Als ich vor ein paar Wochen angefangen habe, mich mit dem Thema Konsum zu befassen, schaute ich in der nächstgelegen Zweigsteller meiner Bücherei einmal nach, was diese denn zum Thema an Literatur zur Verfügung hatte. Viele Bücher fand ich nicht. Was ich eigentlich sehr verwundernd finde, denn jeder von uns konsumiert jeden Tag. Und da es sich dabei um ein so alltägliches Phänomen handelt, hätte ich gedacht, dass es auch ein erschlosseneres Thema wäre. Aber gut…
Eines der gefundenen Bücher war „Geplanter Verschleiss – Wie die Industrie uns zu immer mehr und immer schnellerem Konsum antreibt – und wie wir uns dagegen wehren können“ von Christian Kreiß.
Das Buch gliedert sich in 4 Kapitel: 1) Erscheinungsformen, 2) Ausmaß und Wirkung, 3) Ursachen und 4) Abhilfen. Wobei ich zugeben muss, dass ich die Kapitel zwei und drei ausgelassen habe, weil diese bereits im ersten, sehr ausführlichen Teil angeschnitten wurden.
Im ersten Kaptiel werden anhand von vielen Beispielen erklärt, wie geplante Obsoleszenz historisch entstanden ist, warum diese überhaupt für Unternehmen notwendig ist, in welchen Formen es heute auftritt und wie diese verschleiert wird.
Geplanter Verschleiß lässt sich in drei Kategorien einteilen:
- Technische oder funktionelle Obsoleszenz: Ein altes Produkt wir durch ein besseres, neues Modell ersetzt.
- Qualitative Obsoleszenz: Die Lebensdauer wird bewusst verkürzt
- Psychologie Obsoleszenz: Gegenstände werden beispielsweise aus modischen Gründen ersetzt.
Grundsätzlich lassen sich die ersten etwa 100 Seiten sehr gut lesen und zeigen die verschiedensten Aspekte auf.
Ein Zitat, welches ich im folgenden wiedergeben möchte, hat mich im Hinblick auf das Thema Konsum doch sehr zum Nachdenken gebracht:
„Was ist der Zweck von Produkten für Unternehmen? … Die gängigste Auffassung ist, dass Produkte hergestellt werden, damit der Verbraucher einen Nutzen davon hat. Das Ziel der Produktion sei der Verbrauch, der Konsum. Aus Sicht eines kapitalmarktorientierten Großunternehmens stimmt dies jedoch nicht. De facto ist das einzige Ziel von Großkonzernen der Gewinn. Der Kundennutzen und der zufriedene Kunde ist für ein gewinnmaximierendes Großunternehmen nur eine Nebenbedingung, nicht das Ziel….“
Das bedeutet also, dass Produkte nicht dazu hergestellt werden, damit der Käufer ein besseres Leben hat, sondern einfach nur dazu, um finanziellen Gewinn zu machen. Das erklärt wunderbar, warum es soo viele Dinge gibt, die im Grund niemand wirklich braucht. Zudem erklärt es auch, warum es Werbung gibt: Sie soll uns Dinge schmackhaft machen, die wir, wenn wir rational drüber nachdenken würden, eigentlich nicht benötigen und schon gar nicht kaufen würden.
Das letzte Kapitel des Buches, welches sich mit den Abhilfen beschäftigt, hat mich jedoch enttäuscht. Neben den politischen und gesellschaftlichen Veränderungen, die getroffen werden müssten, bekommt der Leser auch ein paar Ratschläge, wie er mit geplantem Verschleiß umgehen soll. Aber neben dem Verweis auf Internetseiten, über die man „gute“ Produkte kaufen kann, und den von Niko Peach bekannten Ansätzen der Postwachstumsökonomie (reparieren, teilen, tauschen und Genügsamkeit) werden keine weiteren Lösungen geboten. Gerade der letzte Punkt, die Genügsamkeit, müsste aus meiner Sicht als die beste der individuellen Strategien auf mehr als drei Seiten ausgeführt werden. Wohl eine verpasste Chance.
Trotzdem würde ich das Buch „Geplanter Verschleiss“ als eine kleine Lektüre für zwischendurch jedem ans Herz legen. Wenn man das erste Kapitel aufmerksam ließt und die einzelnen Strategien hinter geplantem Verschleiß erkennt und versteht, dann kann man die Erkenntnis auch in seine alltäglichen Kaufentscheidungen aufnehmen. Mein Verhalten hat dieses Buch auf jeden Fall nachhaltig geprägt.
4 Kommentare