Psychologie
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Gastbeistrag: Zwischenzeit

Ich freue mich sehr, heute einen Gastbeitrag von Verena veröffentlichen zu dürfen! mit diesem Betrag schreibt sie mir aus der Seele, weil ich diesen zustand nur zu gut kenne und mich immer wieder selbst „dazwischen“ befinde.

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„Ich bin gerade irgendwo zwischen Stillstand und Aufbruch.“

Diesen Satz habe ich neulich zu einer Freundin gesagt. Dann wurde mir klar: Unbewusst ist das wohl mein Mantra in den vergangenen Wochen gewesen.

Es gibt sie, solche komischen Zwischenzeiten, wo man nicht so genau weiß, was jetzt eigentlich alles gerade los ist im eigenen Leben. An dieser Stelle kann man weiter rennen oder aber gegen das nächste Stoppschild laufen, sich ein bisschen prellen, dann erst mal sitzenbleiben und sich schließlich umschauen.

Da mein Körper die letzten Wochen gesundheitlich gestreikt hat (und damit mein ich keinen kleinen Warnstreik von 3-4 Tagen sondern tatsächlich kann man eher von einem längeren Totalausfall reden), hatte ich gezwungenermaßen viel Zeit zum Nachdenken. Ich konnte mir nochmals klar werden, welches alle meine Ziele (in kommender und weiter entfernter Zeit) sind und musste manche Entscheidung überdenken.

Und dabei wurde mir bewusst, dass ich mich gerade in einer Zwischenzeit befinde. Alles ist nicht so ganz klar, man kommt nicht so richtig vorwärts, obwohl man eigentlich möchte. Doch ist dieser Zustand wirklich so unbrauchbar, wie einem alle suggerieren?
Klare Antwort: NEIN!
Denn man muss nicht von jedem Moment wissen was er bezweckt, es muss nicht immer alles produktiv und gerechtfertigt sein. Es kann einfach mal so sein, wie es ist.

Das merkte ich erneut, als ich mich einer meiner Minimalismusbaustellen widmete. Denn plötzlich sah ich eine Metapher für den Dazwischen-Sein-Modus:

Vor ein paar Monaten hab ich drei Umzugskarton mit dem Hauptbestand meiner Bücher zu meinen Eltern gebracht. Zum einen wollte ich einfach meine Wohnung etwas leerer haben, zum anderen war ich gespannt, ob ich meine geliebten Bücher vermisse würde oder doch bereit sei, sie loszulassen. Denn dass die Kisten für ewig bei meinen Eltern stehen, ist ja auch keine Option. Heute morgen nun saß ich nach Ewigkeiten vor den braunen Kartons auf dem Boden. Ich merkte, Bücher, von denen ich mich vor einem halben Jahr nicht getrennt hätte, waren beinahe vergessen. Bei anderen wiederum ist die Wertschätzung noch gestiegen.
Vielleicht sind diese Kisten auch gerade mein Abbild für das Dazwischen sein: Wieder ausräumen mag ich vieles nicht mehr, weitergeben kommt für mich aber auch noch nicht in Frage. Also stehen die Umzugskartons erst mal weiterhin unter meinem alten Schreibtisch und sind einfach für eine Weile da.

Manchmal braucht man einfach Zeit. Und Minimalismus braucht auch seine Zeit.

Und ab und zu darf man auch mal einen Stillstand zulassen, damit man nach diesem wieder aufbrechen kann.

Vielleicht ist es das, was ich vor allem bemerkt habe, seit ich reduziere: Es ist okay, es muss nicht alles direkt sein, es ist ein ständiger Prozess.

Und dann gibt es neben Stillstand und Aufbruch, neben Lebensphasen mit Höchstgeschwindigkeit und ruhiger Fahrt noch die Zwischenzeit. Das ist gut so. In der Zwischenzeit sein, bedeutet nämlich einfach nur zu sein. Auch mal ohne Antrieb, aber auch ohne Bremse! Und der Geschwindigkeitswechsel kommt ja sowieso wieder!

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Nochmal vielen Dank für deinen Beitrag, Verena.
Verena schreibt leider keinen eigenen Blog. Aber wer mit Ihr in Kontakt treten möchte, kann dies über die Kommentarfunktion unter diesem Beirtag tun.

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