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Buch: “Die Weite fühlen” von Pia Solèr

Lange habe ich kein dediziertes Buch mehr zum Minimalismus gelesen. Zu oft schon habe ich das Gleiche nur anders verpackt gelesen.
Umso erfrischender war „Die Weite fühlen“ von Pia Solèr. Es handelt sich nicht um ein Buch über Minimalismus, sondern um die „Aufzeichnungen einer Hirtin“, so auch der Untertitel. Kein Roman, aber auch kein Sachbuch.

Die Autorin beschreibt in kurzen Absätzen Geschichten ihres Lebens als Hirtin in der Schweiz. Auch wenn nicht bis ins kleinste Detail beschrieben wird, wie ihr Leben, vor allem das Materielle, aussieht, so bekommt man bei der Lektüre doch einen guten Überblick, über all die „Entbehrungen“, die ihr Leben als Hirtin mit sich bringen.
Dabei kam in mir ein ums andere Mal ein leichtes Gefühl von Wehmut auf. Es ist das gleiche Gefühl, wie wenn ich über die Tiny Houses nachdenke: Würde ich gerne mal erleben und schauen, wie sich solch ein Leben anfühlt. Aber so einfach ist das nun mal alles nicht.

Deswegen bin ich um diese Aufzeichnungen sehr dankbar, denn sie vermitteln mir ein Gefühl. Und das ist viel mehr wert, als jede sachliche Beschreibung.
Ein sehr zu empfehlendes, kleines Büchlein.

Wer das Buch haben will, kann mir eine kleine Mail mit seiner Adresse schicken. So bin ich es wieder los und jemand freut sich vielleicht über das Buch…

zwei Fragen (2)

Wie genau füllt man die freigewordene Zeit?

Eigentlich doch eine sehr einfache Frage. Mit allem, was man gerne tut. Aber ich finde es gar nicht so einfach herauszufinden, was man gerne tut. Streicht man nämlich einmal alles von der Liste was irgendwie mit Konsum zu tun hat, stellt man fest, dass eine ganze Menge Dinge wegfallen. Darunter würde ganz penibel gesehen auch sämtliche Bücher, Filme und Musik oder eine Autofahrt fallen. Aber so eng möchte ich dies Sache auch nicht sehen.

Mir geht es vielmehr darum mich weniger von außen in der Wahl meiner Freizeitgestaltung beeinflussen zu lassen. Nur zu oft frage ich mich, ob dass, was ich grade tue auch sinnvoll ist und ob ich die Zeit nicht mit etwas sinnvollerem füllen könnten. Als sinnvoll sah ich aber leider auch, eine Liste abzuarbeiten, Bücher zu lesen, die ungelesen seit Jahren im Regal standen oder Filme zu schauen, die ich bei einem Besuch der Bücherei als sehenswert erachtet hatte. Aber sehe ich mir diese Sachen an, stelle ich fest, dass ich weniger durch meine eigenen Wünsche als vielmehr von außen dazu gedrängt wurde, diese „Werke“ zu konsumieren. Und so widmete ich mich, vielleicht aus Bequemlichkeit,  vielen anderen Dingen nicht.

Aber womit sollte ich mich denn nun beschäftigen? Nach langen Überlegungen habe ich für mich folgende Aspekte  gefunden:

  • Bildung: Ich liebe es, mir neues Wissen anzueignen und mich in ein Thema zu verbeißen. Dabei interessiert ich auch (fast) alles und Büchereien, grade Universitätsbibliotheken, sind für mich interessanter als alle Shoppingtempel und Filmchen zusammen.
  • Achtsamkeit: Achtsamkeit scheint mir in dieser Zeit ein sehr gutes und wirkungsvolles Mittel gegen die Komplexität und der daraus resultierenden Zerstreuung zu sein. Viel zu oft habe ich den inneren Autopilot eingeschaltet und bin in Gedanken schon wieder bei der nächsten Sache. Dabei entsteht in mir ein schlechtes Gefühl.
  • Natur: Als Kind habe ich Menschen nicht verstanden, die zu Fuß lange Wege hinter sich brachten und das sogar zum Spaß taten. Mittlerweile liebe ich es Wälder, Seen und Berge zu erwandern und so in dieser hektischen Welt zur Ruhe zu kommen.
  • Ernährung: Auch wenn ich noch viel zu oft am Ziel vorbeischieße, so wurde das Thema Ernährung in den letzten Jahren für mich immer wichtiger und gab auch den Anstoß für meinen Lebenswandel der letzten zwei Jahre. Dabei bin ich definitiv kein leidenschaftlicher Essen. Mir schmecken zu viele Dinge nicht und vieles kenne ich noch nicht einmal. Aber damit räume ich ebenfalls langsam auf. (Und jetz‘ erst recht.)
  • Sport: Eigentlich sollte es selbstverständlich sein. Durch unsere Lebensweise müssten die meisten sich viel mehr bewegen, mich eingeschlossen. Es reicht wohl nicht, sich einfach nur so oft wie möglich durch eigene Körperkraft fortzubewegen, denn so bleiben viele Muskelgruppen unerreicht. Ich bin immer noch auf der Suche nach einem geeigneten Mix für mich.
  • soziale Kontakte: Wir Menschen sind soziale Wesen, der eine mehr, der andere weniger. Aber alleine kommen wir nur sehr bedingt in dieser Gesellschaft klar. Das Internet ersetzt zunehmend den reellen Kontakt oder lässt ihn zumindest verflachen. Hier gilt es für mich die alten Pfade wieder frei zu machen und so neu zu entdecken. Dazu gehört natürlich die Familie genauso wie Freunde und die sonstigen, meist nur flüchtigen Kontakte.
  • Arbeit: Verstanden als sinnvolle Tätigkeit, die das Leben abrundet, aber nicht definieren und dominieren sollte. Jedoch auch Broterwerb und der größte Zeitaufwand.
  • Kultur: Um das Leben abzurunden, in Kontakt mit anderen Mensch zu treten und dem eigenen Geist Ausdruck zu verleihen, um so andere und sich selbst besser kennenzulernen sowie die eigne und fremde Kulturen zu versehen und schätzen zu lernen.

Diese Punkte für mich herauszuarbeiten brachte mir viel Klarheit und zeigt mir einen anderen, aber dennoch schönen Weg vor. Jetzt geht’s an die Umsetzung!

 

Souvenirs

Was haben all die von Touristen überrannten Sehenswürdigkeiten und Ferienorte gemeinsam?
Nun, ganz einfach: Überall gibt es Souvenirshops. Überall werden wir als Reisende dazu angehalten, uns mit Andenken für uns selbst und Mitbringsel für die Daheimgebliebenen auszustatten. Dazu haben sich die vielen kleinen Läden mit, meiner Meinung nach, Krimskrams an den vielen schönen Orten dieser Welt etabliert.
Der Königssee ist ein klassisches Beispiel, welches sich sogar im eigenen Land finden lässt. Um überhaupt an den See zu gelangen, muss man sich durch eine ganze Straße mit unzähligen kleinen Buden, Boutiquen, Restaurants und Cafés quälen, in denen es alles gibt, was einen an diesen Urlaub erinnern soll.
Dabei ist der Gedanke, sich in einem solchen Shop mit einem Erinnerungsstück zu versehen, doch eigentlich längst überholt. Ich kann mir gut vorstellen, dass es vor etlichen Jahrzehnten, solche Erinnerungsstücke noch sinnvoll waren, in Form von Postkarten mit Ortsmotiven beispielsweise. Dazu kommt, dass man in nahezu jedem Ort die gleichen Dinge kaufen kann, die sich nur noch in der Aufschrift des Ortes an den sie erinnern sollen unterscheiden.

Allerdings kann ich mich auch nicht ganz von dem Wunsch eines Erinnerungsstückes frei sprechen. Beinahe hätte ich in Hallstein einen überteuerten Pott „Kräutersalz“ gekauft, mich aber doch eines besseren besonnen. Denn ich hatte bereits, neben den Hunderten von Fotos, dich ich in den Tagen geschossen habe, ein Erinnerungsstück gefunden. Es hat nichts gekostet, kommt aus keinem Laden und erinnert mich, an die schmerzliche Erkenntnis, wie weit die Gletscher in den Alpen schon geschmolzen sind und wie schnell dies in den letzten Jahren vonstatten geht. Am Großglockner bin ich den Berg hinabgestiegen und konnte anhand von Schildern, die den Gletscherstand in den letzten Jahrzehnten anzeigten, einschätzen, sie schnell dies geschieht. Unten habe ich das Eis unter meinen Füßen schmelzen gefühlt. Irgendwie ein trauriger Anblick und ein beklemmendes Gefühl, auf einem Zeichen des Klimawandels zu stehen.
Um an genau dieses Gefühl erinnert zu werden, habe ich drei Steine mitgenommen, die der Gletscher erst in letzter Zeit freigegeben haben muss. Diese habe ich nun neben meinem Buddha gestapelt. Als Erinnerung.

Natur

Gestern bin ich zum zweiten Mal innerhalb einer Woche nach Altena gefahren, um mich dort auf meinem Urlaub in den Alpen vorzubereiten und die Beine auf die Berge einzustellen. Mit Sicherheit kann man die beiden Areale von Ihren Anforderungen nicht miteinander vergleichen, aber ich bin überrascht, dass wir nahe des Ruhegebiets ein zumindest dem Schwarzwald ähnelndes Gebiet haben. Das Wetter war an beiden Tagen zwar nicht so, wie es sich ein normaler Mensch für eine solche Wandertour wünschen würde, aber ich fand es angenehm, nicht unter praller Sonne laufen zu müssen.

Seit Jahren liebe ich es, draußen in der Natur zu wandern. Einfach die Wanderschuhe anziehen, früher mit der Bahn, heute leider mit dem Auto an einen Ort fahren, den ich mir vorher via Google Maps gefunden habe, um dort die Gegend zu erkunden. Für mich gibt es nichts Entspannenderes und Ausgleichenderes als zu wandern.

Mittlerweile fühle ich mich auch mit meinem GPS-Gerät* wohl und will nicht mehr drauf verzichten. Zum einem, damit ich mich im Gelände zurechtfinde, nicht verloren gehe (was schonmal im letzten November passiert ist) und immer eine gute Karte dabei zu haben. Zum anderen, um hinterher nochmal nachzuschauen, welche Strecke ich gelaufen habe. Und gestern kam noch eine Erfahrung heraus, die ich mithilfe der Aufzeichnung nun auch eine genaue Stelle bestimmen kann:

An so ziemlich dem höchsten Punkt der Wanderung, auf 460 Meter Höhe, ging ich an einem kleinen Feld vorbei. Und dieses Feld duftet so wunderbar, dass ich eine ganze Weile dort stehen blieb. Ich kann den Duft nicht genau beschreiben, aber er war einfach nur wunderbar. Leider könnte ich ebenfalls nicht bestimmen, woher der Duft kam. Später kam ich von einer anderen Seite wieder an diesem Feld vorbei und musste wieder stehenbleiben und den Geruch inhalieren. In diesem Moment wusste ich, wie Entspannung und Freude riecht. Es war eine wunderbare Erfahrung, wie ich sie noch nicht gemacht habe.Falls jemand zufällig in der Nähe wohnt und sich dort ebenfalls man umschauen möchte, das Feld liegt genau 51°17’8.50″N; 7°39’40.16″E.

Zu dieser körperlichen Erfahrung kam dann noch das Zusammentreffen mit mehreren Rehen. Rehe sind so wundervolle und grazile Tiere, unglaublich. Noch nie habe ich so viel, fünf an der Zahl, auf einer einzigen Wanderung gesehen und konnte diese Tiere so lange beobachten. Natürlich flüchteten die meisten, als sie mich wahrgenommen hatte, aber eines blieb an der Stelle, wo es mich entdeckt hatte stehen und beobachtete mich. Es ist ein unglaublich schönes Gefühl, freie Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten. Und ich hoffe, dass ich in den Alpen ebenfalls die Gelegenheit bekomme, einige Tiere zu beoachten.

Genau solche Erfahrungen bestärken mich in der Einsicht, dass solche Erlebnisse genau das Richtige für mich und meinen Körper sind und das durch das Fehlen solcher Erfahrungen vielen Menschen heutzutage der Draht zur Natur und somit auch die Einsicht über die Notwenigkeit des Naturschutzes abhandengekommen zu sein scheint.