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Der Preis

Letzten Donnerstag war es endlich soweit. Mein Handy gab den Geist auf. Zumindest wollte ich dies glauben. Immer wieder fand das Gerät kein Netz. Und da dieses Smartphone sowieso schon über zwei Jahre alt ist, wollte ich es schon lange austauschen.
Als ich noch nicht minimalistisch lebte, hatte ich meist nach einem Jahr ein neues Handy. Dies hing hauptsächlich damit zusammen, dass ich ein Spielkind bin und immer etwas Neues zum Spielen haben wollte. Seit 2003 benutzte ich dann Smartphones, wo sich weitere Programme installieren ließen. Damals lief das noch über Java und später über Symbian. Dies verlängerte die Lebensdauer meiner Telefone enorm.
Im Juni 2009 bekam ich dann mein jetziges Telefon. Der Hersteller selbst fügt dem Telefon in regelmäßigen Abständen durch neue Softwareversionen immer mehr Funktionen hinzu. Dazu kommen die ganzen Programme mit denen ich, im Bedarfsfall, spielen konnte.
Allerdings reizte mich auch immer wieder der Blick über den Tellerrand, raus aus dem Ökosystem. Dies liegt zum Teil auch daran, dass dieses Smartphone eines der Teuersten ist und ich wohl nicht mehr bereit sein werde, diesen Preis zahlen zu wollen. So habe ich mir im letzten halben Jahr einige Telefone bestellt um diese auszutesten. Aber alles war nicht so das Wahre. Wahrscheinlich, weil ich ja immer noch mein Handy hatte und damit zufrieden war. Und ich sah, abgesehen von meinem Spieltrieb, nicht die Notwendigkeit eines neuen Telefons.
Aber als dann Ende der letzten Woche das Telefon immer wieder das Netz verlor und später gar keins mehr anzeigte, war für mich dann doch der Zeitpunkt gekommen, ein neues zu besorgen. Zufälligerweise entdeckte ich, dass das Handy meiner Wahl in einem großen Elektromarkt günstig zu haben war. Also shopte ich mir dieses und fing an zu spielen. Fast den ganzen Samstag verbrachte ich mir dem Einrichten, Testen und Personalisieren des Telefons. Wie herrlich dieses Spielen doch war. Langsam freundete ich mich mit dem Gerät an.
Mein Altes stellte ich am gestrigen Montag in einem Kleinanzeigenportal zum Verkauf ein. Innerhalb von einem halben Tag, beantwortete ich 47 Mails. Aber es wollte mir aufgrund eines Fehlers nicht gelingen, das Telefon in den Werkszustand zu versetzen. Und am Abend merkte ich dann, dass das neue Handy einen Defekt hatte.

Warum schreibe ich dies alles hier so kleinlich auf? Nun, ich damit deutlich machen, wie viel Zeit ich in den letzten Tage mit so einem unwichtigen Gegenstand verbracht hatte. Auch, wenn es Spaß gemacht hat, machte es mich nicht glücklicher. Die Zeit hätte ich auch sinnvoller nutzen können. Denn dies war noch nicht alles, was Zeit verschleudert hat.
Heute musste ich das neue Handy natürlich umtauschen. Dabei gab mir die Verkäuferin einen so großen Geldschein, den so nicht wieder loswerden würde, weshalb ich noch in die Stadt und den Schein einzahlen musste. Mein Altes habe ich, wie auch immer, sogar wieder flott gekriegt. Nun funktioniert es wieder tadellos.

Nun, da ich dieses Spielchen wieder einmal mitgemacht habe, sehe ich ganz klar, dass es mich nicht glücklicher macht und mein Leben keinen Schritt voran bringt. Ich hoffe, dass ich es mir durch diesen Text hier weiter im Gedächtnis bleibt, wie unwichtig das Ganze ist. Und dass ich auch mal eine Weile mit einem normalen Handy auskommen würde. Denn es gibt schönere Dinge als Technologie. Früher habe ich dies geliebt, heute weiß ich, dass ich anderen Prioritäten habe. Und diese Prioritäten machen mich glücklich. Und genau das ist es, was zählt. Die Zeit ist natürlich verflogen. Sie ist aber die wichtigste Resource, die wir als Menschen haben, weshalb man mit ihr besser umgehen lernen sollte.