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Gelesen: „Das Internet muss weg – Eine Abrechnung“ von Schlecky Silberstein.

Wer die vor nicht allzu langer Zeit erschienenen Folgen des Minimalismus-Podcast zu den Themen „Social Media“ oder „Smartphone minimalistisch nutzen“ gehört hat, kennt wohl meine Einstellung zum Internet, zu „smarten“ Geräten und vor allem Social Media. Nicht zuletzt hat mein Podcastkollege Michael sich komplett aus Social Media zurückgezogen.

Meiner Meinung nach, sind Social Media einzig und allein Werbenetzwerke, welches seinen Nutzern auf sie persönlich zugeschnittene Werbung einblendet sowie die von ihnen erzeigten Daten nutzt und ggf. auch weitergibt (wie man im jüngsten Fall rund um „Cambridge Analytica“ schön sehen kann).

Bisher stand ich mit meiner Sicht so ziemlich am Rand. Auch wenn es viele Minimalisten gibt, die sich auf wenige Netzwerke beschränken, wenn nicht gar allen abschwören. Aber nun bekomme ich nicht grade kleine mediale Unterstützung, in Form von Schlecky Silbersteins Buch „Das Internet muss weg“*.

Das Buch wurde mir auf Nachfrage vom Verlag Knaus freundlicherweise zu Verfügung gestellt, nachdem ich es in diversen Buchhandlungen in der Hand hatte. Und nicht zuletzt der knallgelbe Umschlag macht auf das Buch aufmerksam.

Silberstein vertritt die mit seiner Forderung „Das Internet muss weg“ eigentlich die Forderung „Das soziale Internet muss weg“. Auf 261 Seiten (die Quellenangaben nicht eingerechnet) zeigt der Autor auf, welche Probleme sich in den letzten 10 Jahren, mit der Entwicklung des Web 2.0 und den (anti?)sozialen Netzwerken ergeben haben. Und das sind nicht wenige:

  • Reichweite zählt mehr, als der Inhalt. Grade im journalistischen Bereich
  • Fake News
  • Hate Speech
  • All unsere Filter-Bubbles
  • Online-Süchte
  • Die rechten Einflüsse im Netz
  • Ständige Kommunikation und Verfügbarkeit über die modernen Kommunikationswege
  • Wie die Generation Z als Versuchskaninchen für all die neuen Technologien herhalten müssen
  • Sowie die Automatisierung als Jobkiller der Zukunft

Exemplarisch möchte ich hier ein Zitat wiedergeben:

„Falls Sie sich noch an die Prä-Internet-Ära erinnern können: Gab es damals Reflexhandlungen wie das Checken des Smartphones oder Panik-Gefühle, wenn Sie ein bestimmtes Produkt zu Hause vergessen hatten (abgesehen von Ihrem Pass auf dem Weg zum Flughafen)? Oder ein Stadtbild, in dem Menschen komplett absorbiert in ein Gerät starren? Das gab es nicht, (…).“ Und das sind nur die sichtbaren Zeichen unserer modernen Zeit.

Das „Internet muss weg“* ist ein wunderbares Buch für all diejenigen, die merken, dass etwas nicht stimmt, aber nicht genau fassen können, was es ist.

Nachdem Silberstein im ersten Kapitel erklärt hat, wie genau die Geldflüsse im Internet heute aussehen, widmet er sich Kapitel für Kapitel den oben genannten Punkten. Diese werden wunderbar einfach erklärt und geben eine sehr gute Einführung in die verschiedenen Problematiken des Internets in unserer Zeit. Auch wenn mir, als „Digital Native“ und sehr informierter Mensch, viele der Dinge bekannt waren, so wurde mir erst durch das Buch die einzelnen Zusammenhänge wirklich klar und deutlich. Allein deswegen sollte dieses Buch eine Pflichtlektüre jedes Internetnutzers sein. Aber von diesem allgemeinen Verständnis sind wir extrem weit entfernt.

Auf den letzten Seiten gibt der Autor auch einige Tipps, wie man heute, mit dem Internet, besser und einfacher Leben kann. Viele dieser Punkte hatte ich bereits in den oben erwähnten Podcasts erwähnt.

Ganz aktuell hat dieses Buch mich aber dazu verleitet, mir nach über 10 Jahren wieder einen Mobilfunkvertrag zu besorgen. Einfach deshalb, weil ich weniger via Text und verstärkt persönlich kommunizieren möchte. Deswegen habe ich mir einen Vertrag für 10€ geklickt, des ein SMS- und Telefonflatrate besitzt. Ich möchte mich dazu bringen, einen Anruf zu tätigen, wenn es etwas zu klären gibt, anstatt nur doof zu schreiben. Mal sehen, was daraus wird.

Das Buch “Das Internet muss weg – Eine Abrechnung”* ist mit seinen 16€ auf den ersten Blick, eher hochpreisig. Dies, zusammen mit dem zugegeben sehr reißerischen Titel, war auch der Grund, warum ich das Buch erst habe liegen lassen. Aber nach der Lektüre muss ich sagen, dass diese 16€ sehr gut angelegtes Geld gewesen wären.

Minimalismus ist unsozial!

Im letzten Video, welches auf meinem YouTube-Kanal erschienen ist, spreche ich über das Thema “Fallhöhe reduzieren”. Dort benutzte ich das Wort “Businesskasper”. Ein Wort, welches ich gerne nutze,, um die Absurdität heutigen Geschäftsgebarens zu beschreiben. Da ich jahrelang selbst sehr gute Einblicke in diese Welt hatte (und mich erfolgreich wehren konnte, selbst ein Teil dieses Kasperletheaters zu werden), fühle ich mich durchaus berechtigt, Kritik in diesem Bereich zu üben.

Die Werbebranche als Beispiel

Seitdem ich dieses Hamsterrad verlassen und mich auch thematisch immer wieder mit den Hintergründen unserer modernen Ökonomie beschäftigt habe, kam ich zu dem vorläufigen Schluss, dass viele der (grade neuen) Berufsbilder da draußen, dem Menschen mehr Schaden, als das sie uns nutzen.

Werbung ist da ein sehr prägnantes Beispiel: Die Werbe- und PR-Branche besteht im Grund nur aus reinem Selbstzweck. Ihre Existenz rührt allein daher, sich selbst zu rechtfertigen. Weitet man den Blick, so stellt man fest, dass Werbung genau das NICHT tut, wofür wir sie halten: Informationen über Produkte zu vermitteln.

Im Gegenteil: Es werden gezielt Desinformationen verwendet, um den Konsumenten zu verwirren und durch Emotionen statt Information zum Kauf anzuregen. (Ich stelle bei meiner Informationsbeschaffung vor einem Kauf immer wieder fest, dass ich für mich wichtige Informationen, wenn überhaupt, nur sehr schwer finden kann.)

Daneben ist Werbung nur für Produkte und Dienstleistungen notwendig, für die kein wirklicher Bedarf besteht. So gibt es keine (Image-)Werbung für Brokolie oder Leitungswasser. Grade in der heutigen Zeit stelle ich immer wieder verwundert fest, dass es viele teuer Produkte gibt, für die ich auch nach sehr langem Nachdenken, keinen wirklichen Nutzen finden kann, egal wie lange ich mich mit den vielen Werbeaussagen auch beschäftige. Diese neumodernen Lautsprecher mit Internetanbindung, die als persönliche Assistenten vermarktet werden, fallen mir aktuell besonders auf. (Diese werden auch in der Folge 44 des Minimalismus-Podcasts von uns erwähnt.)

Die Kritik

Die Kritik an dem Wort „Businesskasper“ (welches übrigens einem Sketch von Bully Herbig entstammt) meiner Zuschauer rührte daher, dass diese “Berufsgruppe” ja vermeintlich einen sehr großen Teil der Steuern zahlen würde und somit all die vielen Dienstleistungen (wie die städtischen Büchereien oder öffentliche Parks) des Staates oder der Kommunen tragen würden.

Ich kann verstehen, wie man zu so einem Schluss kommen kann. Schließlich sind Büroangestellte in unserer Wahrnehmung eine sehr große Kohorte. Aber durch mein Studium der Psychologie, in dem sehr viel Wert auf die methodische Korrektheit gelegt wird, weiß ich auch, dass solche allgemeinen Wahrnehmungen oft falsch sind. Also fing ich zu recherchieren:

Woher kommen die Steuereinnahmen?

Laut Zahlen aus 2012 der Bundeszentrale für politische Bildung belaufen sich die Einnahmen aus Lohnsteuern bei 149,1 Mrd.€, was mit 24,8% „nur“ ein Viertel der gesamten Steuereinnahmen sind. Was aber trotzdem der große Punkt der Einnahmen der Bundesrepublik Deutschland ausmacht.

Aber schon auf den ersten Blick fällt auf: Die Einnahmen durch Umsatzsteuer sind annähernd genauso hoch. Diese liegen mit 23,7% nur 1,1% niedriger als die Einnahmen durch Lohnsteuern.

Wie viele potenzielle „Businesskasper“ gibt es eigentlich?

Ein Viertel der Einnahmen kommen aus Lohnsteuern. Da drängt sich mir natürlich sofort die Frage auf, wie viele dieser Lohnsteuer zahlenden Menschen überhaupt potenzielle Schlipsträger sind?

Diese Frage ist nicht wirklich einfach oder gar eindeutig zu beantworten. Ich fand bei der Recherche eine Statistik des Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit. Die Tabelle „Berufe im Spiegel der Statistik“ gibt Aufschluss über die Verteilung der Berufe für das Jahr 2011 (und älter):

Nach dieser Statistik fallen 68,1% der Tätigkeiten in den Dienstleistungssektor. Wovon 23,3% auf Sektoren fallen, die eher “gemeinnützig” sein mögen, wie Erziehung, Unterricht, Kultur, Sport, Unterhaltung, Gesundheits-, Sozialwesen, öffentliche Verwaltung, Sozialversicherung.

Bleiben also 44,8 potenzielle „Businesskasper“. Wobei in diesen 44,8% Arbeitnehmern alle möglichen Positionen zu finden sind. Die Gebäudepflegerin oder der Facility Manager sind in dieser Zahl ebenso vertreten, wie die Geschäftsführer einer Tieraufbereitungsanlage oder der Abteilungsleiter in einem Automobilkonzern.

Ebenso konnte ich mit meiner bescheidenen Recherche nicht klären, ob diese 44,8% der Arbeitnehmer wirklich auch 44,8% der Lohnsteuern zahlen. Geschweige denn, ob diese gar überdurchschnittlich mit ihren Steuern zum Gemeinwohl beitragen. Dies würde uns wohl nur ein Volkswirt mit dem Zugang zu entsprechenden Statistiken beantworten können.

Minimalismus ist unsozial!

Ich kann also die Aussage, dass „Businesskasper“ den Großteil der Steuern zahlen weder belegen noch entkräften. Das muss ich aber auch gar nicht!

Denn schaue ich mir die bisher zusammengetragenen Fakten an, fällt mir etwas viel Gravierenderes auf: Minimalismus ist ökonomisch gesehen asozial!

Jeder, der sich mit den Kernthemen des Minimalismus beschäftigt, wird schnell darauf kommen, dass es per Definition vorwiegend um die Dinge und den Konsum geht.

Wir befreien uns von Dingen, die wir vermeintlich nicht benötigen und versuchen weniger zu kaufen, um so ein einfacheres, glücklicheres Leben zu führen. Und wie ich selbst weiß, erreicht man genau dies durch weniger Dinge, weniger Konsum und weniger Arbeit.

Aber durch genau diese neuen Verhaltensweisen schaden “Minimalisten” unserer aktuellen Gesellschaft immens. Denn etwa die Hälfte der Einnahmen unseres Landes kommen stammen aus Arbeit und Konsum. Ich arbeite, also zahle ich Steuern. Und das erarbeitete Geld verkonsumiere ich und zahle wieder Steuern.

Ziemlich vereinfacht: 2014 betrug das mittlere Durchschnittseinkommen in der BRD 3.527€ pro Monat. Demnach betrug der Steuersatz bei 12 Monatseinkommen im selben Jahr etwa 23%. Hinzu kommen, nehme ich die 2016er Zahlen von Destatis zu der Verteilung der Konsumausgaben, 10,07% Umsatzsteuern aus Konsum.

Wie gesagt, ich bin kein Volkswirt und diese Rechnung mag an mehreren Ecken Fehler enthalten und ziemlich ungenau sein. Aber auch wenn ich mich um mehrere Prozent vertan haben solle: Etwa ein Drittel der Einnahmen eines hart arbeitenden Beschäftigten gehen direkt an den Staat.

Ein einfach lebender Mensch schadet unserer Solidargemeinschaft also in zweierlei Hinsicht: Er konsumiert weniger, was weniger Umsatzsteuer bedeutet(, zumal viele lebenswichtigen Dinge wie Wohnen und Nahrung gar nicht oder nur gering besteuert werden). Und zusätzlich arbeitet er weniger, was wieder dazu führt, dass er natürlich auch weniger Einkommenssteuer an den Staat abgibt.

Konsum ist die oberste Pflicht in unserer Gesellschaft!

Und so erklärt sich, warum die oberste Pflicht eines Bürgers westlich-orientierter Staaten der Konsum ist: Durchschnittlich etwa ein Drittel seines Einkommens durch Arbeit geht direkt an den Staat. Und auch wenn es wohl nur 10% in Summe sind, ist die durch Konsum generierte Umsatzsteuer noch bei Weitem wichtiger.

Demnach ist die in den Kommentaren zu meinem Video erwähnt Tatsache, dass „Businesskasper“ den größten Teil der stattlichen und kommunalen Dienstleistungen durch ihre Tätigkeit erwirtschaften schlichtweg falsch. Nicht durch ihre Arbeit werden diese Dinge vermeintlich gezahlt, sondern durch deren Konsum. Da die Umsatzsteuer trotz der kleineren Prozentzahl wesentlich mehr Geld einspielen.

Natülrich mag der Arbeitende mehr Geld verdienen. Aber auch „arme Menschen“ zahlen Umsatzsteuern und tragen somit zu den öffentlichen Ausgaben.

So lässt sich das Argument, dass Karrieremenschen einen überdurchschnittliche Beitrag zu diesen leisten nicht unbedingt halten. Ja, sie haben mehr Geld in der Tasche und können mehr Ausgeben, was wiederum die Summer der Umsatzsteuer steigen lässt. Der Konsum eines reichen Menschen ist jedoch freiwillig. Der “armer Menschen” wörtlich lebenswichtig.

„Das System implodiert aber, wenn sich jeder nur nehmen und nicht geben würde.“

Wie ich wohl klar dargelegt habe, kann man nicht nur nehmen, ohne zu geben. Auch wenn die Umsatzsteuerausgaben mit den errechneten 10% sehr wenig erscheinen mögen, machen sie doch den größten Teil der Einnahmen der BRD aus.

Das „System implodiert“ also nicht direkt, wenn weniger Menschen arbeiten würden. Dies kann man auch aus vielen Finanzierungsmodellen des Bedingungslosen Grundeinkommens entnehmen, welche ich hier nicht noch zusätzlich wiedergeben möchte.

Das System würde zusammenbrechen, wenn wir weniger konsumieren würden. Deswegen ist es unsere oberste Pflicht zu kaufen! Klar war mir dies bereits vor meinen obigen Ausführungen. Aber erst nach diesen Recherchen verstehe ich nur wirklich, warum dies so ist. Auch wenn meine Zusammenfassung mit Sicherheit an vielen Punkten stark vereinfacht und inhaltlich oder methodisch falsch sein mag.

Wenn man mich also wegen dem Wort “Businesskasper” kritisieren möchte, dann nicht deswegen, weil dieser mehr arbeitet, sondern weil er mehr konsumiert. Ergo: Ein Mensch, der nicht konusmiert oder konsumieren kann ist das wirkliche Problem!

Aber so kann es nicht weitergehen!

Diese Menschen, die viel Geld mit harter (und sinnentleerter) Arbeit verdienen und es verkonsumieren, arbeiten sehr an ihrem Ruf als gute Bürger. Sie arbeiten aber auch tatkräftig an der Zerstörung der Umwelt, der Verschwednung von Ressourcen und der Ausbeutung von Menschen, grade in den armen Ländern dieser Welt mit, welche unseren billigen Konsum durch ihre viel zu billige Arbeitskraft und Gesundheit erst möchlich machen.

Und so fällt unsere Abhängigkeit von Konsum und Wachstum nun sofort auf. Dies beißt sich aber mit unserem gesunden Menschenverstand, der schon lange registriert hat, dass es so wie bisher nicht weitergehen kann:

Unser Hyperkonsum vernichtet die Ressourcen unserer Erde schneller als je zuvor und vernichtet systematisch unsere Lebensgrundlagen.*

Zudem macht es uns am Menschen zunehmend kränker. Psychische Erkrankungen aber auch sogenannte „Zivilisationskrankheiten“ schädigen uns als Person immer mehr.*

Und genau aus diesen Gründen erkennen immer mehr Menschen, dass es so nicht weitergehen kann. Und viele versuchen, neue Wege zu finden, mit diesen Problemen umzugehen. Ob dies nun Minimalismus, voluntary simplicity, ein veganes Leben, das Ablehnen von Konsum oder die teilweise Selbstversorgung aus dem eigenen Garten ist.

An dieser Stelle muss ich wieder einmal Björn Kern zitieren:

„Doch einfacher, als mit genesender Wirtschaft dem Menschen zu schaden, wäre es vielleicht, mit geschädigter Wirtschaft als Mensch zu genesen.“

Ich weiß, wie viel Angst Veränderungen machen können. Ich weiß auch, wie groß die Angst vor dem Verlust des erwirtschafteten Standards, privater aber auch gesellschaftlicher Natur, sein kann.

Aber wir brauchen ein neues Wohlstandsmodell (wie es die Stefanie und Carsten vom „Einfach vegan“-Podcast nennen und nicht nur im veganen Leben erkennen)!

Und dieses Modell zeigt Niko Paech in seiner Postwachstumsökonomie auf. Kurz angerissen: Weniger Arbeit, die auf mehr Menschen aufgeteilt wird (20 Stunde pro Woche reichen); viel weniger Konsum; Produkte sollen so lange wie möglich genutzt und repariert werden; Dienstleistungen und Dinge sollten regional getauscht oder verliehen verliehen werden.

Nicht ohne Wachstumsschmerzen

Meine Generation (der Menschen im Alter von 30-40 Jahren) werden wohl die ersten sein, die an die Grenzen des Wachstums gelangen. Und wir werden uns zwingend mit neuen Wohlstandsmodellen befassen müssen.

Dies wird nicht ohne (vermutlich große) Wachstumsschmerzen passieren. Aber ich hoffe, dass die Umwälzungen glimpflich ablaufen werden und nicht in Kriege um die letzten Rohstoffe enden.

Und ja, es ich nicht grade einfach, den gewohnten Lebensstandard und die vielen kleinen und großen Bequemlichkeiten aufzugeben. Aber ich kann auch berichten, dass dahinter kein Leben in kalter Wohnung mit einem Kartoffelsack als Kleidung steht.

Im Gegenteil: Der Gewinn an Lebenszeit durch weniger Arbeit und Konsum wieg bei weitem die vermeintlichen Verluste auf! Und ich kann sagen, dass ein Leben nach den Prämissen der Postwachstumsökonomie ein besseres, glücklicheres und einfacheres Leben ist.

Mehr werde ich zu den möglichen Lösungen unseres gesellschaftlichen Konsumdilemmas an dieser Stelle nicht verlieren. Zu empfehlen sind die diversen Vorträge von Niko Paech, welche man auf YouTube finden kann. Aber auch das Buch „Selbst Denken – Eine Anleitung zum Widerstand“ von Harald Welzer*. Auch die Ausführungen von Hartmut* Rosa* zur “Beschelunigung und Entfremdung”* sollen an dieser Stelle Erwähnung finden. Zu beiden findet man auch gute Vorträge auf YouTube oder einzelne Podcasts.

Am Ende

Zum Schluss möchte ich noch sagen, dass ich natürlich weiß, warum das Wort „Businesskasper“ vielen so aufstößt. Aber ich hoffe, dass ich zeigen konnte, dass die allgemeine Meinung nicht unbedingt immer der Wahrheit entspricht. Und dass es viel mehr hinter manchen Aussagen von mir steckt, als ich in einem kurzen Satz im Video oder einem Podcast aussagen kann.

Wenn du zu den oben genannten Statistiken Anmerkungen hast, (Denk-)Fehler findest oder weitere Quellen nennen kannst, dann freie ich mich sehr auf einen Kommentar von dir!

 

Türchen 19 – Tipps für minimalistischen Konsum

Hinter Türchen 19 soll es ebenfalls um einfachen Konusm gehen. Und ich freue mich, dass heute wieder nicht ich die Frage in einem Video beantworte, sondern die liebe Sabine Semmler vom gleichnamigem YouTube-Kanal. Das Video findest du hier!

Wie auch gestern findest du meine Videoantwort auf diese Frage auf Sabines Kanal! Dazu einfach hier klicken! 😉

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Türchen 18 – Wie verändert sich das Kaufverhalten durch Minimalismus?

Ich freue mich, heute einen Gastbeitrag im Zuge unseres Advendkalenders veröffentlichen zu dürfen! Zum heutigen 18. Türchen schreibt Miriam vom YouTube-Kanal “yes to less” darüber, wie sich ihr Kaufverhalten durch den Minimalismus verändert hat.

Wen meine Antwort auf diese Frage interessiert, der findet mein Video zum heutigen Türchen auf Miriams Kanal. Bitte hier entlang… 😉


 

Wie hat sich mein Konsumverhalten mit dem Minimalismus verändert? Eigentlich müsste die Frage andersherum lauten, denn bevor ich mein Konsumverhalten nicht geändert hatte, konnte ich keine Minimalistin werden.

Eine kleine Konsumgeschichte

Jahrelang hatte ich eine On/Off-Beziehung mit dem minimalistischen Leben. Es faszinierte mich schon, als ich mit zwölf Jahren in unsere Fernsehzeitschrift einen Artikel über die positive Wirkung des Aufräumens las. Mit 20 überzeugte mich Rita Pohles „Weg damit!“ davon, wie schön es war, alte Dinge loszuwerden und Platz für Neues zu schaffen. Ich war jahrelang der Meinung, ich sei eine Minimalistin. Bis ich mich irgendwann man mit offenen Augen in meiner Wohnung umsah: stapelweise ungelesene Bücher, Klamotten, die nicht mehr auf die Kleiderstange passten und irgendwelches Zeug ohne festen Platz. Nein, ich war nicht minimalistisch, ich hatte viel Kram und war dazu noch unordentlich. Es lag nicht daran, dass ich nicht ausmistete. Im Gegenteil: Ich sortierte viel aus, verkaufte viel. Aber ich kaufte auch viel. Nichts Teures, nichts Großes, aber auf diese Weise wurde mein Besitz nicht weniger, sondern mehr.

Gegen die Kram-Entropie

Meine erste richtige Minimalismus-Maßnahme war nicht, mehr Dinge auszumisten, sondern weniger zu kaufen. Ich begann zu zählen, was ich aus meiner Wohnung entfernte und was ich reinbrachte. So hatte ich Kontrolle über meinen Besitz und über mein Konsumverhalten. Das mache ich noch heute. Dabei geht es mittlerweile gar nicht so sehr um die absoluten Zahlen, sondern das Verhältnis. Wenn weniger oder gleich viel reinkommt, als rausgeht, ist alles im grünen Bereich. Das hilft mir gegen das Phänomen des „clutter creep“ – Zeug, das sich unbemerkt einschleicht. Kram-Entropie, sozusagen.

Sag „Nein!“ zum Konsum

Dann führte ich den „No Shopping“-Monat ein. Einen Monat lang nichts kaufen – der kurze Februar bietet sich für Anfänger an und auch der November ist ein guter Monat. Wellness fürs Portemonnaie vor dem Weihnachtsrausch. Die Idee dazu hatte ich von der Adbuster-Initiative und auch einigen Blogs – das Thema war gerade „in“. Eine Konsumauszeit ist ein genialer Weg, sich eine Weile aus dem Kaufwahn zu verabschieden. Ich meide Geschäfte (nicht leicht, denn ich wohnte in der Innenstadt), setze beim Lebensmitteleinkauf die Scheuklappen auf, lese keine Werbewurfsendungen und vor allem keine Zeitschriften mehr. Letzteres ist sowieso ein guter Tipp. Oh ja, auch ich liebe die Hochglanzblätter mit den schicken Damen, den gestylten Wohnzimmern und den Beautyempfehlungen. Leider wahr: Die papiernen Verführer bestehen zu 50 Prozent aus offensichtlicher Werbung, zu 49 Prozent aus versteckter Werbung. Zeitschriften sind für mich heute ein seltenes Vergnügen – in den letzten neun Monaten habe ich mir zwei gekauft.

Nachdenken über Alternativen

Jeder hat seine Shopping-Schwächen: H&M, Deko-Lädchen, Bücherläden, Dawanda, Amazon, Flohmärkte, Ebay – wer diese Geschäfte liebt und Zeit verbringt, wird garantiert etwas zu kaufen finden. Gerade Ebay und Flohmärkte versprechen scheinbar Schnäppchen. Das stimmt sogar. Leider. Aber nur wenn ich etwas nicht kaufe, spare ich tatsächlich Geld. Deswegen meide ich Ebay. Auch nach Jahren des Minimalismus passiert es trotzdem noch, dass ich Sachen unüberlegt kaufe (räusper, Kleid für die Weihnachtsfeier, das ich doch nicht getragen habe!). Gott sei Dank wesentlich seltener als früher. Weil ich seltener ziellos bei Ebay surfe, weil ich kaum noch bummeln gehe, weil ich länger überlege, bevor ich mir etwas kaufe, weil ich andere Zeitvertreibe habe (YouTube). Und weil ich als Minimalist weniger Zeit mit Konsum und dem Kümmern um Dinge verbringt, habe ich mehr Zeit über um Konsumalternativen (tauschen, leihen, selber machen) oder um die Qualität von Konsum (fair, zero waste) nachzudenken. Das Gegenteil von Konsum ist nämlich nicht Abstinenz, sondern bewusster Konsum, aber das ist eine Geschichte für ein anderes Adventstürchen.

 


 

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Türchen 15 – einfach schenken

Zum heutigen Thema hinter dem 15. Türchen unseres Advendskalenders, muss ich leider schon wieder auf unseren Minimalismus-Podcast verweisen. Denn in Folge 38, welche bereits im Oktober erschienen ist, widmen Michael und ich uns in über einer Stunde um genau die Fragen, was bzw. wie wir Schenken und ob bzw. was wir uns wünschen.

Deswegen möchte ich hier heute einmal kurz auflisten, was genau ich mit denn in diesem Jahr zu Weihnachten wünsche.

Nichts!

Ich wünsche mir nämlich gar nichts! Wobei meine lieben Eltern und vor allem meine Oma damit so ihre Schwierigkeiten haben. Deswegen bekommen sowohl meine Eltern, als auch meine Oma etwas von mit geschenkt. Die Geschenke beschränken sich aber auf max. 3€ und sind mehr symbolischer Natur, oder einfach ein Spaß.

Meine Wünsche

Im Gegenzug habe ich mir auch etwas gewünscht. Drei Dinge, um genau zu sein.

  1. Zwei selbstgehäkelte Topflappen von meiner Mutter
  2. Eine Kratzmöglichkeit auf Pappe für meine Katze
  3. Sowie ein Sisalband, um den Kratzbaum meiner Katze reparieren zu können.

Ich muss zugaben, dass diese Wünsche aber eher Geschenke zum Geburtstag darstellen, als das es Weihnachtsgeschenke sind. Diese Vermisschung von Geburtstag und Weihnachten war als Kind noch etwas Schönes. Aber seit dem ich erwachsen bin, nervt es nur noch…

Kein Weihnachtsstress

Früher habe ich diesen Weihnachtsstress und die Suche nach Geschenken regelrecht zelebriert. Ich bin meist an einem Adventssamstag durch mehrere Innenstädte und Einkaufszentren gefahren und habe alle Geschenke zusammengesucht. Am Heiligen Abend wurden diese dann am Vormittag eingepackt, während im Fernseher Krieg der Sterne lief.

Diese Rituale, welche für mich Weihnachten ausmachten, sind in den letzten 8 Jahren fast komplett verschwunden. Ich kaufe keine Geschenke mehr und muss dementsprechend auch nix verpacken. Und Krieg der Sterne heißt heute halt Star Wars und gehört mit den jährlich neuen Filmen zum Vorweihnachtsprogramm. So ändern sich die Zeiten.

Ich genieße es aber, mir absolut keine Gedanken mehr um Geschenke machen zu müssen. Ich habe sogar regelrecht Mitleid mit den vielen „Konsumopfern“, die das Schenken überspannen und so ad absurdum führen. Aber wie er diese handhabt, muss jeder für sich selbst wissen…

Wie sehen Deine Geschenke aus? Und was steht dieses Jahr auf deinem Wunschzettel?? Schreib mir dazu doch einen Kommentar! ?

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Nicht vergessen: Am kommenden Sonntag, den 17. Dezember 2017  um 17 Uhr finden auf meinem YouTube-Kanal der Livestream von unserem Minimalismus-Podcast statt.

Dort werden wir über ein kleineres Thema sprechen und uns ausgiebig Euren Fragen widmen!

Wir freuen uns sehr, endlich einmal mit Euch live etwas aufzunehmen!!

 

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Türchen 3 – Erst ausgemistet, dann wieder gekauft?

Eines der größten Ängste beim Ausmisten ist für sehr viel Menschen der Gedanken, dass man etwas loslässt, was man später vielleicht ja noch einmal würde gebrauchen können. Mir ging es damals, als ich mit dem Ausmisten angefangen habe nicht anders.

Schnell merkte ich, dass sich das Ausmisten bei dem meisten Menschen in Wellen bewegt. Denn kaum jemand kann beim ersten Durchgehen seines Besitzes wirklich entscheiden, was wirklich noch notwendig ist und was nicht.

Vor allem ändert sich beim Prozess des Minimalisierens auch die eigene Sicht auf und die Bewertung seiner Besitztümer. So habe ich vor kurzem mein Bügeleisen samt Bügelbrett verschenkt. Es gab mal eine Zeit, in der brauchte ich dieses Gerät fast täglich. Aber kürzlich habe ich festgestellt, dass ich beides seit fast zwei Jahren nicht mehr benutzt habe. Für mich ein klares Zeichen, dass ich diese beiden Gegenstände guten Gewissens loslassen kann. Wie Du siehst: Die Sicht auf die Dinge ändert sich mit der Zeit.

Der Gedanke, dass man einen spezifischen Gegenstand irgendwann ja noch mal gebrauchen kann, mag zwar manchmal richtig sein. Aber oft schätzen wir die Wahrscheinlichkeiten, wie auch in anderen Bereichen unseres Lebens, komplett falsch ein. So habe ich durchaus Flugangst, weiß aber rational, dass es wahrscheinlicher ist, mit dem Auto oder als Radfahrer einen Unfall zu haben, als mit einem Flugzeug abzustürzen.

Meine einfache Regel

Grade bei Medienprodukten ist mir schon relativ schnell aufgefallen, wie irrsinnig der das Festhalten an den Dingen oft ist. Ich könnte ja das Buch nochmals lesen, das Spiel irgendwann nochmals spielen wollen. So habe auch ich an dem ein oder anderen Gegenstand lange festgehalten.

Aber in der Nachbetrachtung stellte sich dieses Festhalten zumeist als Quatsch heraus. Im Gegenteil: Oft hatte ich absolut keine Lust, mich ein zweites Mal mit den Dingen zu befassen.

So habe ich mir eine einfache Regel überlegt, die mein Handeln seitdem leitet:

Wenn ich einen Gegenstand innerhalb von einer Woche für unter 10 Euro irgendwoher bekommen kann, dann brauche ich diesen auch nicht horten.

Ein Teil

In der gesamten Zeit, in der ich mich mit dem Minimalismus beschäftige, habe ich mir nur ein einziges Teil nochmals gekauft, das ich zuvor ausgemistet hatte. Dabei handelt es sich um ein Buch. Nämlich um David Naishs „Genug – Wie sie der Welt des Überfluss entkommen“.

Nochmals gekauft habe ich dieses Buch nur, weil es meine Bücherei nicht besitzt und es für den Bezug über die Fernleihe wegen des geringen Preises nicht in Frage kam. Es war eines meiner ersten Bücher zum Thema Minimalismus und nachdem ich es vor einigen Jahren verkauft hatte, war mein Interesse es noch einmal zu lesen so groß, dass ich es mir vor zwei Monaten nochmals gebraucht kaufte.

Es mag sicher noch weitere Teile geben, die ich irgendwann mal abgegeben und später noch mal gekauft habe. Aber an diese Dinge kann ich mich nicht wirklich erinnern. Sprich: Es war absolut nichts Wichtiges…

Es wird vorkommen!

Es wird sicherlich beim Ausmisten vorkommen, dass wir das ein oder andere Teil weggeben, was hinterher noch einmal benötigt wird. So weiß ich, dass ich in meinem restlichen Leben bestimmt irgendwann mal wieder ein Bügeleisen brauchen werde. Aber diese Gewissheit rechtfertigt nicht, diesen Gegenstand vielleicht über Jahrzehnte mit mir herumzuschleppen, obwohl ich ihn aktuell nicht benötige.

Und wenn ich wirklich einmal etwas weggebe, was ich hinterher bereue, dann ist es halt ein Lernprozess. Es ist eine neue Erfahrung, die mich in der Zukunft für mein Leben weisere Entscheidungen treffen lässt.

Alles zu Horten, um es sich am Ende nicht nochmals besorgen zu müssen, ist auf jeden Fall die schlechtere Variante…

Türchen 4 & 5 werden sich an den nächsten beiden Tagen auf meinem YouTube-Kanal „Die Entdeckung der Schlichtheit“ öffnen.

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Wenn du auch einen Text zum heutigen Thema des Advendskalenders geschrieben hast, dann verlinke ihn bitte in einem Kommentar unter dem Beitrag. Ich werde deinen Post dann ebenfalls hier im Beitrag verlinken.

 

Darum gibt es all das Zeug…

Der folgende Text könnte ironisch gemeint sein. Könnte… Aber das soll jeder selbst entscheiden…


Immer diese Minimalisten! So entdeckte ich doch vor einigen Tagen Posts auf Twitter, welche sich anmaßen, Kritik an wirklich innovativen und tollen Produkten zu üben. So schrieb Frau DingDong in Ihrem Blog über einen innovativen Entsafter sowie einen wirklich smarten Salzstreuer.

Nachdem ich mir die Produktvideos beider Produkte angesehen habe, kann ich Ihre Kritik absolut nicht nachvollziehen. Ich mein, warum sollte ein Entsafter oder ein Salzstreuer auch ohne das Internet funktionieren? Ich mein, wie soll denn sonst zukünftig überwacht werden, ob ein Krankenkassenpatient zu viel Salz zu sich nimmt?? Außerdem leuchtet der Salzstreuer in schönen Farben! Ich mein, ist ein bisschen Farbe im grauen Alltag denn nicht etwas schönes???

Und dann ihre Aussage zu diesen gradiosen Entsafter: „Wenn der QR-Code auf der Packung abgelaufen ist, ist es nicht mehr möglich, den Saft zu pressen.“ Wo kämen wir denn hin, wenn man Nahrungsmittel verzehrt werden würden, die bereits abgelaufen sind??? Ich mein, es hat doch einen Grund, warum die Industrie ein viel zu eng gefasstes MINDESThaltbarkeitsdatum auf die Verpackungen schreibt. Wenn diese Weltverbesserer noch genießbare Produkte futtern wolle, dann sollen sie schließlich auch solche kaufen.

Produkte werden schließlich nicht aus Jucks und Dollerei hergestellt. Ach so: Ihr dachtet, dass das ganze Zeug in den Regalen der vielen Märkte steht, damit ihr ein wohligeres Leben habt? Hahahaha! Jaaaa, genau… Unter keinen Umständen könnte alle das unnütze Zeug nur produziert werden, damit die paar Menschen, oft als Gesellschafter oder Aktionäre bezeichnet, ihre Taschen mit dem Geld des „kleinen Mannes“ füllen können. Alle Unternehmen sind praktisch versteckte karitative Einrichtungen, die ihre Produkte nur herstellen, damit die (dummen, pardon in der Gesellschaft gut integrierten) Menschen ein glücklicheres Leben führen. Wie könnte man auch auf die Idee kommen, dass das nicht der Fall wäre. Zumal diese Unternehmen ja auch Arbeitgeber vieler Menschen sind. Nicht hur hier, in toll ausgestatteten Büros, sondern auch in den vielen Ländern, in denen das Zeug produziert wird. Und ohne diese Firmen hätten all diese Menschen ja kein Geld, mit dem sie sich das Zeug kaufen, was sie sonst selbst hätten herstellen und verbauchen können…

Ach so… Die beiden erwähnten Produkte sind nicht von internationalen Multimillionen Dollar Unternehmen, sondern von kleinen Klitschen, die auf Kickstarter und Co. um Geld für tollen Produkte betteln? Nun. Das ist natürlich etwas anderes!

Das sind ja auch nur kleine Menschen die versuchen, ein Stück vom Glück anzubekommen. Glück, das ist ja eigentlich nichts anderes als Geld. Geld mit dem man dann Zeug kaufen kann. Und kaufen macht ja glücklich! Ganz bestimmt! Es ist zwar Zeug, dass eigentlich nicht gebraucht wird.

Aber hey… Man gönnt sich doch sonst nichts, oder? Wie soll man denn sonst die viele Zeit und Plackerei vergessen, die man mit monotoner, sinnentleerter Arbeit unter gesundheitsschädlichem Stress verbringt, um das Geld zu verdienen, damit man sich all dieses schöne (unnütze) Zeug kaufen soll? Irgendwo muss das Geld ja herkommen, um mehrfach im Jahr Urlaubsbilder auf Facebook posten, alle paar Jahre das Auto und die Wohnungseinrichtung wechseln und die monatlich wechselde Kleidung bezahlen zu können.

„Weniger arbeiten“ höre ich jetzt diese Weltverbesserer rufen?? Meint ihr echt, dass das die Lösung ist? Was sollen denn die Menschen in unserer Gesellschaft mit ihrer Zeit anfangen, wenn nicht shoppen zu gehen? Oder seine Zeit mit all dem vielen Zeug zu verplempern?

Am Ende würde sie, Gott bewahre, noch die Zeit haben, nachzudenken… Oder Dinge selbst herstellen (was ja quatsch wäre, weil alles schön billig überall zu kaufen ist und so ja die Aktionäre weniger Geld verdienen, oh… ich meinte natürlich Arbeitsplätze wegfallen würden)…

Oder sich am Ende noch wirklich über Ihre Umgebung Gedanken machen würden. Sie würden wieder anfangen, mit den Menschen in Ihrer Nachbarschaft zu reden. Sie hätte vielleicht auch Zeit, sich mit der lokalen und landesweiten Politik auseinanderzusetzen. Sie würden Wahlprogramme lesen, wählen gehen. Oder noch schlimmer: Auf der Straße gegen all die vielen Fehlentwicklungen der letzten 20 Jahre protestieren. Ihre Stimme wiederfinden. Was eine grausige Vorstellung, dass wir in einem Land, auf einer Welt leben könnten, in der es allen gut geht…

Im Kapitalismus ist es doch viel besser! Die Menschen kaufen, finanzieren den Reichtum der Oberen und sind nebenbei so beschäftigt, dass sie keine Lust, Zeit und Kraft mehr haben, gegen diese Strukturen aufzumucken. Sie haben ja, glücklicherweise schon genug damit zu tun, das Geld für die Dinge zusammenzuraffen, von denen ihnen durch Werbung und social media eingeredet wird, dass sie sie brauchen. So kommen sie zum Wohl aller nicht dahinter, was wirklich ein gutes Leben ausmache und sie eine glücklichere Zeit haben lassen würde.

Denn in den letzten 40 Jahren sind wir an den Punkt gekommen, dass sich Glück kaufen lässt! Zumindest ist es das, was alle glauben. Und wie ich oben bereits geschrieben habe, ist das auch gut so. Zumindest so lange, wie die meisten nicht dahinterkommen, dass das völliger Quatsch ist. Und das wird hoffentlich noch sehr lange dauern. Denn ein glücklicher Mensch ist kein guter Konsument!

***Ironie Ende***

Podcast-Empfehlung: Wie andere die heutigen Medien wahrnehmen

Nachdem ich den letzten Artikel über Mediennutzung online gestellt habe, erschien am gestrigen Sonntag die neuste Folge des Auf-ein-Bier-Podcasts. Eigentlich ein Gaming-Podcast, besprechen Andre Peschke und Jochen Gebauer in der ersten Stunde der Folge 123 „Kauft mehr schlechte Spiele“ genau das, was ich im letzten Text ansprach.

Wer nicht am Gaming interessiert ist, kann nach ca. 55 abschalten. Ich fand es aber interessant zu hören, dass ich nicht allein mit meiner Wahrnehmung stehe, sondern die ein allgemeineres Phänomen zu sein schein…

Mediennutzung heute und warum es kaum noch Spaß macht…

Mediennutzung ist heute für mein nicht mehr wirklich einfach. Zu viele billige Inhalte kollidieren mit wenig Zeit und begrenzter, irgendwie immer weniger werdender Aufmerksamkeit. Aber warum ist das so?

Ich kann mir das nur so erklären, dass das Internet und „smarte“ Geräte die Nutzung der Medien stark verändert haben. Wir werden mit einer schier unendlichen Anzahl an den verschiedensten Text-, Bild-, Audio- und Videoinhalten bombardiert, dass wir gar nicht wissen, wie wir dies alles konsumieren sollen. Ein Thema, war mich ja schon seit Jahren begleitete und auch hier immer wieder Thema war.

Dabei scheint uns das Komprimieren der Inhalte, also mehr in der gleichen Zeit sichten zu können, die geeignetste Wahl zu sein. Texte werden nur anhand der Zwischenüberschriften überflogen, die Abspielgeschwindigkeiten erhöht und es werden mehrere Dinge auf einmal getan. So läuft bei einigen beim Zocken oder so mancher Arbeiten am Rechner eine Serie, ein Film, ein Hörbuch oder Podcasts so nebenher.

Das hat es auch früher schon gegeben. Damals lief auch bei mir beim Erledigen der Hausaufgaben Musikfernsehen nebenher. Allerdings handelte es sich damals nicht ich um Inhalte, deren Verlauf man eigentlich folgen wollte. Musikfernsehen plätscherte wie Radio auch heute noch einfach so nebenher; der Inhalt ist nicht wichtig. Bei einem Film oder einer Serie würde ich aber schon behaupten, dass dem Folgen des Inhaltes eine wesentliche Rolle zukommt. Zumal Serien heute fast ausschließlich nur noch große, in ca. zehn Abschnitten aufgeteilte Filme sind.

Dazu kommt ebenfalls, dass heute der Zugang zu diesen Inhalten ziemlich günstig, wenn nicht sogar kostenlos ist. So kann ich auf die zig Millionen Titel von Spotify über den Webbrowser ohne Einschränkungen zugreifen; ohne eine müde Mark dafür investieren zu müssen. Beim Versandhändler ist im Abo ein Videopaket enthalten, was mir ständig neue Inhalte um die Ohren haut. Ebenso sind Bücher und neuerdings auch Zeitschriften in diesem Abo enthalten, was eigentlich nur dafür sorgen sollte, dass meine Bestellungen schneller bei mir ankommen. Andere Anbieter verlangen meist weniger als 10€ im Monate um auf ihre Kataloge zuzugreifen. Ob das nun Filme und Serien, eBook oder Videospiele sind. Für ein paar Euros bekomme ich Zugriff auf eine solche Masse an Inhalten, welche ich nicht einmal bewältigen könnte, wenn ich den ganzen Tag nichts anderes machen würde. Noch vor 10-15 Jahren hätte mich der Zugang zu einer solchen Masse an Inhalten bei Weitem mehr gekostet, als ich in den besten Zeiten jemals verdient habe.

Aber das war auch gut so! Denn dadurch war ich gezwungen, mich zu entscheiden, was ich denn genau konsumieren möchte. Ich konnte nicht einmal Geld auf den Tisch legen und dafür unendlich Inhalte nutzen. Mein Budget begrenzte die Auswahl immens. Ach, war das herrlich…

Werbung, und wenn nur die auf den eigenen Plattformen, spielt in diesem Zusammenhang ebenfalls eine Rolle. Denn mir werden bei der Nutzung immer wieder neue Inhalte präsentiert, von dem die Algorithmen im Hintergrund errechnet haben, dass diese genau zu meinem Nutzungsverhalten passen. Und leider stimmen diese Ergebnisse viel zu oft. Denn so versuchen die entsprechenden Anbieter uns an ihre Plattformen zu binden und uns nicht als Kunden zu verlieren. Als negative Konsequenz stellte ich immer fest, dass meine Watchlist auf diesen Portalen sich immer weiter mit vermeintlich interessanten Inhalten füllten. -> Es wäre nie im Leben möglich gewesen, dass alles zu konsumieren.

Und grade weil dies unmöglich ist, führt dies wiederum zu einem Gefühl, etwas zu verpassen. Vielleicht ist diese eine Serie ja wirklich toll. Oder der Film, die Doku, das Buch oder Videospiel. Vielleicht bekomme ich neue Impulse für mein „wirkliches“ Leben oder ich werde einfach nur sehr gut unterhalten. Nur leider weiß ich nicht, welche Inhalte dies auch wirklich einhalten.

Es kommen also mehrere Punkte zusammen: Der billige Zugang zu extrem vielen Medieninhalten führt in Verbindung mit plattformeigener Werbung dazu, dass immer mehr von diesen Inhalten konsumiert werden will. Und um nichts zu verpassen, wird versucht die Zeit durch Multitasking oder erhöhte Abspielgeschwindigkeiten zu komprimieren.

Und was kommt am Ende dabei heraus? Wir können den Konsum nicht wirklich genießen. Entweder, weil wir mehrere Dinge auf einmal tun, also nebenher konsumieren; weil wir schneller und viel mehr schaffen wollen; oder weil man sich nicht mehr richtig auf diese eine Serie oder das Game konzentrieren könne, da ja schon der „pile of shame“ immer mit den nächsten Inhalten lockt.

Mir persönlich hat dieses erlernte Verhalten lange Zeit meine Mediennutzung ziemlich vermiest. Und ich müsste lügen, wenn ich heute komplett frei davon wäre. Aber durch eine Art von Achtsamkeit konnte ich mein Verhalten über eine längere Zeit verändern. Dazu aber im nächsten Artikel…

Wie soziale Netzwerke unterschwellig zum Konsum auffordern

by Mark Kens / flickr.com

Nicht kaufen, nicht konsumieren ist verdammt schwierig! In unser Gesellschaft werden wir nicht nur durch Werbung, sondern vor allem durch den sozialen Vergleich zum Kaufen angeregt.
Soziale Netzwerke sind dabei in meinen Augen die größten Konsumverführer. Denn sie präsentieren uns geschickt immer wieder Kaufanreize, die als harmlose Empfehlungen von „Freunden“ getarnt daherkommen.

Besonders auffällig ist mit dies in der letzten Woche via Instagram aufgefallen: Ein Videospielhersteller brachte am 03. März eine neue Spielekonsole auf den Markt. Und da ich einigen Bekannten und Unbekannten in diesen Bereich folge, war meine Timeline ab dem Veröffentlichungszeitpunkt voll mit Fotos dieser Konsole. Es waren nicht einfach nur Bilder der Verpackung oder des Gerätes. Die meisten haben neben der Konsole noch etliches Zubehör und diverse Spiele auf den Bildern fein säuberlich arrangiert und glamourös abgelichtet. Fast schien es so, als wolle jeder mit seinem Bild das der anderen allein im Wert der gezeigten Produkte übertreffen. Oft überstieg der Wert der auf den Bildern gezeigten Dinge den Betrag, von dem ich ohne Probleme einen Monat oder länger Leben könnte, ohne auch nur eine Minute mit Erwerbsarbeit zubringen zu müssen.

Das kuriose dabei war aber vor allem meine Reaktion auf diese Bilder: Auch ich hatte diese Konsole vorbestellt. Jedoch hatte ich mich bereits vor Wochen gegen den Kauf entschieden und diese Vorbestellung storniert. Aber durch den Anblick all dieser Fotos, machte sich in mir ein leichtes Gefühl von Reue, vermutlich auch Neid breit. Ich erwischte mich sogar, wie ich, ohne die Absicht mit dieses Gerät überhaupt zu kaufen, in einem hiesigen Elektromarkt nachschaute, ob denn das Gerät vorrätig und kaufbar sei.

Wie mein Kaufverhalten beeinflusst wurde

Ich weiß, dass wir mehr von dem in unser Leben ziehen, mit dem wir uns täglich beschäftigen. So wie ich mich in den letzten Monaten viel mit dem Thema Videospiele beschäftigt hatte, zog ich auch mehr davon in mein Leben. Und das ganz unbewusst. Mein Interesse, unbewusst angestachelt von Videos auf Youtube, Bildern auf Instagram, themenspezifische Podcasts oder Kaufanreize in Facebookgruppen, hatte meine Achtsamkeit für diesen Bereich Stück für Stück gesenkt und so mein Kaufverhalten durchaus beeinflusst.
Es ist nicht einfach, sich diese Beeinflussung auch einzugestehen. Denn in dem Moment wo mir dies bewusst wird, fühle ich mich schwach und irgendwie übers Ohr gehauen. Und so ungerne ich mir dies selbst eingestehen mag, so schlimmer ist dies, auch noch darüber zu berichten.

“Mir passiert sowas nicht!”

Natürlich werden jetzt viele lachen und sagen „Mir passiert sowas nicht!“. Aber ich denke, dass niemand von sich behaupten kann, keinen (versteckten) Kaufanreizen anheim zu fallen.
Genau zu diesem Thema, der unbewussten Beeinflussung von Werbung und Marken, lese ich gerade das Buch „Buyology – Warum wir kaufen, was wir kaufen“*. Es beschreibt, wie unser Unterbewusstsein auf verschiedene Marketingaspekte reagiert und uns unbewusst zum Konsum anregt. Und auch wenn ich noch nicht am Ende des Buches angelangt bin, so kann ich schon sagen, dass sich niemand von dieser Beeinflussung freisprechen kann.

Was habe ich durch diese Beobachtungen gelernt?

Nun, ganz einfach: Ich habe ziemlich viele „Abos“ bei Instagram, Youtube und unter meinen Podcasts beendet. Und dabei musste ich feststellen, dass es ziemlich einfach ist, auf den Folgen-Button zu drücken, aber verdammt schwer, auf etwas bewusst wieder zu verzichten.
Es ist durchaus vergleichbar mit dem inneren Widerstand, der sich beim Ausmisten von Dingen in einem regt. Vielleicht verpasse ich ja etwas wichtiges? Vielleicht kann ich dieses Abo irgendwann nochmal gebrauchen (z.B. als Gesprächsstoff)?
Natürlich weiß ich, dass das alles Quatsch ist. Aber dennoch ist es, auch nach Jahren des Minimalismus, nicht einfacher geworden.
Ich weiß aber auch, dass ich diese Art von Beeinflussung nicht in meinem Leben habe will! Mein Wunsch ist es, mich so weit es geht davon fern zu halten. Denn Konsumentscheidungen, die ich durch eine solche Beeinflussung treffe, sind genau diese, die mir hinterher ein schlechtes Gefühl in der Magengegend hinterlassen, wenn die erste Dopaminausschüttung nach dem Kauf verflogen ist. Kaufreue ist einfach nur ein Zeichen dafür, etwas gekauft zu haben, was man nicht wirklich braucht oder andere negative Eigenschaften mit sich bringt. Aber dazu in einem späteren Text mehr…

Ist dir eine solche Beeinflussung durch soziale Netzwerke oder andere Technologien auch schon aufgefallen? Wie sah dies bei dir aus? Und wie gehst du damit um?