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Ist es mir meine Zeit wert?

Eine meine größten Baustellen und das schon über Jahre ist meine Überforderung, was den allgemeinen Medienkonsum angeht. Dies habe ich auch im Blog immer wieder beschrieben. Ich weiß oft nicht wirklich, wo mir der Kopf steht, weil all die Medien einfach zu viel werden. Gerne würde ich alles Lesen, Sehen oder Hören, was mich interessiert. Und das ist eine ganze Menge.
Schon oft habe ich mich an Lösungen versucht, bin dann aber doch immer wieder gescheitert. Mit der Zeit wuchsen die (Warte-)Listen immer weiter an. Und trotzdem bin ich weiterhin auf der Suche nach Abhilfe.

Seit einiger Zeit versuche ich, mir nicht immer wieder neue Sachen zu kaufen, sondern erst die zu »verbrauchen«, die ich besitze. Das ist leichter gesagt als getan, denn dass was ich besitze, hat irgendwie seinen Reiz verloren. Komisch eigentlich.
Aber dann kam ich bei der Betrachtung meines Bücherregals und den vielleicht 10 ungelesenen Büchern auf einen Gedanken:
Ich fragte mich, warum diese Bücher hier stehen, ich sie aber doch nicht lese. Und dann viel es mir auf. Die Zeit, die ich in das Lesen der Bücher investieren müsste, ist mir einfach zu schade. Das liegt vermutlich daran, dass die Themen der Bücher mich im Moment nicht ansprechen. Ich weiß aber auch, dass wenn die Themen wieder aktuell werden, ich mich vermutlich nach neuen Büchern umsehen würde. Demnach können die Bücher weg.

Das Gleiche fiel mir schon des öfteren bei Computerspielen auf. Es gibt Spiele, die fesseln mich und ich spiele diese verdammt lange. Es gibt aber auch welche, auf die ich nach einer Stunde keine Lust mehr habe. Ich habe es angespielt, habe mir eine Meinung gebildet und gut is. Meine Neugier darauf ist befriedigt und ich kann mich dem nächsten Spiel widmen.

Vielleicht ist das die Lösung: Vielleicht sollte ich mich intensiv vor einer Anschaffung mit der Frage beschäftigen, ob mich das Buch, das Spiel, der Film wirklich interessiert und mir die entscheidende Frage stellen: Ist mir das Produkt meine kostbare Lebenszeit wert?
Falls ja, ist alles gut. Wenn nicht, muss ich das Buch, das Video oder Spiel auch nicht kaufen, leihen und konsumieren.

Ich bin gespannt, wie weit ich mit dieser Erkenntnis dieses Mal komme…
Kennt Ihr das Problem? Wollt Ihr auch mehr, als Ihr Zeit habt? Oder habt Ihr andere Auswahlkriterien oder -techniken? Diese würden mich sehr interessieren!

Es sich leisten können

Viele schnelle Käufe werden unüberlegt getätig. Darauf zielt Werbung im Allgemeinen und das Verpackungsdesign im Kaufhaus im Speziellen ab. Wir sollen zum Kauf verführt werden. Soweit nichts wirklich neues.
In den letzten Woche ist mir, unterwegs in den Einkaufsstraßen mit ihren vielen Geschäften, immer wieder eine Phrase durch den Kopf gesprungen, die zentral für einen Spontankauf ist.

Warum eigentlich nicht? Eigentlich kann ich es mir ja leisten.“

Damit sind nicht mal große Teile gemeint, sondern eher die vielen kleinen Verlockungen im Alltag. „Diese Zeitschrift sieht doch interessant aus.“ „Das Deo riecht aber gut.“ „Diese leckere weiße Schokolade habe ich mir schon lange nicht mehr gegönnt.“”Was macht es schon, eine Hose mehr zu besitzen?” oder „Warum sollte ich jetzt auf einen kleinen Hamburger verzichten, wenn ich doch leichten Hunger habe?“
Diese und ähnliche Gedanken schossen mir bei einzelnen Produkten durch den Kopf. Mal bin ich schwach geworden, mal auch nicht. Aber grade der Verzicht fordert eine Menge Aufmerksamkeit und Willensfähigkeit.
Wenn ich kleinen Verführungen nachgebe, stelle ich schnell fest, dass es in der Summe gar nicht mal so wenige sind. Die einzelnen Ausgaben, Belohnungen und Spontankäufe läppern sich und am Ende eines (schwachen) Tages sind es gar nicht mal so wenige.

Aber wie kann ich diesen Käufen aus dem Weg gehen?

  • Aus dem Weg gehen ist schon mal ein guter Schritt. Wenn ich nicht in einem der modernen Konsumtempel unterwegs bin, kann ich auch nix kaufen.
  • Wenn ich aber nun dort hin muss, ist die gute, alte Einkaufsliste immer noch das beste Mittel gegen den spontanen Kauf. Rein ins Geschäft, das einpacken, was gebraucht wird und wieder raus. Kurz und schmerzlos.
  • Werbung gehe ich persönlich, da wo ich es kann (TV, Internet, etc.) aus dem Weg. Auch wenn natürlich jeder behautet, dass Werbung grade bei ihm nicht funktionieren würde, so ist es doch psychologisch erwiesen, dass sie funktioniert. Sonst wären Unternehmen wohl nicht bereit dafür hunderte Millionen Geldeinheiten dafür auszugeben.
  • Ferner lohnt es sich, die eigenen Gewohnheiten mal unter die Lupe nehmen. Welche Sachen kaufe ich regelmäßig? Brauche ich diese überhaupt? Oder suche ich regelmäßig, vielleicht sogar aus Langeweile, Geschäfte auf, die mich zum Kaufen anregen (Zeitschriftenläden, Supermärkte, Shoppingmalls im allgemeinen)?
  • Und zu guter Letzt, sollte einfach mal „Nein!“ gesagt werden. „Nein, ich brauche diesen Schokoriegel jetzt nicht.“ „Nein, ich habe noch genug Bücher zu lesen.“ oder „Nein, ich besitze schon genug Zeug in meiner Wohnung (oder der Küche, im Kleiderschrank, etc.).“

An diesem Punkt möchte ich auch nochmal auf die „drei goldenen Regeln“ von Isabell hinweisen, über die wir auch schon im Minimalismus-Podcast gesprochen haben.

Wie geht Ihr mit Spontankäufen um? Ärgert Ihr Euch auch manchmal drüber? Welche Strategien habt Ihr dagegen entwickelt?

Streckung des Genuss

Ich weiß leider nicht mehr genau wo ich über diesen Gedanken gestoßen bin, aber er hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich glaube, es war in einem Podcast und er stammt von Niko Paech.

Es ging darum, den Genuss an, mit oder durch etwas zu strecken, indem man sein Bedürfnis danach nicht sofort befriedigt, sondern die Befriedigung auf- und herausschiebt.

Irgendwie wahr.
Schaue ich mir das letzte Jahrzehnt an, so sehe ich, dass wir immer schneller an das herankommen können, was wir begehren. Das Internet ist dabei das zentrale Organ der Bedürfnisbefriedigung geworden. Es stillt die Sucht nach Informationen sofort und durch Smartphones sogar fast überall auf der Welt. Durch den Internethandel und die Transportdienstleister die Übernacht-Zustellung anbieten, können wir alles Materielle, was wir begehren, über Nacht oder teilweise noch schneller, nämlich schon am selben Abend geliefert bekommen. Über Smartphones, Tablets und Computer können wir Medien sämtlicher Art fast sofort konsumieren. Kommunikation findet heute im Mintentakt statt und nicht mehr Tage, wie es noch zu Brief- und vielleicht Faxzeiten der Fall war.
All dies führt natürlich auch zu dem Phänomen einer beschleunigten Zeit und sich immer schneller bewegenden Umwelt.
Dazu kommt die Ausweitung der Auswahlmöglichkeiten. Das dies, auch für die Wirtschaft, nicht nur Vorteile bringt, hat Barry Schwartz in seinem Buch „Anleitung zur Unzufriedenheit: Warum weniger glücklich macht“  sehr treffend ausgeführt. Kurz: Mehr Wahlmöglichkeiten führen oft dazu, dass uns das Treffen von Entscheidungen schwieriger bis unmöglich fallen kann.

Ich habe die Bedürfnisaufschiebung, die Paech auch als Genusstreckung bezeichnet, fast verlernte. Zumindest aber vergessen. Spätestens seit ich Arbeiten gehe und mein eigenes Geld verdiene, kann ich mir im Grunde alles sofort besorgen, wonach es mit beliebt. Zumindest theoretisch. Bisweilen gelingt es mir auch ganz gut. Aber die negativen Folgen sind in meinem unbeholfenem Umgang mit Medien gut zu sehen: Durch Bücherei und Internet habe ich fast zu jedem Buch, Film, Spiel oder Musikstück kostengünstigen bis kostenlosen, schnellen Zugang. Ich muss nicht mehr zu meinem Händler des Vertrauens in die Stadt gehen, das Medium, falls nicht vorrätig bestellen und teilweise Wochen darauf warten. Auch müsste ich, falls nicht (kostenlos) ausleihbar, nicht mehr den vollen Preis zahlen, denn fast alle Medienformen bekomme ich heute gebraucht wesentlich günstiger. So kommt es, dass mein „pile of shame“, mein (Medien-)Stapel immer wieder viel zu groß wird.

Paech Gedanken kann für diese Phänomene ein gute Umgang sein. Es gilt wieder „Nein!“ zur sofortigen Bedürfnisbefriedigung zu sagen. Einfach mal ein paar Tage oder Wochen abzuwarten und zu schauen, was ein Wunsch mit uns anstellt und wie er sich im Laufe der Zeit verändert. Das Warten auf etwas und die damit verbundene Vorfreude, steigert den Wert einer Sachen doch immens!
Wie schön kann es sein, zu warten und die Vorfreude auf etwas zu genießen. Zu warten, bis wir endlich etwas bekommen, was wir uns gewünscht haben und zu lernen, wieder zufriedener mit dem zu sein, was wir bereits besitzen.

Wartet Ihr bei der Erfüllung Eurer wünsche? Wie lange? Oder werdet Ihr auch schnell ungeduldig und das Warten wird für Euch zur Qual? Ich freue mich auf Eure Gedanken zum Thema!

End of Life

„End of life“ bezeichnet im Computerbereich das Ende des Lebenszyklus eines Produktes. Damit ist nicht gemeint, dass das Produkt nicht mehr funktioniert, sondern meist nur, dass es nicht mehr produziert und vom Hersteller weiter unterstützt wird.
In den letzten Jahren ist die Zeitspanne bis zum Ende eines Produktlebens immer kürzer geworden. Beispielsweise werden Mobiltelefone oft schon nicht einmal mehr während der Garantiephase von zwei Jahren mit Sicherheitsupdates des Betriebssystems versorgt. Und kaum jemanden scheint dies zu stören…

Wie komme ich auf dieses Thema?
Ein Gegenstand, den ich Besitze, und mehr oder weniger regelmäßig benutzte, kam in den letzten Tagen an sein physisches Lebensende. Es handelt sich um meine Laufschuhe. Die Schuhe haben mittlerweile schon viele Jahre auf dem Buckel, aber waren zum Joggen immer noch wunderbar. Am letzten Samstag musste ich dann feststellen, dass die Schuhe (mehr oder weniger) auseinander fallen. Und meine erste Reaktion war Freude.
Dies verwunderte mich etwas, bis ich dahinter gekommen bin: Es war nicht die Tatsache, dass die Schuhe kaputt waren und ich mir jetzt neue würde besorgen müssen, die mich freute, sondern das Ende einen Produktlebens miterleben zu dürfen. Denn diese Momente sind sehr selten geworden.

Wann hast Du zu letzten Mal erlebt, dass etwas wirklich kaputt war und sich nicht mehr wirklich reparieren lies? Wie mir bei meinen Schuhen klar wurde, passiert mir dies nicht wirklich oft, was im Grunde wirklich traurig ist.
Produkte werden heute kaum noch deswegen neu angeschafft, weil der Vorgänger kaputt gegangen ist.Vielmehr gibt es andere Gründe: Seien es Modeerscheinigen, Langeweile, das Nicht-mehr-schön-sein, Etwas-darstellen-wollen, der Wunsch nach einer besseren/leistungsfähigeren/hübscheren Version eines Produktes oder einfach nur das „Habenwollen“, was uns in die Geschäfte treibt.
Nur noch in den seltensten Fällen kaufen wir uns in schwedischen Möbelhäusern Kerzen, weil wir wirklich gar keine mehr Zuhause haben; kaufen wir einen neuen Computer, weil der Alte gar nicht mehr funktioniert oder zu reparieren ist; kaufen (oder leihen) wir uns ein Buch oder einen Film, weil wir nichts mehr zu lesen oder schauen haben; wollen diese hübsche Kaffeetasse erstehen, weil die Einzige, die wir besitzen kaputt gegangen ist oder benötigen neue Kleidung, weil die aktuelle Garderobe komplett verschlissen ist.
Das Lebensende eines Gegenstandes wird heute kaum mehr durch das physische Ende bestimmt!

Natürlich kann ich mich von keinem der oben genannten Gründe freisprechen. Aber mir wird anders, wenn ich drüber nachdenke, wie viel Geld (und somit durch Arbeit umgewandelte Lebenszeit) ich für die vielen Dinge ausgebe, von denen ich noch ein ähnliches Produkt besitze.
Ich finde es zum Einen ein Unding, zum Anderen jedoch auch sehr traurig, dass sich Eigenschaften wie Langlebigkeit, aber vor allem Zeitlosigkeit bei Produkten wie auch unserer Gesellschaft keinen hohen Stellenwert mehr zu besitzen scheinen.

Diejenigen, die diesen Text lesen, sind mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die Menschen, die in irgendeiner weise versuchen, die oben beschrieben Gründe zu umgehen oder zu minimieren. Wie geht Ihr mit diesem Thema um? Habt ihr besondere Strategien? Welche Produkte nutzt Ihr bis zum Ende und welche werden warum vorher ausgetauscht? Und wann ist Euch das letzte Mal etwas wirklich kaputt gegangen?

DIY: Laptopständer

In der letzten Zeit denke ich öfters über meinen Medienkonsum nach und suche nach Möglichkeiten, diesen zu verringern. Mit Medien meine ich jetzt nicht nur Fernsehen, Internet oder Games, sondern auch Hörbücher, Podcast und Blogs sowie Bücher im Allgemeinen. Denn irgendwie werden die Sachen, die ich lesen und hören möchte nicht weniger sondern mehr.
Einer der Auswege, die ich für mich gefunden habe, ist ein einfacher und bekannter Leitsatz:

Produzieren statt konsumieren.

So habe ich in den letzten Wochen und Monaten überlegt, was ich denn so produzieren könnte. Wie auf Twitter bereits mal erwähnt, halfen mir DIY-Bücher nicht wirklich weiter. Die dort beschrieben Dinge, sind für mich irgendwie nicht kompatibel. Darunter sind Tätigkeiten wie das Herstellen von Kleidung und Accessoires, Dekoartieln oder das Ziehen von Kräutern und Gemüse. Grade den letzten Punkt finde ich zwar wunderbar, aber leider bin ich kein großer Gemüseesser und das was ich Anbauen möchte (Waldmeister), ist draußen besser aufgehoben und erfordert keiner Pflege. Die anderen Tätigkeiten weckten in mir keine große Anziehungskraft. Vielleicht mag dies an einem zum Teil fehlendenden Chromosom liegen. I don’t know.

Für mich hat sich eine andere Methode bewährt: Ich schaue mir einfach an, was ich kaufen möchte und überlege, ob ich dies nicht vielleicht auch selbst herstellen kann.
Am Anfang hatte ich aber keine Ideen oder ich habe einfach nicht an meinen Vorsatz gedacht. Irgendwann aber kam mir einige Ideen und so habe ich mich dann auch schon an einige Projekte gewagt.

Das Erste möchte ich hier heute einmal kurz vorstellen. Da ich einen Tastaturfetisch habe, der mich dazu zwingt immer mal wieder Texte auf eine anderen Tastatur zu schreiben, wollte ich einen kleinen Ständer für meinen Laptop haben. Ich war schon in einschlägigen Internetkaufhäusern nach einem solchem Produkt am suchen bis mir auffiel: Eigentlich kannste das auch selber bauen. Und da ich zu diesem Zeitpunkt Zugang zu einer benötigten Säge hatte und ich eh schon immer etwas mit Holz arbeiten wollte, grübelte ich kurz über die Ausführung nach und machte mich auch schnell ans Werk.

LaptopständerKeine Stunde Arbeit steckt in diesem kleinen Laptopständer. Das Holz habe ich mir aus Resten zusammengesucht. Ansonsten benötigte ich nur noch vier Schrauben. Mehr nicht.

Während dieser kleinen Arbeit kam mir schon die Idee zu einem nächsten Projekt, was ich hier in den nächsten Wochen vorstellen werde.

Stellt Ihr etwas selbst her? Seit Ihr DIY-Fans? Oder könnt Ihr damit gar nicht anfangen?

share

Wer mir auf Twitter folgt, wird es bereits mitbekommen haben: Ich bin nun autolos. Und ich finde es keineswegs schlimm. Vielleicht bleibt dies in den nächsten Woche so, vielleicht ändert sich diese Einstellung auch wieder. Ich werd’s sehen.
Eines der schönen Dinge ohne Auto kann die Wartezeit auf die Bahn oder den Bus sein. Besonders gerne vertrödle ich die Wartezeit in Bahnhofsbuchhandlungen. Einfach durch die Gänge streifen, die Auslagen anschauen und die Regale mit den vielen verschiedenen Zeitschriften sichten. Und manchmal finde ich dabei etwas interessantes. So auch heute, am ersten autolosen Tag am Essener Hauptbahnhof.
„Share – gut leben, gutes tun“ heißt mein Fund. Es handelt sich dabei um eine Zeitschrift, die sich dem Thema „share economy“ in all seinen Facetten beschäftigt. Im Magazin finden sich Artikel über Car- und Foodsharing, Crowdfunding, Tauschparties, Airbnb  und Couchsufring, aber auch skurrileres wie Dog-Sharing oder Polyamorie. Interessant ist auch, dass das Heft eine Produktion der Burda Journalistenschule ist.
Für uns Minimalisten all die Themen nichts wirklich neues. Aber spannend finde ich es schon, dass sich daraus eine ganze Zeitschrift kreieren lässt. Zudem finden sich relativ wenig Anzeigen im Heft. Jedoch finde ich das Produktplacement, grade im Modeteil, etwas übertrieben.
Für 3,90€ kann getrost zugegriffen werden. Um dem Thema aber gerecht zu werden, möchte ich das Heft nach der Lektüre mit Euch teilen. Vielleicht ist es ja auch möglich eine „Postkette“ hinzubekommen. Wer das Heft zugeschickt bekommen möchte, schreibt mir einfach ein Mail.

Preis der Freiheit

Vor kurzem bin ich in Netz auf die Doku “Preis der Freiheit” gestoßen, welche im Rahmen der Themenwoche “Meer der Möglichkeiten” am 10.06.2013 ausgestrahlt wurde.
Viele Worte möchte ich dazu nicht verlieren, damit sich jeder seine eigenen Gedanken zum Thema machen kann. Ich finde nur, dass diese Dokumentation den Nagel auf den Kopf trifft.

Derzeit kann die Doku noch in der 3sat-Mediathek abgerufen werden. Eine Beschreibung ist hier zu finden.

das Buch-Paradoxon

Am vergangenen Samstag bin ich mal wieder ganz klassisch in eine kleine Buchhandlung gegangen und habe mir ein Buch gekauft. Einfach so, weil mir das Cover sowie der Klappentext gefallen hat und ohne im Netz Bewertungen oder wen Wiederverkaufswert zu ermitteln. So bin ich auf dem Rückweg auf ein erstaunliches Paradoxon gestoßen.

Wie bemisst sich der Wert eines Buchs? Durch den Inhalt? Durch die persönliche Relevanz? Durch die Gestaltung? Durch die Physikalität?
Im Grunde geht es ja um den Inhalt, weswegen ich zu einem Buch greife. Ich werde, durch das Cover, die Bewertungen und die persönliche oder computergenerierte Empfehlung darauf aufmerksam und interessiere mich für dieses Buch. Ist nun noch der Preis, in Form von Geld und/oder Zeitaufwand für das Lesen gerechtfertigt, dann greife ich zu. Ich zahle also beispielsweise 10 Euro für den Konsum des geschriebenen Werkes.

Das Paradoxon beginnt an der Stelle, an der ich mich entscheide, dieses Buch wieder loszuwerden: Nach dem Lesen hat ein durchschnittliches Buch im Grunde keinen Wert mehr für mich. Ich könnte es also einfach entsorgen, da ich die Geschichte gelesen oder die Fakten verinnerlicht habe. Das gleiche Buch steht aber weiterhin im Laden für den vollen Preis zum Kauf. Demnach muss es ja für andere Menschen noch einen gewissen Wert besitzen, weshalb ich es nicht einfach in den nächsten Altpapiercontainer schmeißen möchte.
Also entschließe ich mich, dieses Buch zu verkaufen. Nach einigen Recherchen stelle ich vielleicht fest, dass dieses Buch auf dem Markt nicht mehr so gefragt ist und vielleicht noch einen Euro wert ist. Hier findet nun eine Abwertung von 9 Euro satt. Wenn ich dies bemerke, machte sich in mir lange Zeit eine Trotzreaktion breit. „Wieso soll ich das Buch denn überhaupt verkaufen, wenn ich doch jetzt nur noch einen Euro dafür bekomme. Dann behalte ich es lieber.“
Genau hier zeigt sich das Buch-Paradoxon: Ich habe das Buch gekauft, um den Inhalt lesen zu können. Hier war es mir 10 Euro wert. Nachdem ich es gelesen habe, hat es aber nur noch einen imaginären Wert von 10 Euro. Deshalb mag ich es auch nicht für nu einen Euro verkaufen, es kostet ja schließlich im Laden 10.
In diesem Moment verwechsel ich zwei verschiedene Dinge: Ich vertausche den Wert, den der Inhalte des Buches für mich vor dem Lesen darstellte, mit dem des physischen Objektes, der nach dem Konsum übrig geblieben ist. Dies sind zwei unterschiedliche Wertedimensionen, die ich hier miteinander vergleiche. Natürlich passt dies nicht zusammen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Preis des Marktes nicht unbedingt dem des Geschäftes entsprechen muss, in dem ich es gekauft habe.

Was also tun, wenn ich das Buch eigentlich nicht mehr benötige, aber es für den Preis nicht abgeben möchte?
Ganz einfach: Ist der Inhalt oder die physische Gestalt dieses Buches für mich und mein Leben so wichtig, dass ich dieses Buch unbedingt im Schrank aufbewahren muss?
Für die meisten Bücher konnte ich diese Frage verneinen. Also kamen diese Bücher weg. Sie wurden, vielleicht auch nur für ein paar Euros verkauft, an mir wichtige Personen verschenkt, der hiesigen Bücherei gespendet oder in öffentlichen Bücherschränken ausgesetzt.
Aber was, wenn ich dieses Buch irgendwann nochmals brauche oder lesen möchte?
Ich kenne nur sehr wenige Bücher, die ich nicht in öffentlichen Bibliotheken leihen oder in Internetauktionshäusern oder -shops für kleines Geld kaufen würde, falls dieser Fall eintreten sollte. Und bei mir ist die auch nach Jahren noch nie der Fall gewesen.
Aus diesem Grund beziehe ich die meisten Bücher auch in den drei öffentlichen Büchereien bei denen ich Mitgleid bin oder gleich auf dem Gebrauchtmarkt. Wobei ich ab uns zu gerne in eine Büchhandlung gehe und dann auch gerne mal, ohne groß drüber Nachzudenken ein Buch kaufe. Einfach weil es so schön ist und ich den Geruch von neuen Büchern liebe.

Übrigens gilt dieses Paradox nicht nur bei Büchern, sondern für fast alle alltägliche Medien, wie Zeitschriften, Datenträgern mit Filmen oder Videospielen oder anderen physisch erwerbbaren Konsumgütern.

Auswege

Wie können nun die Auswege aus dem süßen Dilemma von kurzweilig interessanten Zeitdieben und all den Konsumwünschen sein?

Distanz schafft Freiheit
„Aus den Augen, aus dem Sinn“ scheint hier als erster Schritt die einfachste Möglichkeit zu sein. Soll heißen, die Konsumzugänge erkennen, beschränken oder komplett abschaffen.
Seitdem ich mein Abo bei einer Onlinevideothek gekündigt habe, weiß ich nicht mehr, welche Filme oder Serien derzeit veröffentlicht wurden. Somit natürlich auch nicht, welche ich „unbedingt sehen muss“. Ein weiteres Beispiel: Kurz nachdem ich aufgehört habe diverse Podcasts zu hören, schwand bei mir das Interesse an vielen der erwähnten Produkte. Dadurch, dass ich mich seltener mit diesen Produkten beschäftige, sinken mein Interesse und der Konsumwunsch.
Auch der Zugang zu digitalen Gütern wie Apps hat stark nachgelassen, seit ich nicht mehr weiß, was es Neues gibt und ich den Zugang nicht mehr habe, weil ich keine dieser Konsumgeräte mehr besitze. Distanz zwischen sich und den Verursachern zu bringen also weniger Ablenkungen.
Der mit Sicherheit schwierigste Schritt der letzten Wochen war die Trennung von meinem Smartphone. Zu meinen Erfahrungen hierzu möchte ich gesondert eingehen.

Beschränkung
Einschränkbar ist auch der Zugang zu Onlineshops oder digitales Stores. Apps können vom Telefon gelöscht werden oder die Passwörter so geändert werden, dass man sie sich unmöglich merken kann. Dazu gibt es auch spezielle Apps. Auch von kostenlosen Angeboten sollte man sich nicht verleiten lassen. Diese Geschenke leiten nur zu Konsumverführung an. Oder für wie viele der digitalen Geschenke hätte ich wirklich Geld ausgegeben? Vielleicht für 10%? 5%?
Für ganz harte Fälle, kann man auch mit bestimmter Software einfach den Zugang zu bestimmten Websites komplett sperren. Aber wenn man hierüber ernsthaft nachdenkt, wäre vielleicht ein vertrauensvolles Gespräch mit seinem Hausarzt ratsam.

mediale Listen
Die im vorherigen Beitrag angesprochenen Listen habe ich einfach zerreißen bzw. in den (digitalen) Papierkorb geworfen. Mein Ziel ist hierbei das erreichen und halten eines Nullpunktes, so wie ich es auch bei meiner Vorratshaltung praktiziere habe. Daher weiß ich aber auch, dass es keinen absoluten Nullpunkt geben kann. Irgendein Buch wartet immer darauf, gelesen zu werden.
Listen möchte ich keine mehr pflegen, wobei ich dies aber nicht schaffen werde. Eine kreative Idee: Meine Listen pflege ich mittlerweile analog, schön mit Papier und Stift. Denn so muss ich eine Transfairleistung erbringen, nämlich mich an meinen Wunsch, ein bestimmtes Produkt konsumieren zu wollen, erinnern und es dann auch noch in ein Notizbuch schreiben, welches ich nie griffbereit habe und immer erst suchen muss. Wenn dieser Aufwand gerechtfertigt ist, dann darf mein Wunsch aber auch auf eine Liste. Die Listen wandern dann nach einem Monat ungelesen in die Ablage und werden später entsorgt. Klingt zwar umständlich, aber so werden meine Listen nicht mehr länger, sondern kürzer.
Die Merkliste meiner Bücherei war eine der härtesten Löschvorgänge. Es fanden sich dort fast nur wirklich interessante Bücher, die ich gerne lesen würde. Aber leider fehlt für alle die Zeit. Diese Liste habe ich ebenfalls komplett gelöscht. Nur einige Bücher wanderten in meinen virtuellen Ausleihkorb und kurze Zeit später auf mein Lesegerät. Dort hatte sich aber auch viel Ungelesenes angesammelt. Ebenfalls alles gelöscht.

Verbindungen kappen
Mittlerweile nutze ich jetzt wieder meinen guten alten MP3-Player, der kein wlan hat und somit auch nicht bimmeln kann. Play, Pause, kleines Display und dafür keine Telefon, Kalender, eMail, Twitter, Nachrichten, etc.. Nur Musik und einpaar gesprochene Inhalte. Außerdem kann ich den Player nicht von außen mit Podcasts oder Ähnlichem befüllen. Somit fallen auch spontane Abos von Podcast weg, die ich später vielleicht schweren Herzens wieder löschen muss. Einfach herrlich!
Ebenso lohnt es sich, sich kurz darüber Gedanken zu machen, ob es wirklich notwendig ist ständig über ein sein Handy mit dem Internet verbunden zu sein. Aber dazu komme ich, wie bereit erwähnt, nochmals gesondert.

Dies sind also meine Überlegungen, um mich in Zukunft nicht mehr durch Ansammlung von medialen Konsumgütern, Listen und einigen Ablenkungen zu befreien. Bisher läuft’s ganz passable. Was tut ihr? Hab ihr weitere Vorschläge?

die Ablenkungen erkennen

Keine Zeit. Schnell immer die nächste Sache planen, machen wollen. Zu viel zu lesen, sehen, hören, spielen…

Wenn ich unser Heute mit dem Gestern vergleiche, fällt mir eines sofort ins Auge: Heute treffen viel mehr Ablenkungen auf uns ein, als es noch vor vielleicht 10 Jahren waren. Das einfache Handy, damals bei weitem noch nicht so allgegenwärtig, wurde gegen Smartphones ausgetauscht, die heute ständig mit dem Internet verbunden sind. Die Fernseher und Monitore sind um einiges größer geworden, die Rechner schneller. Aus langsamen, weil analogen Kameras wurden digitale Apparate, die viel mehr Bilder in viel kürzerer Zeit aufnehmen können. Und neue Konsumkategorien wurden erfunden, wie das digitale Buch oder die allgegenwärtigen Apps.

Jedes dieser Geräte ist heute zu einem eigenen Konsumzugang geworden. Mit Fernsehern und Set-Top-boxen lassen sich Filme kaufen, in eBook-Lesegeräten Bücher, in der Fotosoftware Abzüge der eigenen Schnappschüsse und über Spielekonsolen jeder Art lassen sich neue Spiele, Musik und Filme erstehen. Das Smartphone sowie die Tablets sind zum ultimativen Einkaufswagen geworden. Mit ihnen lassen sich nicht nur digitale Güter aller Art kaufen, sondern auch durch Onlineshops die Brücke in die reale Welt schlagen.

Wie kann ich also herausfinden, was mich Ablenkt?

  • Welche Geräte nutze ich täglich bis einmal in der Woche?
  • Was tue ich mit diesen Geräten?
  • Melden sich diese Geräte von alleine? Was wollen sie? Kalendermeldungen? Werbung per Mitteilungen oder News? Neue private oder berufliche Nachrichten?
  • Nutze ich Shops auf diesen Geräten? Für digitale oder echte Güter?
  • Womit bezahle ich in diesen Shops? Mit Geld oder mit meiner Zeit und Aufmerksamkeit?
  • Was schiebe ich oft auf?
  • Wie lenke ich mich dann gerne ab?
  • Ist diese Ablenkung vielleicht sogar sinnvoll?
  • Habe ich Listen oder Vorräte?
  • Verbrauche ich erst alles, bis ich etwas neues kaufe? (z.B. Bücher oder Filme?)

Diese Fragen haben mir in den letzten Tagen geholfen, einige Ablenkungen in meinem Leben zu finden.

Um diesen Text nicht zu lang werden zu lassen, breche ich an dieser Stelle ab und werde meine Lösungsvorschläge hier in den nächsten Tagen veröffentlichen.