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gelesen: Die Kunst des Liebens

Heute möchte ich ein ganz besonderes Buch vorstellen. Es ist nach „Haben oder Sein“ und „Vom Haben zum Sein“ das dritte Buch, welches ich von Erich Fromm gelesen habe und ich muss sagen, dass ich ziemlich begeistert bin. Ich reden von „Die Kunst des Liebens“.

Das Buch unterteilt sich in zwei Teile, der Theorie und der Praxis der Liebe.

Im theoretischen Teil beschreibt Fromm das, was er die Kunst der Liebe nennt, welche sich so ziemlich von unserem gängigen Verständnis der Liebe unterscheidet. Seine Grundthese, ganz klar durch die psychoanalytische Denkweise geprägt, ist die, dass der Mensch mit der Geburt von seiner Mutter getrennt wurde und seit diesem Zeitpunkt von einer tiefsitzenden Einsamkeit geprägt ist. Diese Getrenntheit versucht er, durch die „Wiedervereinigung durch die Liebe“ aufzuheben. Hierzu werden einige Wege beschrieben.
Weiter geht Fromm auf die Voraussetzungen für die Kunst des Liebens ein: Fürsorge, Verantwortungsgefühl, Achtung und Erkenntnis.
Ferner werden die „Objekte der Liebe“, Nächstenliebe, Mütterliche (als auch Väterliche) Liebe, die erotische Liebe, die Selbstliebe und die Liebe zu Gott (sowie atheistische Formen) ausführlich beschrieben.

Im zweiten Teil, der „Praxis der Liebe“, versucht Fromm, entgegen der Erwartung des Lesers nach einer „praktischen Anleitung“ auf die Möglichkeiten einzugehen, um die Kunst des Liebens, wie er sie versteht, zu erlernen.

Zum Schluss möchte ich einen kleinen Auszug zitieren, der auch gut zu den anderen Gedanken in meinem Blog passt:

Unsere Zivilisation verfügt über viele Betäubungsmittel, die Leuten helfen, sich ihres Alleinseins nicht bewusst zu werden: Da ist vor allem die strenge Routine der bürokratischen, mechanischen Arbeit, die verhindern hilft, daß sich die Menschen ihres tiefsten Bedürfnisses, das Verlangen nach Transzendenz und Einheit, bewußt werden. Da die Arbeitsroutine hierzu nicht ausreicht, überwindet der Mensch seine unbewusste Verzweiflung durch die Routine des Vergnügens, durch den passiven Konsum von Tönen und Bildern, wie sie ihm die Vergnügungsindustrie bietet; außerdem durch die Befriedigung, ständig neue Dinge zu kaufen und diese bald wieder gegen andere auszuwechseln. Der moderne Mensch kommt tatsächlich dem Bild nahe, das Aldous Huxley in seinem Roman Brave New World beschreibt: Er ist gut genährt, gut gekleidet und sexuell befriedigt,aber ohne Selbst und steht nur in einem höchst oberflächlichen Kontakt zu seinen Mitmenschen.“

Ein äußerst lesenwertes Buch und Pflichtlektüre!

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