In unregelmäßigen Abständen schaue ich mir gerne die Dokumentationen in der ARD-Mediathek an. Weil es so schön einfach, senderübergreifend und kostenlos ist. Die ARD bietet auch immer mal wieder Dokus an, die sich direkt oder indirekt mit dem Minimalismus auseinandersetzen. Zuletzt waren vor allem zwei Dokus, die mich besonders nachdenklich zurückgelassen haben:
Beide Dokus zeigen ein alternative Wohnkonzepte auf, die mich im tiefsten Ruhrgebiet ein bisschen wehmütig stimmen. Auch, wenn diese Konzepte immer noch ein Stück von Thoreaus „Walden“ entfernt sind, so wecken sie doch in mit die Sehnsucht nach einem Leben, welches näher an der Natur befindet.
Aber denke ich länger über diese Alternativen nach, so kommen mir schnell Zweifel:
- Würde ich wirklich in einer kleinen Hütte bzw. in einem Wohnwagen leben wollen?
- Ohne warmes Wasser? Vielleicht ohne Strom? Oder gar ohne einen Internetzugang?
- Will ich in meiner „Wohnung“ im Winter Temperaturen um den Gefrierpunkt haben?
- Möchte ich auch noch den Rest meiner persönlichen Gegenstände loswerden, nur um näher an der Natur zu leben?
- Und wäre ein Leben auf irgendeinem Campingplatz wirklich näher an der Natur?
Diese Fragen beziehen sich auf rein auf die Wohnsituation, wie sie in diesen Dokus dargestellt wird. Aber es sind eigentlich grundsätzliche Fragen. Fragen die aufkommen, wenn man den Minimalismus nicht nur als eine moderne Art des ausmisten begreift:
- Wie soll mein Leben wirklich aussehen? Wie würde es aussehen, wenn ich mich von mehr gesellschaftlichen Konventionen lossagen könnte? Und will ich dies überhaupt? Wie würde ich leben wollen, wenn ich in einem anderen Land oder gar Kontinent geboren wäre und dort eine komplett andere Erziehung, mit anderem gesellschaftlichem Einfluss genossen hätte?
- Machen die Errungenschaften unserer modernen Gesellschaft überhaupt glücklich? Bei der Möglichkeit kalte Räume zu heizen und Wasser zu erwärmen stellt sich für mich diese Frage nicht. Auch Strom ist als Grundausstattung nicht mehr aus unseren Leben wegzudenken. Aber muss ich wirklich immer und überall Zugriff auf das Internet haben? Muss ich monatlich Terabytes an Daten bewegen? Oder wäre ich vielleicht sogar glücklicher, wenn mein Zugang eingeschränkter wäre? Weniger Geld und weniger Konsum?
- Wie sieht es mit meinem verbliebenen Zeug aus? Möchte ich noch weniger besitzen, nur um einer Wunschvorstellung gerecht zu werden, die mit dem Minimalismus assoziiert werden? Würde mich noch weniger glücklicher machen?
- Und möchte ich wirklich in einer Hütte im Wald leben, um mich der Natur verbundener zu fühlen? Oder in einer leeren Wohnung?
Viele der Vorstellungen, die mit dem Minimalismus in mein Leben gekommen sind, halten einer Prüfung meiner Wirklichkeit nicht stand. Das mag bei anderen Menschen wieder ganz anders aussehen. Aber wenn ich mal die vielen Wunschvorstellungen ausblende, die ich durch die vielen Blogs, Bilder und Videos eingetrichtert bekomme, dann stelle ich fest, dass ich aktuell fast genauso leben, wie es sich im Moment für mich richtig anfühlt. Und ich denke, dass es genau darum im persönlichen Minimalismus gehen sollte.
Jeder sollte sich selbst Fragen, wie sein einfacheres Leben aussehen soll: Welche Personen und Dinge sind mir im meinem Leben wirklich wichtig? Und welche bekomme ich von außen aufgezwungen? Was kann, was will ich loslassen? Was möchte ich in mein Leben lassen? Was kultivieren und ausbauen?
Sei ehrlich zu dir selbst und habe den Mut, so zu sein, wie du sein möchtest. Lebe dein Leben, wie du es für richtig hältst. Nicht, wie es dir anderen Menschen vorgeben wollen. Minimalismus ist ein ganzer Lebensstil, keine Anzahl von Dingen!
Was sind deine Wünsche, die du durch ein einfacheres Leben erreichen willst? Was treibt dich an? Woher kommen deine Inspirationen und Wünsche? Und was ist für dich zwar ein netter Gedanke, aber in deinem Leben nicht umsetzbar? Ich freue mich auf deinen Kommentar!
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