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Türchen 3 – Erst ausgemistet, dann wieder gekauft?

Eines der größten Ängste beim Ausmisten ist für sehr viel Menschen der Gedanken, dass man etwas loslässt, was man später vielleicht ja noch einmal würde gebrauchen können. Mir ging es damals, als ich mit dem Ausmisten angefangen habe nicht anders.

Schnell merkte ich, dass sich das Ausmisten bei dem meisten Menschen in Wellen bewegt. Denn kaum jemand kann beim ersten Durchgehen seines Besitzes wirklich entscheiden, was wirklich noch notwendig ist und was nicht.

Vor allem ändert sich beim Prozess des Minimalisierens auch die eigene Sicht auf und die Bewertung seiner Besitztümer. So habe ich vor kurzem mein Bügeleisen samt Bügelbrett verschenkt. Es gab mal eine Zeit, in der brauchte ich dieses Gerät fast täglich. Aber kürzlich habe ich festgestellt, dass ich beides seit fast zwei Jahren nicht mehr benutzt habe. Für mich ein klares Zeichen, dass ich diese beiden Gegenstände guten Gewissens loslassen kann. Wie Du siehst: Die Sicht auf die Dinge ändert sich mit der Zeit.

Der Gedanke, dass man einen spezifischen Gegenstand irgendwann ja noch mal gebrauchen kann, mag zwar manchmal richtig sein. Aber oft schätzen wir die Wahrscheinlichkeiten, wie auch in anderen Bereichen unseres Lebens, komplett falsch ein. So habe ich durchaus Flugangst, weiß aber rational, dass es wahrscheinlicher ist, mit dem Auto oder als Radfahrer einen Unfall zu haben, als mit einem Flugzeug abzustürzen.

Meine einfache Regel

Grade bei Medienprodukten ist mir schon relativ schnell aufgefallen, wie irrsinnig der das Festhalten an den Dingen oft ist. Ich könnte ja das Buch nochmals lesen, das Spiel irgendwann nochmals spielen wollen. So habe auch ich an dem ein oder anderen Gegenstand lange festgehalten.

Aber in der Nachbetrachtung stellte sich dieses Festhalten zumeist als Quatsch heraus. Im Gegenteil: Oft hatte ich absolut keine Lust, mich ein zweites Mal mit den Dingen zu befassen.

So habe ich mir eine einfache Regel überlegt, die mein Handeln seitdem leitet:

Wenn ich einen Gegenstand innerhalb von einer Woche für unter 10 Euro irgendwoher bekommen kann, dann brauche ich diesen auch nicht horten.

Ein Teil

In der gesamten Zeit, in der ich mich mit dem Minimalismus beschäftige, habe ich mir nur ein einziges Teil nochmals gekauft, das ich zuvor ausgemistet hatte. Dabei handelt es sich um ein Buch. Nämlich um David Naishs „Genug – Wie sie der Welt des Überfluss entkommen“.

Nochmals gekauft habe ich dieses Buch nur, weil es meine Bücherei nicht besitzt und es für den Bezug über die Fernleihe wegen des geringen Preises nicht in Frage kam. Es war eines meiner ersten Bücher zum Thema Minimalismus und nachdem ich es vor einigen Jahren verkauft hatte, war mein Interesse es noch einmal zu lesen so groß, dass ich es mir vor zwei Monaten nochmals gebraucht kaufte.

Es mag sicher noch weitere Teile geben, die ich irgendwann mal abgegeben und später noch mal gekauft habe. Aber an diese Dinge kann ich mich nicht wirklich erinnern. Sprich: Es war absolut nichts Wichtiges…

Es wird vorkommen!

Es wird sicherlich beim Ausmisten vorkommen, dass wir das ein oder andere Teil weggeben, was hinterher noch einmal benötigt wird. So weiß ich, dass ich in meinem restlichen Leben bestimmt irgendwann mal wieder ein Bügeleisen brauchen werde. Aber diese Gewissheit rechtfertigt nicht, diesen Gegenstand vielleicht über Jahrzehnte mit mir herumzuschleppen, obwohl ich ihn aktuell nicht benötige.

Und wenn ich wirklich einmal etwas weggebe, was ich hinterher bereue, dann ist es halt ein Lernprozess. Es ist eine neue Erfahrung, die mich in der Zukunft für mein Leben weisere Entscheidungen treffen lässt.

Alles zu Horten, um es sich am Ende nicht nochmals besorgen zu müssen, ist auf jeden Fall die schlechtere Variante…

Türchen 4 & 5 werden sich an den nächsten beiden Tagen auf meinem YouTube-Kanal „Die Entdeckung der Schlichtheit“ öffnen.

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Keri-Chaotic: kerichaotic.jimdo.com
Michael: www.minimalimus-leben.de

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Türchen 2 – Tipps für Minimalismus-Anfänger

Hinter dem zweiten Türchen des Adventskalenders verbergen sich ein paar Ausmisttipps für Anfänger.

Hier gelangst du zum Video!

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Türchen 1 – Was ist für mich Minimalismus?

Hinter dem heutigen ersten Türchen verbirgt sich gleich die wohl grundlegendste Frage des Minimalismus. Was genau ist eigentlich Minimalismus?

Die Meisten werden heute, durch das mittlerweile recht hohe Medieninteresse an dem Thema, ein durch eben diese Medien geprägtes Bild habe. Aber Minimalismus bedeutet nicht, mit nur 100 Teilen zu leben. Es bedeutet auch nicht, auf alles verzichten zu müssen. Oder arm leben zu müssen.

Definition des Minimalismus

Minimalismus bezieht sich im Grunde einzig und alleine um die Dinge, mit denen wir uns umgeben. Da heute viele Menschen der westlichen Welt die Erfahrung machen, dass ihnen ihre Besitztümer über den Kopf wachsen, ist der Wunsch nach einem Weniger immer großer geworden.

Das ist auch nicht verwunderlich. Denn Mitte/Ende der 1980er Jahre kam der individuelle Konsum so richtig in Schwung und entwickelte sich spätestens ab den frühen 2000er Jahre zu dem „Hyperkonsum“, wie wir ihn heute kennen. Immer mehr, immer billiger. Denn die Wirtschaft muss ja wachsen…

Als Gegenbewegung kam ebenfalls Mitte der 2000er Jahre das Konzept des Minimalismus auf. Erst mal das Zeug ausmisten, was man selbst zu viel zu haben glaubt. Und als zweiten Schritt seinen Konsum so anpassen, dass man nicht wieder in die gleiche Falle tritt. Genau deswegen sehe ich die Konsumkritik und die daraus resultierenden Verhaltensveränderungen als den zweiten wesentlichen Bestandteil des Minimalismus.

Und was ist mit dem ganzen Rest?

Aber was ist dann mit veganer Ernährung? Zero Waste? Plastikfrei? Oder Nachhaltigkeit? Dies sind alles sehr wichtige Punkte, die zu Recht als Prototypen einer neuen, zukunftsträchtigeren Zukunft gelten. Aber sie haben mit Minimalismus im Kern nichts zu tun!

Voluntary Simplicity

All diese Punkte werden unter den Begriff der „Voluntary Simplicity“, also der freiwilligen Einfachheit zusammengefasst. Und das ist absolut nichts Neues! Unter diesem Dach werden all die oben genannten Dinge zusammengefasst, welche heute fälschlicherweise unter dem Minimalismus-Begriff zusammengefasst werden.

Und wie in einigen sehr empfehlenswerten Bücher nachzulesen ist, habe sich die Menschen seit sich unsere Gesellschaft in Richtung Kapitalismus bewegt hat, bereits über das zu viel der Dinge beschwert:

Das bekannteste Buch zum Thema mag wohl „Walden: oder Leben in den Wäldern“ des amerikanischen Schriftsteller und Philosoph Henry David Thoreau sein.

In den 1970er Jahren schrieb dann Elain St. James „Simplify Your Life – 100 Ways to Slow Down and Enjoy the Things That Really Matter“.

Und das Standardwerk zur Voluntary-Simplicity-Bewegung schrieb Duane Elgin. Sein Buch erschien 1981 und ist heute in einer erweiterten Ausgabe von 2010 unter den Titel „Voluntary Simplicity Second Revised Edition: Toward a Way of Life That Is Outwardly Simple, Inwardly Rich“ erhältlich.

Ich muss aber in diesem Zusammenhang noch auf zwei neuere Werke hinweisen:

David Grabers „Schulden. Die ersten 5000 Jahre“ sowie das erst dieses Jahr erschienene Machtwerk „Herrschaft der Dinge – Die Geschichte des Konsums vom 15. Jahrhundert bis heute“ von Frank Trentmann*.

In all diese Publikationen kann man wunderbar nachlesen, dass der Minimalismus alles andere als ein neues Phänomen, eine neue Bewegung ist. Im Gegenteil: Er ist eigentlich alter Wein in neuen Schläuchen. Angepasst und hip verpackt für die Menschen im Hyperkonsum.

Minimalismus-Kritik

Und genau hier setzt meine Kritik am Begriff „Minimalismus“ an, so wie er heute zumeist verstanden wird. Denn weil der Begriff bis heute nicht definiert ist, wird dieser heute so inflationär benutzt.

Ich habe meine DVD-Sammlung von 50 auf 20 Filme reduziert? Wie minimalistisch…

Ich habe nur einen anstatt vier Bio-Joghurts gekauft? Wenn das mal kein Minimalismus ist…

Und ich am Kauf-Nix-Tag nichts gekauft? Cool! War ja auch gar nicht soo schwer, weil ich mein ganzes Geld am vorherigen Tag, dem Black-Friday, eh schon komplett verschleudert habe…

Das meiste, was da draußen als Minimalismus verkauft wird, hat wenig mit dem Kern zu tun. Es fehlt eine allgemeingültige Definition. Und auch fehlt der Mut klar auszusprechen, was Minimalismus ist, und was nicht. Deswegen mag ich den Begriff „Minimalismus“ heute nicht mehr so wirklich und nutze stattdessen zumeist „voluntary simplicity“.

Ich führe ein freiwillig einfaches Leben. Perfekt ist das nicht. Und es gibt wohl ein kein Endpunkt, denn es zu erreichen gibt. Das macht es für viele schwer zu fassen…

Das zweite Türchen wird sich morgen um 8:00 Uhr auf meinem YouTube-Kanal „Die Entdeckung der Schlichtheit“ öffnen.

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Stand der Dinge – November 2017

Inhalt des heutigen Posts:

 

Tja, das Jahr neigt sich dem Ende. Und auch wenn hier auf dem Blog nicht allzuviel passiert, hat sich doch eine Menge getan. Vor allem in den letzten Wochen.

YouTube

Bereits vor etwa einem Jahr habe ich testweise mal ein Video produziert, einen YouTube-Kanal zum Blog erstellt und das Video hochgeladen. Dabei war ich alles andere als zufrieden damit. Da ich durch einen Wald lief, wackelte das Bild, der Ton war nicht so, wie ich ihn haben wollte und frei über ein Thema zu sprechen empfand ich als ziemlich schwierig. Deswegen beließ ich es erstmal bei diesem einem Video.

Bis ich mich im Frühjahr nochmal an das Thema setzte. Aber auch da war es alles andere als einfach. Die Technik machte meinem Konzept einen Strich durch die Rechnung und der Aufwand war auch nicht gering. Trotzdem ließ mich aber das Thema nicht los. Einfach, weil Videos auf YouTube zugänglicher für viele Menschen sind und die technische Hürde im Vergleich zu Podcast oder auch dem Blogsystem doch wesentlich geringer ist.

Nach einer weiteren kreativen Pause nahm ich etwas Geld in die Hand und kauft mir eine zwar teure, aber vernünftige Kamera sowie ein Ansteckmikrofon, überdachte mein Konzept und machte ein paar neue Videos. Und seitdem läuft es irgendwie.

Seitdem sind über 10 Videos entstanden. Die Technik scheine ich nun im Griff zu haben, Ideen habe ich auch genug. Und was mir aktuell am besten gefällt: Die Arbeit ist eine komplett andere, als beim Schreiben eines Textes. Bei diesem muss ich 1-2 Stunden konzentriert an der reinen Erstellung sitzen. Bei den Videos spreche ich ein paar Minuten konzentriert mehr oder weniger Sinnvollens in die Kamera und danach besteht die wesentliche Arbeit aus dem Zusammenklicken des Videos im Videoeditor. Eine Tätigkeit, bei der ich mich nicht über eine sehr langen Zeitraum stark konzentrieren muss, sondern schon fast ein Automatismus geworden ist. Und es macht mir verdammt viel Spaß!

Neuer Podcast

Ein Punkt ist mir aber sehr wichtig: Ich persönlich finde es schwierig, mir Videos anzuschauen, die zwar ein interessantes Thema haben, aber bei dem die meiste Zeit nur ein Mensch vor einer „weißen Wand“ sitzt und in die Kamera redet. Dabei geht es ja im Endeffekt nur um das gesprochene Wort. Warum also dann ein Video und nicht ein Podcast?

Ich weiß, ich mache genau das, was ich im vorherigen Abschnitt kritisiere: Ich sitze vor einer weißen Wand und rede. Ich versuche mich kurz zu fassen und es so zusammen zu schneiden, dass es nicht soo langweilig wird. Doch achte ich sehr darauf, dass man sich meine Videos auch nur anhören kann, ohne etwas zu verpassen.

Deswegen gibt es jedes meiner Videos auch als Audioversion im MP3-Format kostenlos zum Anhören. Und die MP3s werden zeitgleich mit dem Video veröffentlicht. Diese findest du hier!

Ich habe aber lange nach einer Möglichkeit gesucht, die MP3s kostenlos bereitstellen zu können, ohne dass sich meine Kosten für die mit Ökostrom betriebenen Server erhöhen. So bin ich auf Patreon gekommen. Dort kann ich die Dateien kostenlos als Download und zum Onlinehören anbieten.

Wer das ganze aber bequem in seine PodcastApp geliefert bekommen möchte, kann mich ab einem Dollar unterstützen und bekommt einen Link zu einem persönlichen RSS-Feed. Die kann in eine beliebige PodcastApp eingetragen werden und so kommen die neuen Folgen direkt aufs Handy oder den Computer. Ich denke, dass dies die beste Lösung für alle Seiten ist.

Adventkalender

Michael plant auf seinem Blog dieses Jahr wieder einen Adventskalender, an dem ich mich gerne beteilige möchte. Bisher habe ich die Themenliste noch nicht. Trotzdem hoffe ich, dass ich es vom 01. bis 24. Dezember hinbekomme, pro Tag einen Beitrag online zu stellen.

Meine Wunschvorstellung wäre je ein Blogbeitrag und ein Video im Wechsel. Ich hoffe, dass ich die Themen früh genug bekomme, um das auch so hinzubekommen. Ansonsten sich aber bei mir soo viele Themen auf meiner Liste, dass ich das bestimmt auch so irgendwie hinbekommen werde…

Livestream

Ich kann aber jetzt schon sagen, wie das 17. Türchen aussehen wird: Denn am 17. Dezember 2017 um 17 Uhr veranstalten Michael und ich zusammen unter dem Label unseres Minimalismus-Podcast einen Livestream bei mir auf dem YouTube-Kanal. Wir denken, dass es so eine Art Fragen- und Antwortrunde werden wird. Denn wir bekommen immer so viele, liebe Kommentare zu den Podcasts und wollen einfach auch mal etwas zurückgeben!

Wir würden uns sehr freuen, wenn Du dabei wärst!

Du siehst: Auch wenn es hier auf dem Blog etwas ruhiger war, bin ich doch nicht untätig. Aktuell liegt mir das ganze Thema Minimalismus und Konsumkritik sehr am Herzen. Und ich habe noch soo viele Themen offen, über die ich schreiben oder sprechen möchte.

Ich freuen mich sehr auf den letzten Monat diesen Jahres und alles, was wir zusammen in diesem schaffen werden! Vielen Dank für deine Treue, Aufmerksamkeit, Zeit und Unterstützung! Denn ohne diese, wäre ich nicht soo lange am Ball geblieben!

Vielen Dank!

Was wirklich smarte Technologie wäre

Zum ersten Mal kam mir der Begriff des Smartphones im Jahr 2004 unter. Nämlich genau dann, als ich mein erstes Mobiltelefon bekam, für welches damals der Begriff verwendet wurde: das Nokia 3650.

„Smart“ war dieses Telefon, weil es als eines der ersten Telefone mit dem Betriebssystem Symbian OS ausgeliefert wurde, welches das installieren von Programmen erlaubte. Natürlich nicht über einen integrierten Store oder Ähnliches. Und es konnte sich via WAP mit dem Internet verbinden. Aber viel mehr, als sich für viel Geld einen Wetterbericht in Textform anzuschauen, war nicht möglich oder viel zu teuer …

Nachrüsten von Features

Für mich war dieses Telefon aber eine Offenbarung! Ich konnte beispielsweise auf ein Programm nachinstallieren, mit dem ich dann MP3s abspielen konnte. Oder ein Texteditor, mit dem ich viele kleine Geschichten schrieb. Und als größte Herausforderung funktionierte ich das Telefon mit einer externen GPS-Maus in ein Navigationsgerät um, mit dem ich dann meine ersten Geocaches fand.

Es war also möglich, Features zu seinem gekauften Telefon hinzuzufügen. Solche Features war damals fast der einzige Grund, warum man sich ein neues Mobiltelefon gekauft hat.

„Versmartisierung“ der Technik

Seit diesen Tagen hat sich viel verändert! Und in mir stößt die „Versmartisierung“ der Technik immer mehr Widerwillen, gar starke Ablehnung. Nicht, weil ich die Möglichkeiten, welche uns das überall verfügbare Internet in Kombination mit den vielen kleinen Minicomputer in Form von Telefonen, Uhren, TVs oder Toastern bietet, nicht schätzen würde. Ganz im Gegenteil. Mir missfällt aber vor allem die Kontrolle, die ich bei der Nutzung dieser Geräte abgebe.

Und so kam es, dass ich vor einigen Wochen an einem Freitagabend auf meiner Couch lag, und mit meinem Mobiltelefon im Netz surfte, als plötzlich der Bildschirm schwarz wurde. Mein Telefon verweigerte nach 1,5 Jahren komplett den Dienst. Gut, es war noch Garantie auf dem Gerät, weswegen eine Reparatur kein Problem war. Allerdings nahm ich dies zum Anlass, mir einmal die aktuellen Geräte anzuschauen, die auf dem Markt sind. Und ich musste feststellen, dass nicht ein einziges Smartphone, den Ansprüchen gerecht wird, die wir an wirklich „smarte“ Technik stellen müsste.

Unter wirklich smarter Technik würde ich vorwiegend die folgenden Eigenschaften zusammenfassen:

  • Nicht besser, sondern effizienter: Warum „brauche“ ich alle paar Jahre ein neues Smartphone, einen neuen Computer oder Ähnliches? Weil sich die Technik weiterentwickelt und fortschreitet. Soweit so gut. Nur fordert der Kapitalismus, dass Unternehmen Gewinn erwirtschaften müssen. Das ist der einzige Zweck, warum die überwiegende Anzahl an Firmen forschen und neue Technologien auf den Markt bringen. Die Möglichkeit, Features zu seinen bereits vorhandenen Dingen hinzuzufügen, widerspricht also der Gewinnmaximierung. Denn so können die Geräte länger genutzt werden, was übersetzt bedeutet, dass die Firmen keine neuen Produkte verkaufen. Geplante Obsoleszenz  ist die Folge. / Im Hinblick auf die ökologische Ausbeutung unseres Planeten aber auch der Persönlichen sollte wirklich smarte Technik so lange wie möglich genutzt werden können und durch Update nicht verschlimmbessert, sondern wirklich effizienter gemacht werden.
  • Haltbarkeit/Langlebigkeit: Damit würde an vorderster Stelle auch die Haltbarkeit und Langlebigkeit der smarten Technologien einhergehen. Geräte, die über Jahrzehnte genutzt werden, schonen nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Umwelt und unsere Nerven.
  • Reparierbarkeit: Dazu sollten diese Geräte natürlich so gut es geht reparierbar sein. Dass dies zumeist nicht der Fall ist, zeigt der Österreicher Sepp Eisenriegler in seinem Buch „Konsumtrottel“* sehr ausführlich, der selbst eine Reparaturwerkstatt in Wien betreibt. Sein liebstes Beispiel sind Waschmaschinen: Diese werden heute fast ausschließlich mit Stoßdämpfern aus Plastik ausgeliefert, die einem starken Verschleiß unterliegen und schnell kaputtgehen. Sind diese einmal hin, wird die volle Wucht der Maschine beim Schleudern von den Kugellagern der Trommel abgefangen, was diese schnell kaputtgehen lässt. Um diese jedoch auszutauschen, muss der komplette Bottich der Waschmaschine ausgetauscht werden, was teurer ist, als eine komplett neue Maschine zu kaufen. / In was für einem kranken System leben wir eigentlich, wenn wir es hinnehmen, dass Ressourcen verschwendet und der Umwelt, unsere Lebensgrundlage zerstört werden, nur weil sich einige wenige Personen und die Teilhaber (Aktionäre) der Firmen bereichern wollen?
  • Umweltschonendere Herstellung: Eine der umweltschonendsten Möglichkeiten etwas herzustellen ist es, diesen Gegenstand erst gar nicht herzustellen. Wären unsere Dinge wirklich smart, dann würden sie über Jahre halten, sich updaten lassen und dabei nicht langsamer, sondern effizienter und schneller werden. / Und falls doch etwas hergestellt werden muss, dann sollten die Einzelteile umweltschonend gefördert, fair bezahlt und Verantwortung (auch finanzielle) für die Schäden für deren Herstellung übernommen werden. Damit geht natürlich einher, dass die Produkte auch ihren Preis haben müssen. Die allermeisten Produkte, die wir heute kaufen, sind viel zu billig, als dass deren wahre Kosten im Endpreis berücksichtig würden.
  • Offline: Was sind heutige “smarte” Geräte ohne eine aktive Internetverbindung? Richtig! Nicht mehr als teuere, mit Elektronik vollgestopfte Briefbeschwerer. Denn die meisten Funktionen lassen nicht offline nicht nutzen. Das merken wir schnell, wenn die Nachricht nicht zum Empfänger gesendet werden, die Verbindung zum Streaminganbieter nicht aufgebaut werden kann oder ganze Geräte sich ohne Internetverbindung erst gar nicht nutzen lassen. Wie toll wäre es, wenn unsere Geräte von sich aus klug wären und dazu nicht auf externe Server zugreifen müsste?
  • Datenschutz: Zudem wird für alles heute eine Anmeldung erforderlich, mit der Daten über das Nutzungsverhalten generiert zu einer Person eindeutig zugeordnet werden können. Das Zauberwort “anonym” verleitet uns, den Versprechen der jeweiligen Anbieter zu vertrauen. Aber auch wenn die Daten anonym gespeichert werden, können diese auf eine einzelne Person zurückverfolgt werden, wenn nur der Datenpool groß genug ist. Anonymität ist niemals vollständig gegeben oder kann gewährleistet werden. Selbst dann nicht, wenn man sich alle Mühe gibt, seine Daten zu verschleiern.
  • Effiziente Zeitnutzung: Effiziente Nutzung der eigenen Lebenszeit sollte ebenso auf der Agenda wirklich smarter Produkte stehen. Auch wenn uns smarte Produkte mit der vermeintlichen Vereinfachung unserer Leben ködern wollen, so fressen sie meisten am Ende mehr Zeit, als uns lieb ist: Erst mal müssen die Geräte ja erst mal angeschafft und bezahlt werden. Sprich, wir verwenden Zeit mit der Beschaffung des Geldes durch Arbeit und damit, die Produkte auszusuchen, zu kaufen und einzurichten. Aber die smarten Technologien wollen auch genutzt werden. Dabei sind viele der Produkte so konzipiert, dass sie unsere Zeit so lange wie möglich an sie und damit an die dahinterstehenden Unternehmen binden. So beschäftigen Facebook, Amazon, Google und Co. ganze Abteilungen und Heerscharen an Psychologen, die mit der Aufgabe betraut sind, uns so lange wie möglich an deren Produkte zu binden. Auch wenn es kaum bekannt ist: Facebook zeigt nicht einfach alle Inhalte an, sondern ausdifferenzierte Algorithmen berechnen, welche Inhalte sie dazu bewerben würden, mehr Zeit auf deren Internetseite zu verbringen. Oder deren Werbung für den Nutzer interessant sein könnte. / Wirklich smarte Technik würde mir nicht meine wertvolle Zeit stehlen, um mir Werbung anzuzeigen, sondern nur das herausfiltern, was wirklich für mich interessant ist und nicht meine Zeit verplempert. (Die Problematiken, die damit in Zusammenhang stehen, klammere ich hier mal aus; Stichwort Filterbubble.)

Technologie wird heute zwar als smart bezeichnet, aber wir der damit gemeinten Bedeutung kaum bis gar nicht gerecht. Smarte Technologien dienen nicht dem Menschen und der Verbesserung seines Lebens, sondern sind so konzipiert, dass sie den dahinterstehenden Unternehmen Geld in die Taschen spülen.

Ich würde mir wünschen, dass neue Technologie nicht dem Geld, sondern den Menschen dienen würde. Was aber wohl im Kapitalismus ein Wunschdenken bleiben dürfte…

Jetzt interessiert mich natürlich, ob Dir noch weiter Eigenschaften wirklich smarter Technologie einfallen. Einfach in die Kommentare mit deinen Gedanken. Ich freue mich drauf!


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Identitätsdiebstahl

Gestern morgen rief mich eine Kredit- und Darlehensfirma an und erkundigte sich, ob ich mich mit diesem Blog bei ihnen um eine Teilnahme an ihrem Partnerprogramm bewerben würde. Jeder, der diesen Blog nur kurz überfliegt, wird feststellen, dass es hier niemals Vorschläge für Kredite oder ähnliches geben wird. Woher kam also diese Anmeldung?

Nun… Irgendjemand hat sich die Daten aus meinem Impressum geschnappt und meldete sich wohl bei etlichen Partnerprogrammen an. Denn der Anruf blieb kein Einzelfall. Einzig die eMail-Adresse wurde in die von mir nicht genutzt Adresse d_siewert@web.de geändert.

Glücklicherweise gibt es Firmen, die die Anmeldungen verifizieren. Denn so wurde ich auf diesen Diebstahl meiner Identität aufmerksam.

Viel mehr möchte ich zu diesem Thema auch nicht sagen.

Sollen jemand aber in den nächsten Tagen zwecks Überprüfung irgendwelche Anmeldungen auf diese Seite kommen, dann kann ich versichern, dass ich mich nicht neu an irgendwelchen Partnerprogrammen angemeldet habe. Für Rückfragen per Telefon stehe ich gerne zu Verfügung, denn der bei den Anmeldungen wurde wohl immer meine korrekte Handynummer angegenen…

In diesem Zusammenhang möchte ich noch auf die Seite http://identitaetsdiebstahl.info/ aufmerksam machen. Die dort empfohlenen Schritte empfehle ich jedem, der sich im Internet bewegt, regelmäßig durchzuführen. Vor allem die jährlichen Selbstauskünfte, die Namens- und Rückwärtsbildersuche via Google und der Abgleich aller Mailadressen mit den Datenbanken von gehackten Profilen und Mailadressen möchte ich jedem ans Herz legen.

Zum Thema Datenschutz allgemein plane ich nach meinen Recherchen im Sommer noch weitere Artikel in der nahen Zukunft…

Darum gibt es all das Zeug…

Der folgende Text könnte ironisch gemeint sein. Könnte… Aber das soll jeder selbst entscheiden…


Immer diese Minimalisten! So entdeckte ich doch vor einigen Tagen Posts auf Twitter, welche sich anmaßen, Kritik an wirklich innovativen und tollen Produkten zu üben. So schrieb Frau DingDong in Ihrem Blog über einen innovativen Entsafter sowie einen wirklich smarten Salzstreuer.

Nachdem ich mir die Produktvideos beider Produkte angesehen habe, kann ich Ihre Kritik absolut nicht nachvollziehen. Ich mein, warum sollte ein Entsafter oder ein Salzstreuer auch ohne das Internet funktionieren? Ich mein, wie soll denn sonst zukünftig überwacht werden, ob ein Krankenkassenpatient zu viel Salz zu sich nimmt?? Außerdem leuchtet der Salzstreuer in schönen Farben! Ich mein, ist ein bisschen Farbe im grauen Alltag denn nicht etwas schönes???

Und dann ihre Aussage zu diesen gradiosen Entsafter: „Wenn der QR-Code auf der Packung abgelaufen ist, ist es nicht mehr möglich, den Saft zu pressen.“ Wo kämen wir denn hin, wenn man Nahrungsmittel verzehrt werden würden, die bereits abgelaufen sind??? Ich mein, es hat doch einen Grund, warum die Industrie ein viel zu eng gefasstes MINDESThaltbarkeitsdatum auf die Verpackungen schreibt. Wenn diese Weltverbesserer noch genießbare Produkte futtern wolle, dann sollen sie schließlich auch solche kaufen.

Produkte werden schließlich nicht aus Jucks und Dollerei hergestellt. Ach so: Ihr dachtet, dass das ganze Zeug in den Regalen der vielen Märkte steht, damit ihr ein wohligeres Leben habt? Hahahaha! Jaaaa, genau… Unter keinen Umständen könnte alle das unnütze Zeug nur produziert werden, damit die paar Menschen, oft als Gesellschafter oder Aktionäre bezeichnet, ihre Taschen mit dem Geld des „kleinen Mannes“ füllen können. Alle Unternehmen sind praktisch versteckte karitative Einrichtungen, die ihre Produkte nur herstellen, damit die (dummen, pardon in der Gesellschaft gut integrierten) Menschen ein glücklicheres Leben führen. Wie könnte man auch auf die Idee kommen, dass das nicht der Fall wäre. Zumal diese Unternehmen ja auch Arbeitgeber vieler Menschen sind. Nicht hur hier, in toll ausgestatteten Büros, sondern auch in den vielen Ländern, in denen das Zeug produziert wird. Und ohne diese Firmen hätten all diese Menschen ja kein Geld, mit dem sie sich das Zeug kaufen, was sie sonst selbst hätten herstellen und verbauchen können…

Ach so… Die beiden erwähnten Produkte sind nicht von internationalen Multimillionen Dollar Unternehmen, sondern von kleinen Klitschen, die auf Kickstarter und Co. um Geld für tollen Produkte betteln? Nun. Das ist natürlich etwas anderes!

Das sind ja auch nur kleine Menschen die versuchen, ein Stück vom Glück anzubekommen. Glück, das ist ja eigentlich nichts anderes als Geld. Geld mit dem man dann Zeug kaufen kann. Und kaufen macht ja glücklich! Ganz bestimmt! Es ist zwar Zeug, dass eigentlich nicht gebraucht wird.

Aber hey… Man gönnt sich doch sonst nichts, oder? Wie soll man denn sonst die viele Zeit und Plackerei vergessen, die man mit monotoner, sinnentleerter Arbeit unter gesundheitsschädlichem Stress verbringt, um das Geld zu verdienen, damit man sich all dieses schöne (unnütze) Zeug kaufen soll? Irgendwo muss das Geld ja herkommen, um mehrfach im Jahr Urlaubsbilder auf Facebook posten, alle paar Jahre das Auto und die Wohnungseinrichtung wechseln und die monatlich wechselde Kleidung bezahlen zu können.

„Weniger arbeiten“ höre ich jetzt diese Weltverbesserer rufen?? Meint ihr echt, dass das die Lösung ist? Was sollen denn die Menschen in unserer Gesellschaft mit ihrer Zeit anfangen, wenn nicht shoppen zu gehen? Oder seine Zeit mit all dem vielen Zeug zu verplempern?

Am Ende würde sie, Gott bewahre, noch die Zeit haben, nachzudenken… Oder Dinge selbst herstellen (was ja quatsch wäre, weil alles schön billig überall zu kaufen ist und so ja die Aktionäre weniger Geld verdienen, oh… ich meinte natürlich Arbeitsplätze wegfallen würden)…

Oder sich am Ende noch wirklich über Ihre Umgebung Gedanken machen würden. Sie würden wieder anfangen, mit den Menschen in Ihrer Nachbarschaft zu reden. Sie hätte vielleicht auch Zeit, sich mit der lokalen und landesweiten Politik auseinanderzusetzen. Sie würden Wahlprogramme lesen, wählen gehen. Oder noch schlimmer: Auf der Straße gegen all die vielen Fehlentwicklungen der letzten 20 Jahre protestieren. Ihre Stimme wiederfinden. Was eine grausige Vorstellung, dass wir in einem Land, auf einer Welt leben könnten, in der es allen gut geht…

Im Kapitalismus ist es doch viel besser! Die Menschen kaufen, finanzieren den Reichtum der Oberen und sind nebenbei so beschäftigt, dass sie keine Lust, Zeit und Kraft mehr haben, gegen diese Strukturen aufzumucken. Sie haben ja, glücklicherweise schon genug damit zu tun, das Geld für die Dinge zusammenzuraffen, von denen ihnen durch Werbung und social media eingeredet wird, dass sie sie brauchen. So kommen sie zum Wohl aller nicht dahinter, was wirklich ein gutes Leben ausmache und sie eine glücklichere Zeit haben lassen würde.

Denn in den letzten 40 Jahren sind wir an den Punkt gekommen, dass sich Glück kaufen lässt! Zumindest ist es das, was alle glauben. Und wie ich oben bereits geschrieben habe, ist das auch gut so. Zumindest so lange, wie die meisten nicht dahinterkommen, dass das völliger Quatsch ist. Und das wird hoffentlich noch sehr lange dauern. Denn ein glücklicher Mensch ist kein guter Konsument!

***Ironie Ende***

Warum wohnen ohne Besitz verdammt teuer ist…

In der Ausgabe 31/2017 des Wochenmagazins Focus, welches ich in meiner Bücherei bekommen habe, gibt es in der Titelstory um das Thema Geld. „Psychologie des Wohlstandes – Wie Geld unser Leben steuert“ lautet der etwas reißerische Titel. Das sich dieses Thema nicht auf den wenigen Seiten für die Titelgeschichte würde vollends zusammenfassen lassen, war mir schon vor dem Lesen klar. Trotzdem fasst der Artikel aber wesentliche Punkte zusammen und verweist auf weitere Literatur, die auch ich zu diesem Thema sehr empfehlen kann. Wie zum Beispiel „Erst denken, dann zahlen – Die Psychologie des Geldes und wie wir sie nutzen können“ von Claudia Hammond* oder die Bücher von Greta Taubert „Apokalypse Jetzt*“ sowie „Im Club der Zeitmillionäre*“.

Um den Artikel abzurunden, druckte der Focus ein Interview mit dem Künstler Friedrich Liechtenstein ab. Dieser war 2002 in die Privatinsolvenz gerutscht und verzichtet seitdem größtenteils auf Besitz. Erst notgedrungen, später dann freiwillig. Sein Besitz passe in zwei große Koffer.

Dabei wendet er wie viele gerne den Trick an, Dinge zu mieten und nicht zu besitzen. So lebt er heute in einer möbliert gemieteten Wohnung, in der alles wichtig zu finden sein.

Ein Trick ist es deswegen, weil sich einige Minimalisten so von Besitz „freikaufen“. Denn es ist ja nicht so, dass man kein Bettwäsche, Geschirr oder einige Möbel zum Leben brauchen würde. Diese werden gemietet anstatt gekauft und besessen.

Ich habe mir eben einmal den Spaß gemacht und geschaut, was denn eine möblierte Wohnung in meiner Gegend kosten würde. Viel Auswahl fand ich nicht vor, weswegen ich kein allgemeingültiges Urteil abgeben kann. Was ich aber gesehen habe, waren Wohnungen, die über 10qm kleiner waren und dabei ca. das Doppelte meiner Miete inkl. aller Kosten kosteten. Mag sein, dass das in Städten wie Köln oder Berlin anders ist. Aber hier im Ruhrpott scheint möbliertes Wohnen ziemlich teuer zu sein.

Wenn ich weiter einmal zusammenrechne, was ich für die (einfache) Einrichtung meiner Wohnung zahlen müsste, wenn ich diese komplett neu zusammenstellen müsste, dann komme ich auf vielleicht 1000€ bis 1500€. Wenn ich überwiegend gebrauchte via Kleinanzeigen und Co. kaufen würde, wäre es bestimmt weniger. Ich gehe aber einfach mal vorsichtshalber von 2000€ aus und nehme die Differenz zwischen der normalen und möblierten Miete. Dann habe ich diese 2000€ in ca. 6-8 Monaten zusammen.

Heißt also, wenn ich länger als 8 Monate möbliert wohnen möchte, dann zahle ich nach 8 Monaten jeden Monat doppelt so viel, wie für eine einfache, eigene und selbst eingerichtete Wohnung. Das finde ich schon eine Menge Geld, das ich für die Tatsache ausgebe, dass ich keinen Besitz habe.

Vor allem muss dieses Geld ja erst mal erwirtschaftet werden. Was ja wiederum bedeutet, dass ich für den Bonus keine Möbel und Co. zu besitzen wesentlich mehr freie Zeit durch Arbeit in Geld verwandeln muss, um diesen Luxus zu bezahlen. Und das steht in meinem Verständnis von freiwilliger Einfachheit komplett konträr zu den eigentlichen Zielen dieser Lebensweise.

Fairerweise sei hier noch die Wohngemeinschaft als weitere Alternative erwähnt. Wobei ein Zimmer in einer WG nur etwas weniger kosten würde, als meine jetzige Wohnung. Wobei das Wohnen in einer WG wohl wesentlich ökologischer sein dürft, egal wie wenig Energie ich auch alleine verbrauche…

Gelesen: Amish für Anfänger von Nancy Sleeth

Die Amish sind eine Glaubensgemeinschaft von sehr einfach lebenden Menschen in den USA. Sie versorgen sich größten Teils selbst und stehen der modernen Technik sehr kritisch gegenüber. So sind sie beispielsweise nicht an das Stromnetz angeschlossen und besitzen selbst keine Autos, sondern nutzen auch heute noch Pferdekutschen. Viele, grade in den USA selbst, mögen diese Art zu leben belächeln. Aber kann zivilisiert, aber einfacher Leben als die Amish?

Schon zu Beginn meiner Beschäftigung bin ich auf die Amish gestoßen. Doch leider habe ich bisher keine wirklich gute Beschreibung des Alltagslebens dieser Gemeinschaft gefunden. Deswegen bestellte ich mir das Buch „Amish für Anfänger – Einfach leben und glücklich sein“ von Nancy Sleeth* über die Fernleihe meiner örtlichen Bücherei. Verbreitet scheint dieses Buch nicht zu sein, denn mein Band kam aus der Landesbibliothek Stuttgart zu mir.

Freudig machte ich mich nach Erhalt ans Lesen. Ich war gespannt, was ich noch für Tipps aus diesem Buch würde ziehen können. Neben einer Erklärung wer die Amish sind, wo sie herkommen und wo sie heute Leben enthält das Buch elf Kapitel sowie eine kleine Rezeptsammlung.

Relativ schnell fällt auf, dass die Autorin, wie auch die Amish, sehr am religiösen Glauben haften. Immer nimmt Sleeth Bezug auf Passagen aus der Bibel, gibt kleinere Glaubensgeschichten wieder und spricht von Gott oder Jesus samt seinen Jüngern. Auch wenn ich kein Problem mit Religion habe, so stieß mir dies irgendwie sauer auf. Dabei ist der Text zumindest in der ersten Hälfte nicht überladen mit diesen Anspielungen. Erst als ich diese Aussagen nicht als Glaubenspropaganda, sondern als philosophische Untermalung der amischen Lebensweise umdeutete, ließen sich die Kapitel leichter lesen. Auch wenn die Amish ihre Lebensweise stark aus dem Glauben ableiten, so hätte die religiöse Färbung des Buches nicht sein müssen, um das einfache Leben zu erklären.

Die ersten Kapitel fand ich aber dennoch gelungen. Es wird gezeigt, wie die Amish in ihrem Zuhause leben, wie sie Technik nutzen und welche Fragestellungen hinter der Entscheidung zu einem technikarmen Leben stehen. Daneben wird auf das Thema Finanzen eingegangen, welches auch hier im Blog ja immer wieder Thema ist. Den meisten Tipps und Sichtweisen in diesem Kapitel kann ich durchaus zustimmen. Wobei hier auch eine sehr christliche Sichtweise wiedergegeben wird, in dem immer wieder das Spenden von Geld angesprochen wird.

Das folgende Kapitel ist der Einfachheit gewidmet. Hier werden grundlegende Sichtweisen eines einfachen Lebens vermittelt, welche aber den Minimalisten unter uns nicht neu sein dürften. Hier findet sich aber auch wieder eine religiöse Färbung des Themas. Was philosophisch betrachtet ganz ok ist, aber nicht religiösen Menschen spätesten hier etwas auf den Zwirn gehen wird.

Das Kapitel über „Dienen“, womit das Helfen seiner Mitmenschen und Umwelt gemeint ist, habe ich noch gelesen. Dann aber habe ich das Buch weggelegt und die Lektüre beendet. Denn die folgenden Abschnitte befassen sich mit den Themen „Sicherheit, „Gemeinschaft“, „Familie“ und „Glauben“. Vielleicht mag es in diesen Texten auch noch interessante Ratschläge oder Sichtweisen geben. Aber diese sind für mein aktuelles Leben wenig relevant. Zudem vermute ich, dass das Buch noch religiöser wird, was mir bei diesem Thema auch nicht wirklich weiterhelfen würde.

Ich hatte mir von dem Buch versprochen, einige Tipps für ein normales, aber einfaches Leben zu bekommen. Gewünscht hätte ich mir vor allem praktische Anleitungen: Wie lagere ich mein Essen ohne Strom für einen Kühlschrank? Wie wasche ich ohne Waschmaschine meine Kleidung? Wie heize ich meine Wohnung ohne eine Heizung? Wie lebe ich ohne Smartphone, oder gar einem Telefon in der eigenen Wohnung? Mit welchen Mitteln kann ich meine Wohnung reinigen, ohne einen halben Drogeriemarkt leer zu kaufen?

Es gibt noch so viele Fragen, die ich den Amish stellen würde, wenn ich die Gelegenheit hätte. Aber diese praktischen Anleitungen fehlen in diesem Buch komplett. Vielmehr versucht es die Philosophie hinter einem einfachen Leben zu erklären. Das Mindset wenn man so will. Aber das bekomme ich in anderen Büchern auch ohne religiöse Färbung erklärt. Und sei es nur in „simplify your life“*. Das ist wirklich eine verspielte Chance des Buches.

Trotzdem würde ich jedem, der an einem einfachen Leben interessiert ist empfehlen, mal einen Blick in dieses Buch zu werfen. Und wer sich von den religiösen Anspielungen nicht abschrecken lässt, wird hier vor allem viel über die Psychologie eines einfachen Lebens lernen können!

Podcast-Empfehlung: Wie andere die heutigen Medien wahrnehmen

Nachdem ich den letzten Artikel über Mediennutzung online gestellt habe, erschien am gestrigen Sonntag die neuste Folge des Auf-ein-Bier-Podcasts. Eigentlich ein Gaming-Podcast, besprechen Andre Peschke und Jochen Gebauer in der ersten Stunde der Folge 123 „Kauft mehr schlechte Spiele“ genau das, was ich im letzten Text ansprach.

Wer nicht am Gaming interessiert ist, kann nach ca. 55 abschalten. Ich fand es aber interessant zu hören, dass ich nicht allein mit meiner Wahrnehmung stehe, sondern die ein allgemeineres Phänomen zu sein schein…