Es ist nun fast einen Monat her, dass ich mein Auto geplanterweise abgegeben habe. Seitdem bin ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Und bisher empfinde ich es mehr als Gewinn, denn als Verlust.Mein Leben hat sich natürlich durch diese Veränderung mehr oder weniger stark verändert. Ich bin viel länger unterwegs. Das könnte und wird oft als Nachteil ausgelegt, aber ich empfinde es eher als neutral. Natürlich ärgert es mich, wenn ich auf einen verspäteten Bus warten muss, jedoch gibt es so viel Zeit für andere Dinge. Seit dem verganenen Monat höre ich wieder mehr Musik und kann während der Fahrzeiten abschalten. Auch lesen ist eine gute Methode um die Zeit sinnvoll zu nutzen. Dabei kann es sich um Sachbücher, Romane oder die vielen Blogartikel im Reader handeln, je nach Lust und Laune.
Ein weiterer Punkt ist die Kommunikation. So ein Ticket hat mich bisher in viele Situationen gebracht, die sonst nicht eingetreten wäre. Sei es, dass ich in den letzten Wochen einen Teil der Strecke von einer lieben Person mitgenommen wurde und so mein Ziel etwas eher ereicht habt. So kam ich mit diesem Menschen, den ich vorher nur eher flüchtig kannte, ins Gespräch und wir lernten uns besser kennen. Währe ich mit dem eigenen Auto unterwegs gewesen, hätten sich unsere Weg so wohl nicht gekreuzt. Es schafft aber auch den Freiraum, sich miteinander intensiver zu unterhalten. Vor einigen Wochen bekam ich Besuch und fuhr viel mit den Öffentlichen durch das ganze Ruhrgebiet. Die Fahr- und Wartezeiten konnten für die vielen Gepräche genutzt werden.
Natürlich ist das Bus- und Bahnfahren auch anstrengen. Mal eben zur Bushaltestelle gerannt, weil ich spät dran war. Oder einfach das Rad in die Bahn geschoben, um so am Zielort flexibler oder mobiler zu sein. So konnte ich letzenendes meine Radius vergrößern und mit den Rad im Schlepptau, mal eben, nach Haltern fahren, um dort die Haard erradeln. Ins Auto hätte ich mein Rad nie reingezwängt. Aber auch die Fahrten, die so mit dem Rad zurückgelegt wurden, weil der ÖPNV einfach keine vernünftigen Fahrzeiten bot oder es einfach unsinnig gewesen wäre, die Wartezeiten in Kauf zu nehmen, beschönigen die Bilanz.
Selbstverständlich gibt es auch unangenehmere Seiten: Zu warme Busse (aber nicht in jedem Auto gibt es eine Klimaanlage), die Wartezeiten (-> Stau) oder die Witterungsverhältnisse (irgendwann muss man auch mal aus dem Auto raus) trüben das Bild etwas. Das einzige, was ich als wirklichen Nachteil empfinde, ist die Tatsache, dass es für mich nun fast unmöglich ist, Mineralwasser in Glasflaschen nach Hause zu bewegen. Dieses Problem konnte ich aber durch meine lieben Twitterfollower und einen Wassersprudler beheben.
Ein wichtiger Punkt sollte aber nicht unerwähnt bleiben. Dieses „Experiment“ führe ich freiwillig durch. Es ist keine Notlage, die mich dazu zwingt, auf ein Auto zu verzichten. Und das macht die ganze Sache doch wesentlich entspannter. Zwar sehe ich derzeit absolut keine Notwendigkeit, mir ein Auto anzuschaffen. Aber irgendwas wird sich das auch bestimmt wieder drehen. Und dann ist es halt so…
Ich persönlich empfinde das Ticket als Zugewinn. Ich bin öfter und länger unterwegs als mit dem Auto, bei dem ich mir immer wieder Gedanken um den Spritverbrauch gemacht hatte. Die Kosten sind, für den Radius, überschaubar, ich habe mehr Zeit für mich und ich bewege mich im Alltag viel mehr als vorher. Demnach bin ich mit der aktuellen Situation mehr als zufrieden.
Wie siehst Du auf ein autoloses Leben? Oder besitzt du schon seit Jahren keines mehr? Wie geht es Dir mit einem Leben mit oder ohne Auto?
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