Psychologie
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Wie man die wirklich eigenen Wünsche und dahinterliegende Motive erkennt

Seit Jahren habe ich den Wunsch, in eine bestimmte Region Deutschland zu ziehen. Nach zwei gescheiterten Versuchen in den letzten beiden Jahren nehme ich aktuell wieder einmal einen Anlauf.

Warum ist dieses Vorhaben für mich so schwierig?

Nun… Ich habe mir eine Region ausgesucht, die ziemlich genau 800km von meinem jetzigen Wohnort entfernt liegt. Warum genau dort? Einfach weil ich mit diesem Ort ein Lebensgefühl und eine bestimmte Lebensweise verbinde, die ich hier im Ruhrgebiet nicht wirklich umsetzen kann. Ich will näher an und mit der Natur wohnen und leben, dabei aber nicht auf „die Zivilisation“, also eine größere Stadt, verzichten. Schon oft habe ich davon geschwärmt, wie toll ich die Vorstellung von einer kleinen Hütte auf einem Berg oder, a la Thoreau, im Wald finde. Dabei glaube ich aber nicht, dass diese romantische Vorstellung in der Realität genauso erquickend wäre, wie ich es mir in schönen Bildern ausmalen kann…

Fakt ist jedoch, dass da etwas in mir ist. Ein Verlangen, ein Wunsch oder ein Motiv, welches mich seit Jahren leitet und eine grobe Richtung vorgibt. Nur kann ich diese Richtung ohne einen Umzug nicht mehr weiter verfolgen…

Auf der anderen Seite steht die Angst

Ein Umzug, 800km weit weg vom Geburtsort, in eine Region, in der ich niemanden und nichts kenne, kann einem schon Angst machen. Vor allem, wenn man dies alles alleine, ohne Unterstützung bewältigen muss. Und das mit den Gedanken vom Scheitern, der Sorge, ob das verfügbare Geld ausreicht oder der Angst, dort unten „einzugehen“. Denn das Leben auf dem Land, in einem kleinen Dorf, ist mit Sicherheit etwas anderes als das urbane Leben in der größten Metropolregion Deutschlands, welches ich gewohnt bin. Ängste und Wachstumsschmerzen sind da unvermeidlich.

Ein langer Weg…

Seit über 5 Jahren plane ich nun diesen Schritt. Und durch eine sehr erfreuliche Nachricht, die mich vor einigen Wochen erreichte, ist die Zeit niemals besser gewesen als jetzt.

Doch dann fragte ich mich gestern, nachdem ich mich über einen so langen Zeitraum bereits mit diesem Thema befasse und plane, was denn genau meine Motive sind. Warum ich mir genau diesen Ort ausgesucht habe, weiß ich. Aber warum will ich denn überhaupt weg? Wofür will ich all den Stress auf mich nehmen, all die Zeit investieren, die Sorgen und Ängste durchstehen und das viele Geld investieren?

Und erst als ich mich genau diesen Fragen widmete, stelle ich fest, dass es vielleicht auch noch (sanftere) Alternativen zu diesem Vorhaben geben könnte. Aber dies fiel mir erst auf, nachdem ich mich auf die Suche nach meinen grundlegenden Motiven machte. Und zu meinem erstaunen stellte ich fest, dass eben diese Motive mit diesem Mammutumzug vielleicht gar nicht befriedigt werden würden…

Um zu diesem Punkt zu gelangen, muss man sich viele und ungewöhnliche Fragen stellen, die nicht einfach zu beantworten sind. Vor allem nicht, wenn man ehrlich zu sich selbst ist und nicht die Brille des Optimismus vor den Augen hat. Fragen wie:

Warum will ich eigentlich genau diese eine Sache? Welche Vorstellungen verbinde ich genau damit? Welche Gefühle? Welche Hoffnungen habe ich an die Sache?

Diese Fragen fordern Antworten zutage, die wiederum mit diesen und ähnlichen Fragen genauer betrachtet werden müssen. Es ist ein Prozess, der nicht von heute auf morgen zu bewältigen ist. Denn unsere Sichtweisen verändern sich von Tag zu Tag. Was aber bleibt, sind die grundlegenden Wünsche und Motive hinter diesen Gedanken.

Zudem gilt es ehrlich zu sich selbst zu sein und herauszufinden, welche Gedanken, Wünsche und Motive wirklich meine eigenen sind und welche von außen an mich herangetragen werden. Sei es durch die Personen im näheren Umfeld, die Medien oder die Gesellschaft. Machen wir uns nichts vor: Vielen unserer Gedanken und Wünsche sind nicht da, weil sie aus uns heraus kommen, sondern von unserer Umwelt an uns heran getragen werden. Sich dies bewusst zu machen und vor allem dann danach zu handeln, ist keine einfache Sache…

Durch diese intensive Beschäftigung mit mir und meinen Gedanken habe ich herausgefunden, dass ich eine bestimmte Vorstellung in meinem Kopf habe, wie ich gerne leben würde. Nicht in einer einsamen Hütte, aber auch nicht in einer Wohnung mitten in der Großstadt. Natur ist mir schon immer sehr wichtig gewesen. Ich möchte nicht auf eine Häuserwand schauen, wenn ich aus dem Fenster blicke, sondern in die Weite, auf eine “bergige” Landschaft. Ich will die Jahreszeiten nicht dadurch spüren, dass es Zeit ist, die Winterreifen auszuziehen, sondern weil sich die Natur vor meinen Augen verändert. Und ich möchte aus der Tür treten und in der Natur sein. Nicht mit einem Schritt, aber zumindest in 5 Minuten zu Fuß. Und ich möchte unwahrscheinlich gerne einen Balkon oder kleinen Garten haben, in dem ich draußen sein kann, ohne in der Öffentlichkeit zu sein. Und nebenbei ein paar Kräuter anbauen kann. Ich will aber genauso die Zivilisation um mich herum haben.

All dies verbinde ich mit dem 800km weit entfernten Lebensraum. Wenn ich mir aber die Realität anschaue, dann müsste ich viele Kompromisse machen, die vielleicht nicht zu dem führen, was ich genau will. Erst seitdem ich in den letzten Tagen erkannt habe, welche Motive und Wünsche mich leiten, kann ich klarer auf meine Möglichkeiten sehen und diesen Umzugswunsch mit anderen Augen sehen.

Ob sich dieser damit erledigt hat oder ob es vielleicht eine bessere Alternative gibt, wird sich zeigen. Jetzt weiß ich aber wesentlich besser, was genau ich will und wonach ich suchen muss. Und das bringt mich meinen wirklichen Lebenswünschen wesentlich näher, als blind einem Weg zu folgen, der am Ende nicht dort hinführt, wo ich eigentlich hin will…

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