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Schulden

Vorweg wieder ein kleiner Disclaimer: Im folgendem Text gebe ich lediglich meine eigenen Sichtweisen und Gedanken wieder. Mir ist durchaus bewusst, dass dieser Text nicht jedem zusagen wird oder kann, da es zu viele verschiedene Lebensweisen und -umstände gibt, die mit dieser Sichtweise nicht in Einklang zu bringen sind. Ich bin auch kein Finanzexperte (Gott bewahre) und gebe hier ausdrücklich keine Handlungsaufforderungen oder Ratschläge! Jeder entscheidet selbst über seine Finanzen und ist allein für die Ergebnisse und Konsequenzen verantwortlich.

Vor einigen Wochen hat das statistische Bundesamt die seit 2008 jährlich erscheinende Statistik zur Überschuldung privater Personen herausgegeben. Bei den aktuell veröffentlichten Daten handelt es sich um die Erhebung für das Jahr 2011. Dies nahm ich zum Anlass, mir ein paar Gedanken zum Thema Schulden zu machen.

Vor Jahren habe ich eine sehr interessante Erläuterung des Wortes „Schulden“ gehört. Leider kann ich die Quelle nicht mehr betiteln. Aber die Aussage war in etwa folgende:

„Schulden sind eine Wette auf die Zukunft. Eine Wette (sowie die Hoffnung), dass es mir (als Schuldner) in der Zukunft mindestens genauso gut gehen wird, wie es zum Zeitpunkt des Schuldantritts ging.“

Diese Definition gibt meinem finanziellen Handeln nicht nur eine Richtung, sondern hält diese auch in wunderbar einfachen Bahnen. Denn ich kann nie wissen, was meine Zukunft für mich bereit hält, weshalb ich auch jegliche Arten von Schulden für meinen Lebensweg stark ablehne.

Da dieses Thema für viele äußerst heikel ist, möchte ich diese Ansicht auch nicht weiter vertiefen und mich dem veröffentlichten Bericht zuwenden, denn dieser gibt einen Einblick in die Gründe, wie man in Schuld gerät. Vorab sei gesagt, dass sich die Zahlen auf Auswertungen von „fast 74.000 Personen“ aus 220 teilgenommenen Beratungsstellen beruhen.

Die fünf gravierensten Gründe für Überschuldung

Interessant ist vor allem Tabelle 3 des Berichtes, in der abzulesen ist, welche Hauptauslöser es für eine Überschuldung gibt. Alle Personen zusammengefasst sind die fünf gravierendsten Gründe in absteigender Reihenfolge: Arbeitslosigkeit; Trennung oder Scheidung; Erkrankungen, Sucht oder Unfälle; eine unwirtschaftliche Haushaltführung; sowie eine gescheiterte Selbstständigkeit. Interessanterweise ist die Haushaltsgründung und die Geburt eines Kindes mit nur 1,7% wesentlich kleiner, als gescheiterte Immobilienfinanzierungen mit 3,9%.

Arbeitslosigkeit

Nachdenklich macht mich hier der Punkt Arbeitslosigkeit. Ist es die Arbeitslosigkeit oder sind es vielleicht die eingegangenen Verbindlichkeiten, die nicht mehr bezahlt werden können, weil die oben beschriebene „Wetten“ verloren wurden? Ist es dann nicht die Autofinanzierung, der Immobilienkredit, das auf Pump gekaufte, neue Wohnzimmer, der Handyvertrag oder der mit 0% finanzierte 1200€ Laptop?

Jede Verpflichtung frist die letzten Reserven auf

Wenn das regelmäßige Einkommen jedem Monat auf dem Konto erscheint, mag alles noch im Rahmen erscheinen, aber wenn dies nicht mehr der Fall ist, frisst jede zusätzliche Verpflichtung die letzten Reserven und Rücklagen auf. Dies umschreibt das Statistische Bundesamt unscheinbar mit „unwirtschaftliche Haushaltsführung“.

Trennungen

Bei Trennungen mag dies ebenfalls ein großer Faktor sein. Die Lebenshaltungskosten steigen instantan, durch getrennte Wohnungen. Und zusätzlich müssen die gemeinsamen und eignen Verbindlichkeiten weiter getragen werden. Von Scheidungskosten möchte ich hier noch nicht einmal anfangen.

Und bei Erkrankungen und Unfällen aller Art sind bereits vorhandene Schulden ebenfalls nicht hilfreich. Arztbesuche, Reha-Maßnahmen und Medikamente können dazu schnell ziemlich teuer werden.

Schulden ziehen in den Abgrund

Dies ist mit Sicherheit eine stark vereinfachte Auflistung, die ich hier zusammengetragen habe. Aber sie macht eines deutlich: Wenn mich ein Schicksalsschlag trifft und bereits Schulden und andere Verpflichtungen vorhanden sind, werde mich diese in einer ohnehin schon schwierigen Lage, noch weiter herunterziehen.

Deshalb gehe ich ungerne Verträge ein, sie sich nicht innerhalb kürzester Zeit kündigen lassen. Und vor neuen Anschaffungen über lege ich es mir mehrfach, ob es sich loht, das Geld in materielle Güter, anstatt in Zeit zu tauschen.

Ein einfaches Leben schützt mich nicht vor Schicksalsschlägen, aber durch einen vernünftigen, auch zurückhaltenden Umgang mit Geld lässt es sich doch sorgloser leben.

eBook vs. gedruckes Buch

Ich bin ein Freund von neuem technischen Spielzeug und grade das elektronische Buch hat es mir seit meiner frühen Internetzeit um die Jahrtausendwende angetan. Die Vorstellung, geschrieben Texte nicht mehr ausdrucken zu müssen, diese aber auch nicht am PC-Bildschirm zu lesen, war damals ein Traum von mir. Die Einführung von Flachbildschirmen machte das Lesen schon etwas erträglicher, aber schön war anders. Meine ersten elektronischen Bücher las ich um 2002 auf meinem kleinen Siemens-Handy. Aber auch das war keine Alternative.
Als die ersten Lesegeräte mit elektronischer Tinte auf den Markt kamen, hatte ich die Möglichkeit mir eines anzuschauen. Damals dauerte das Umblättern der Seite noch unwahrscheinlich lange und es machte keinen Spaß, da das Flackern des Schirmes sehr störte.
Interessant wurde das Thema erst, nachdem ein großes Internetkaufhaus seinen günstigen und guten eReader auch in Deutschland verkaufte und Tabletcomputer, grade mit 7 Zoll Bildschirmdiagonalen, auf den Markt kamen. Beides eignet sich, wenn die Qualität des Gerätes stimmt, hervorragend zum Lesen. Elektronische Tinte ist fast vergleichbar mit einem herkömmlichen Buch, wogegen Tablets mit einen Farbdisplay mehr Möglichkeiten bieten. Soviel zur technischen Seite.

Viel interessanter sind die Fragen, die sich durch die Nutzung von digitalen Büchern ergeben. Die Vorteile liegen auf der Hand. Der Buchkauf ist jederzeit über meist eingebaute Shops möglich und die Bücher kosten meist 2-3 Euro weniger (englische Versionen sind meist wesentlich günstiger) als in der gedruckten Variante. Und genau hier besteht für mich der größte Nachteil: Ich kann die gekauften Bücher nicht wieder verkaufen. Denn wie bereits im letzten Artikel beschrieben, möchte ich die Bücher nicht besitzen, sondern mir deren Inhalte erlesen. Natürlich nehmen eBooks keinen physischen Platz mehr ein oder müssen abgestaubt werden. Deshalb eignet sich diese Art von Büchern besonders, wenn ich weiß, dass ich diesen Buch gerne behalten möchte.
Nachteilig ist auch die Tatsache, dass ich ein elektronisches Buch niemandem leihen kann. Glücklicherweise gibt es immer mehr Büchereien, die eine „digitales Bücherregal“ besitzen, in dem sich auch noch viele Hörbücher finden lassen.

Wie sieht nun meine konkrete Nutzung bei eBooks aus?
Will ich ein Buch nur einmal lesen und ist es kein Kandidat für mein kleines Bücherregal greife ich nach wie vor zur Printversion. Diese kann ich nach dem Lesen verkaufen, verschenken oder spenden.
Zuerst schaue ich in den Onlinekatalogen der Büchereien nach, in denen ich Mitglied bin. Meist finde ich in den Katalogen dann auch einen Hinweis, wenn das gesuchte Buch als eBook vorhanden ist. Somit enfällt der Weg zur Bücherei, den ich aber eh jeden Samstag Vormittag antrete.
Gibt es das Buch nicht in den Büchereien, schaue ich nach, was das Buch neu und auf den Gebrauchtmarkt kostet. Wenn der Preis für das gebrauchte Buch in Internetauktionshäusern oder beim Internetkaufhaus nicht viel günstiger ist, kaufe ich es mir auch gerne neu. Nach dem Lesen wird das Buch verkauft, verschenkt oder gespendet.
Alternative finde ich das Buch auch als eBook. Wenn dies signifikat günstiger ist, vielleicht auch auf englisch, dann greife ich hier zu. Der Preis sollte aber nicht viel höher sein, als der Lesepreis (Kaufpreis – Verkaufspreis = Lesepreis).

Ich versuche mir aber so wenig Aufwand wie möglich zu machen. Lieber verschenke oder entsorge ich das Buch, als es über Monate immer wieder in einer Auktion nicht zu verkaufen, nur um vielleicht nach Monaten mal den einen Euro dafür zu bekommen und es dann noch eintüten und zur Post tragen zu müssen.
Auf der anderen Seite kaufe ich mir auch gerne mal ein Buch, weil es grade im Buchladen vor mir lag und mich interessierte.

Wie gehst Du mit dem Thema um? Liest Du nur noch eBooks oder aus Prinzip ausschließlich Gedrucktes? Oder kaufst Du vielleicht gar keine Bücher?

das Buch-Paradoxon

Am vergangenen Samstag bin ich mal wieder ganz klassisch in eine kleine Buchhandlung gegangen und habe mir ein Buch gekauft. Einfach so, weil mir das Cover sowie der Klappentext gefallen hat und ohne im Netz Bewertungen oder wen Wiederverkaufswert zu ermitteln. So bin ich auf dem Rückweg auf ein erstaunliches Paradoxon gestoßen.

Wie bemisst sich der Wert eines Buchs? Durch den Inhalt? Durch die persönliche Relevanz? Durch die Gestaltung? Durch die Physikalität?
Im Grunde geht es ja um den Inhalt, weswegen ich zu einem Buch greife. Ich werde, durch das Cover, die Bewertungen und die persönliche oder computergenerierte Empfehlung darauf aufmerksam und interessiere mich für dieses Buch. Ist nun noch der Preis, in Form von Geld und/oder Zeitaufwand für das Lesen gerechtfertigt, dann greife ich zu. Ich zahle also beispielsweise 10 Euro für den Konsum des geschriebenen Werkes.

Das Paradoxon beginnt an der Stelle, an der ich mich entscheide, dieses Buch wieder loszuwerden: Nach dem Lesen hat ein durchschnittliches Buch im Grunde keinen Wert mehr für mich. Ich könnte es also einfach entsorgen, da ich die Geschichte gelesen oder die Fakten verinnerlicht habe. Das gleiche Buch steht aber weiterhin im Laden für den vollen Preis zum Kauf. Demnach muss es ja für andere Menschen noch einen gewissen Wert besitzen, weshalb ich es nicht einfach in den nächsten Altpapiercontainer schmeißen möchte.
Also entschließe ich mich, dieses Buch zu verkaufen. Nach einigen Recherchen stelle ich vielleicht fest, dass dieses Buch auf dem Markt nicht mehr so gefragt ist und vielleicht noch einen Euro wert ist. Hier findet nun eine Abwertung von 9 Euro satt. Wenn ich dies bemerke, machte sich in mir lange Zeit eine Trotzreaktion breit. „Wieso soll ich das Buch denn überhaupt verkaufen, wenn ich doch jetzt nur noch einen Euro dafür bekomme. Dann behalte ich es lieber.“
Genau hier zeigt sich das Buch-Paradoxon: Ich habe das Buch gekauft, um den Inhalt lesen zu können. Hier war es mir 10 Euro wert. Nachdem ich es gelesen habe, hat es aber nur noch einen imaginären Wert von 10 Euro. Deshalb mag ich es auch nicht für nu einen Euro verkaufen, es kostet ja schließlich im Laden 10.
In diesem Moment verwechsel ich zwei verschiedene Dinge: Ich vertausche den Wert, den der Inhalte des Buches für mich vor dem Lesen darstellte, mit dem des physischen Objektes, der nach dem Konsum übrig geblieben ist. Dies sind zwei unterschiedliche Wertedimensionen, die ich hier miteinander vergleiche. Natürlich passt dies nicht zusammen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Preis des Marktes nicht unbedingt dem des Geschäftes entsprechen muss, in dem ich es gekauft habe.

Was also tun, wenn ich das Buch eigentlich nicht mehr benötige, aber es für den Preis nicht abgeben möchte?
Ganz einfach: Ist der Inhalt oder die physische Gestalt dieses Buches für mich und mein Leben so wichtig, dass ich dieses Buch unbedingt im Schrank aufbewahren muss?
Für die meisten Bücher konnte ich diese Frage verneinen. Also kamen diese Bücher weg. Sie wurden, vielleicht auch nur für ein paar Euros verkauft, an mir wichtige Personen verschenkt, der hiesigen Bücherei gespendet oder in öffentlichen Bücherschränken ausgesetzt.
Aber was, wenn ich dieses Buch irgendwann nochmals brauche oder lesen möchte?
Ich kenne nur sehr wenige Bücher, die ich nicht in öffentlichen Bibliotheken leihen oder in Internetauktionshäusern oder -shops für kleines Geld kaufen würde, falls dieser Fall eintreten sollte. Und bei mir ist die auch nach Jahren noch nie der Fall gewesen.
Aus diesem Grund beziehe ich die meisten Bücher auch in den drei öffentlichen Büchereien bei denen ich Mitgleid bin oder gleich auf dem Gebrauchtmarkt. Wobei ich ab uns zu gerne in eine Büchhandlung gehe und dann auch gerne mal, ohne groß drüber Nachzudenken ein Buch kaufe. Einfach weil es so schön ist und ich den Geruch von neuen Büchern liebe.

Übrigens gilt dieses Paradox nicht nur bei Büchern, sondern für fast alle alltägliche Medien, wie Zeitschriften, Datenträgern mit Filmen oder Videospielen oder anderen physisch erwerbbaren Konsumgütern.

minus 100

Eigentlich wollte ich heute endlich die Artikelserie über die kleinen und großen Ablenkungen abschließen. Aber mir ist vor Weihnachten überraschend ein Buch dazwischen gekommen, welches wirklich gut zum Thema passt und einige interessante Lösungen breitstellen soll. Deshalb werde ich mit diesem Artikel noch ein paar Tage warten.

Aufmerksame Leser meines Twitterfeeds werden im November von mir eine Frage gelesen haben:
Schaffst Du es bis Silvester 100 Dinge „loszulassen“?
Bereits Anfang November hatte ich mir vorgenommen, 100 Dinge aus meinem Leben zu entsorgen. Leider kam dann mein Ausfall dazwischen. Ich möchte hier jetzt keine Liste zum Besten geben, jedoch meine Erfahrungen und die Schwierigkeiten beschreiben, am Tag 1-2 Teile auszumisten.

Grundsätzlich habe ich auch hier wieder festgestellt, dass diese Aktion in Wellen verlief. An einigen Tagen habe ich eine ganze Kiste voll Kram entsorgt, an anderen Tagen viel mir nichts in die Hände, was weg sollte. Gezielt gesucht habe ich nämlich nicht, sondern nur etwas entsorgt, was mir über den Weg lief.
Natürlich habe ich das meiste nicht einfach in den Müll geworfen, sondern entweder vernünftig entsorgt, oder aber verschenkt, verkauft oder absichtlich verloren.

Herausgefunden habe ich, dass es neben den privaten Internetauktionshäusern noch viel weitere Möglichkeiten gibt, sein nicht mehr benötigtes Zeug loszuwerden. Dabei kann man sich sogar aussuchen, wie viel Aufwand man selbst in Kauf nehmen möchte. Das Spektrum reicht hier von trade-in-Händlern, über Kleinanzeigen, bis hin zum Verkauf über das allgegenwärtige Internetversandhaus. Je einfacher und schneller der Verkauf sein soll, desto wenige Geld bekommt man jedoch für sein Zeugs.

Und wieder einmal habe ich feststellen können, wie schwer es ist, sich von manchen Dingen zu trennen. Als Highlight kann ich hier mein Smartphone nennen, welches ich dann doch endlich durch eine Kleinanzeige verkauft habe. Und das, trotz kleinem Defekt, noch zu einem ziemlich guten Preis. Trotzdem war es nicht einfach, mich dazu durchzuringen. „Vielleicht könnte ich es ja irgendwann noch einmal gebrauchen!“ Ja nee, is klar…
Allerdings durfte ich auch erleben, dass es doch nicht immer alles so sorgenfrei Funktioniert  wie gedacht. Es kam zu Unstimmigkeiten bei einem trade-in-Händler und auch Internetauktionen laufen nicht immer Reibungslos ab. Ganz zu schweigen von den Gepflogenheiten auf Kleinanzeigenportalen…

Heute kann ich sagen, dass in den letzten 2 Monaten 99 Teile losgeworden bin. 😉 Und dass ohne zu Schummeln. Meine Schrömmelschublade ist weiterhin voll und ich wollte auch nicht jede einzelne Teesorte einzeln berechnen.

Es war aber schön, wieder einmal achtsamer durch die Wohnung zu streifen und sich nach langem Überlegen dann doch von einigen Dingen zu trennen.
Zudem wird es aber zunehmend schwerer überhaupt etwas zu finden, was sich noch ausmisten lässt. Die Teile werde immer größer oder spielen in meinem Leben eine größere Rolle. Eine nicht gemochte Teesorte auszusortieren ist bei Weitem einfacher, als ein Smartphone, Möbel oder einen Rechner abzugeben. Dies liegt nicht nur an der persönlichen Relevanz, sondern auch am Aufwand und dem finanziellen Verlust, der entstehen kann.

Bestimmt werde ich einen solchen Ausmist marathon irgenswann einmal wiederholen. Nur ein Jahr lang würde ich es wohl nicht durchhalten. Hut ab vor den Menschen, die sowas schaffen!

Geld ist Zeit

Vorweg ein kleiner Disclaimer: Im folgendem Text gebe ich lediglich meine eigenen Sichtweisen und Gedanken wieder. Mir ist durchaus bewusst, dass dieser Text nicht jedem zusagen wird oder kann, da es zu viele Lebensweisen und -umstände gibt, die mit dieser Sichtweise nicht in Einklang zu bringen sind. Ich bin auch kein Finanzexperte (Gott bewahre) und gebe hier ausdrücklich keine Handlungsaufforderungen oder Ratschläge! Jeder entscheidet selbst über seine Finanzen und ist allein für die Ergebnisse und Konsequenzen verantwortlich.

Auf dem Blog simplicity365 hat die Autorin kürzlich ihre Fixkosten in Arbeitstage umgerechnet. So etwas wird, in der einen oder anderen Form, sicherlich jeder schon einmal gemacht haben. Und es ist auch durchaus sinnvoll, sich einmal vor Augen zu führen, was das Leben und vor allem die eigenen Konsumwünsche kosten. Ich mache solche Rechnungen natürlich auch.

Zeit ist Geld

Wie oft habe ich diese (leere?) Phrase schon gehört? Es mag ja durchaus sein, dass wir unsere Zeit unter gewissen Umständen durch unsere Arbeitskraft (in welcher Form auch immer) in Geld umwandeln können. Jedoch finde ich diese Aussage sehr schwammig und nicht unbedingt zutreffend. Denn eine Zeiteinheit ist in unserer Gesellschaft nicht unbedingt gleich eine Geldeinheit. Zudem ist es nicht einfach möglich Arbeitszeiteinheit in eine Geldeinheit zu tauschen. Dazu benötigen wir beispielsweise einen Arbeitgeber oder eine selbstständige Tätigkeit, für die uns jemand bezahlt, wobei Bezahlungen nicht unbedingt immer in Geld erfolgen müssen. Außerdem kann die psycho-physische Einheit „Mensch“ nicht beliebig viel Zeit in Geld tauschen. Dieser Versuch führt heutzutage viele Menschen in Depressionen und Burnout. Deshalb drehe ich den Spieß einfach um:

Geld ist Zeit

Ich kann natürlich kein Geld in Zeit umwandeln. Eine solche Welt wäre auch nicht lebenswert, wie der Film In Time auf beeindruckende Weise zeigt. Wenn ich aber ziemlich genau weiß, wie viel Geld ich zum Leben brauche, habe ich mehrere Möglichkeiten:

– Ich kann meine Lebenszeit, in der ich versuche Zeit in Geld zu tauschen einschränken, um mich meinen Wünschen und Träumen zu widmen. Dazu würden Teilzeitbeschäftigungen oder andere Lebensweisen zählen, die Jan Grossarth in „Vom Aussteigen und Ankommen“ beschreibt.

– Weiter kann ich auch Geld in Zeit tauschen, indem ich erst einen gewissen Betrag anspare, den ich dann in „frei verfügbare“ Lebenszeit eintauschen kann. Das kann in Form eines Sabbatjahres oder dergleichen geschehen. Der Ansparzeitraum sollte hierbei aber nicht zu lang bemessen werden. Wenn ich beispielsweise mein Leben im Ruhestand genießen will und zuvor über Jahrzehnte blind Geld anspare, kann dies zu den schon oben erwähnten Burnouterscheinungen führen. Und im schlimmsten Fall erreiche ich vielleicht nicht mal mehr dieses Alter oder kann die Zeit durch Krankheit nicht vernünftig genießen. Natürlich wünscht sich jeder für sich keinen solchen Lebensabend, aber keiner weiß heute, was die Zeit bringen wird.

Diese Denkweise, dass sich Geld durchaus in Zeit umwandeln lässt und die sich daraus ergebenen Konsequenzen für das eigene Leben sind jedoch nicht einfach umzusetzen. Sie sind nicht bzw. nur schwer und durch Anstrengung mit den Normen und Gepflogenheiten unserer heutigen Gesellschaft kompatibel. Auch wird Mut und ein gewisser Eigensinn für eine Umsetzung vorausgesetzt. Nicht jeder will bzw. kann seine Arbeitsstundenanzahl reduzieren oder ist bereit erkämpften Lebensstandard aufzugeben. So versucht man sich zu arrangieren. Dies kann klappen, muss es aber nicht.

Zudem hat sich in den letzten Jahren, spätestens seit den diversen „Krisen“ seit 2008, eine tiefsitzende Angst vor sozialem Abstieg, Arbeitslosigkeit und der Aufgabe der errungenen Bequemlichkeit gebildet. Hier stelle ich mir oft die Frage, ob hier nur Angst geschürrt wird, oder ob diese Ängste berechtigt sind.

Der Minimalismus und das Führen eines einfachen Lebens ist eine Antwort auf diese Krisen, geben aber auch, durch die Aufgabe von exzessivem Konsum, mehr Raum für die obigen Überlegungen.

Ein hypothetisches Beispiel: Wenn man weiß, dass 1600 Euro pro Monat für ein Zweipersonenhaushalt (Quelle) benötigt werden, kann ich schnell einschätzen, wie viel Zeit ich für einen Mittelklassewagen für verliere, der ca. 17.000 Euro in der Grundausstattung kostet. Man könnte also mindestens über 10 Monate ein freies Leben führen, vermutlich jedoch länger. Das heißt, fast ein Jahr „am Meer“ oder in den Bergen leben. Ein Jahr an dem Roman schreiben, für den man immer Zeit haben wollte. Ein Jahr anderen Menschen helfen, ein Handwerk erlernen, die Natur studieren, das eigene Kind aufwachsen sehene oder mit dem Rad die Welt umrunden. Halt seine eigenen Träume leben. Anstatt eines Autos hätte man sich ein freies, bewusstes Jahr erarbeitet, um diese umzusetzen oder zumindest zu beginnen!

Wie weit man diesen Gedanken folgen kann oder möchte und ihnen vielleicht die Chance zum Wachsen gibt, bleibt jedem selbst überlassen. Ich bin durchaus der Überzeugung, dass Geld sich unter den beschriebenen Voraussetzungen in qualitativ hochwertige, freie und bewusste Zeit eintauschen lässt. Aber ich glaube auch, dass man dies wirklich wollen muss und bereit sein muss, dafür auch viele Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen…