (Wachstums-)Schmerz, den wird dabei empfinden, hält sich in Grenzen.
Vor allem deswegen, weil wir auch direkt belohnt werden: Denn entweder bekommen wir schon durch den Verkauf von unserem Zeug etwas Geld in unsere Kassen. Oder wir geben weniger aus und haben so mehr Geld in der Tasche. Geld ist hier ein wunderbarer Verstärker, denn er lässt sich ziemlich einfach erfassen und messen.

Aber wenn ich mich ernsthaft mit der Frage beschäftige, ob ich die Arbeit in die ich tagtäglich mehr als 8 Stunden investiere, auch wirklich ausüben möchte, kann es ziemlich schnell sehr, sehr weh tun. Wenn ich zu dem Entschluss kommen würde, dass ich meine (Lebens-)Zeit lieber mit anderen Dingen verbringen möchte, dann ist dies mit sehr großen Schmerzen verbunden. Denn dann müsste ich mich eigentlich damit beschäftigen, wie ich aus dieser Falle herauskomme. Und dadurch kommen genau die Fragen hoch, die ans Eingemachte gehen!
Genauso habe ich vor einigen Monaten schon mal die Frage nach dem Lebensort gestellt. Dabei war den Kommentaren zu entnehmen, dass die wenigstens sich den Ort, an dem sie Leben wirklich ausgesucht haben. Hier kann ich aus eigener Erfahrung sagen, wie viele Schmerzen es mir bereitet hat (und weiterhin tut), genau diesen einfach Schritt zu machen. Aber dazu ein andermal mehr.

Die wichtigen Fragen im Leben sind Schmerzhaft!

Fakt ist, die Beschäftigung mit den wirklich wichtigen Fragen zu unserem Leben und der eigenen Zufriedenheit, sind verdammt schmerzvoll. Aber ich kann auch verstehen, dass diese Fragen nicht gestellt oder umgangen werden. Denn diese könne im schlimmsten Fall sogar krankmachen. Denn wenn ich zu dem Schluss komme, dass ich vermeintlich nichts an meiner Situation ändern kann, so kann dies in einer handfesten Depression oder schlimmerem enden.

Trotzdem bleibe ich dabei, dass die wirklich wichtigen Fragen des Minimalismus noch nicht angegangen wurden! Für das Problem mit dem vielen Zeug bestehen schon genug Lösungsansätze, damit jeder dem Herr werden kann.
Aber zu den oben genannten Themen existieren so gut wie keine Herangehensweisen und Lösungen, die jedem Einzelnen da draußen helfen können, der diese Zeilen hier ließt und sich nicht nur oberflächlich mit dem Minimalismus auseinandersetzen möchte. Wobei ich aber auch weiß, dass das nicht viele Personen sein dürften…

Was ist für Dich die Motivation hinter einem einfachen, minimalistischen Leben? Was sind für Dich die Themen, die nach dem Ausmisten kommen? Und beschäftigst Du Dich mit den Themen, die Dir wirklich wehtun? Welche sind dies für Dich?