Wie die Zeit vergeht… Ich hatte immer im Kopf, dass ich mich Ende des letzten Jahres intensiver mit meinem Smartphone auseinandergesetzt habe. Aber als ich eben in meinem Archiv nachschaute, stellte ich fest, dass ich den letzten Artikel dann doch ein Jahr früher, nämliche Ende 2015 geschrieben habe. Seitdem hat sich ziemlich viel in meinem Umgang mit meinem Mobiltelefon geändert:
- Damals musste ich noch auf mein Telefon schauen, um zu wissen, wie spät es ist. Denn ich hatte nie „gelernt“ eine Armbanduhr zu tragen. Ich empfand den kleinen Zeitmesser am Handgelenk immer irgendwie störend. Vor allem, weil ich eine Uhr am rechten Handgelenk trage, obwohl ich Rechtshänder bin. Aber zum Beginn unseres zweiten Podcast-Projektes „we just get fit“ habe ich mir eine Laufuhr mit integriertem Fitnesstracker zugelegt. So habe ich mich im letzten Jahr an das Tragen einer Uhr gewöhnt. Mehr noch: Ich möchte sie nicht mehr missen! Aus Datenschutzgründen trage ich die Fitnessuhr seit über einem Monat nicht mehr. Aber weil ich die Funktionen einer digitalen Uhr aber mittlerweile zu schätzen weiß, habe ich mir ein sehr nettes und preiswertes Modell von Casio* gekauft, welches alle Funktionen besitzt, die ich im Alltag brauche: Zeitanzeige, Timer, Beleuchtung und mehrere Alarme. Ich muss also nicht mehr im dunklen Kino auf mein helles Handydisplay schauen, um zu wissen, wie spät es ist. Ziemlich smart!
- Ebenfalls aus Datenschutzaspekten (dazu in kommenden Artikeln mehr) habe ich die Nutzung meines Smartphones in vielen Bereichen geändert. Ich nutze viel weniger Apps als zuvor, weil die meisten eine Registrierung und ziemlich viele Berechtigungen benötigen, um zu funktionieren. Dabei gibt es von den meisten Services auch Webversionen für den Browser. Diese laufen zwar nicht ganz so performant wie die Apps, aber dafür werden keine Daten weitergegeben. Zumindest wenn man einen Browser nutzt, der Tracking verhindert. Dazu nutze ich auf meinem Android-Smartphone entweder „Firefox Klar“ oder „Ghostery“. Ob shoppen bei Amazon oder eBay, in Google Maps eine Adresse suchen oder soziale Netzwerke wie Twitter oder Facebook: Alles kann man auch über den Browser nutzen. Und ohne Anmeldung gibt man natürlich auch seine Daten bzw. sein Nutzungsverhalten nicht preis. Eine Zuordnung zur Person ist so zwar nicht unmöglich, aber doch wesentlich erschwert.
- Generell nutze ich schon fast immer einen Werbeblocker auf dem Smartphone. Früher via AdAway welches jedoch Root-Rechte verlangt. Diese habe ich auf meinem aktuellen Telefon nicht, weswegen ich auf Adguard zurückgreife. Kostet neben ein bisschen mehr Strom auch ein paar Euros und ist nicht über den PlayStore, sondern nur über die Webseite zu bekommen. Um ein paar Euros zu sparen, konnte man früher beim Bezahlvorgang die Währung auf russische Rubel umstellen und bekam einen nicht gerade geringen Rabatt auf die lebenslange Lizenz. Keine Ahnung, ob das heute auch noch funktioniert…
- Daneben habe ich seit einigen Monaten die mobile Datennutzung ausgeschaltet. Nur wenn ich diese wirklich einmal benötige, was wirklich sehr selten vorkommt, schalte ich sie kurz ein. Wenn es nicht ein paar wenige Fälle geben würde, in denen ich auf den Zugang zu eBay zwecks Preisrecherchen angewiesen bin, dann würde ich auch keine Tarifoption meines Providers in Anspruch nehmen. Natürlich kann man auch ohne eine entsprechende Option mal eben kurz ins Netz, aber das ist soo verdammt teuer, dass sich selbst bei sehr seltener Nutzung der günstigste Datentarif lohnt.
- Auch habe ich so ziemlich alle Benachrichtigungen ausgeschaltet, die über den Tag verteilt so auf dem Handy aufploppen. Im Grunde dürfen sich nur die verschiedenen Messenger bei mir melden. E-Mails rufe ich wenn überhaupt nur manuell ab. Und da ich von den meisten Diensten die App ja auch nicht installiert habe, sondern die mobilen Webseiten nutze, können mich auch keine Benachrichtigungen dieser Dienste erreichen.
- Um Benachrichtigungen nur noch dann zu bekommen, wenn ich gerade das Handy sowieso in der Hand habe, legte ich einfach in den WLAN-Einstellungen meines Androiden fest, dass das Handy das WLAN komplett abschaltet, wenn das Display aus ist. Es ist eine kleine Umgewöhnung, nicht mehr sofort Meldung zu bekommen, wenn eine neue Nachricht eingetroffen ist. Jedoch gewöhnt man sich schnell daran und Akku spart es auch noch.
- Daneben habe ich mein Handy mittlerweile immer komplett lautlos. Also auch keine Vibration an. Anfangs hatte ich die bei mein dem abgeschalteten WLAN das diffuse Gefühl so irgendetwas zu verpassen. Aber wie man schnell merken wird, ist das nicht der Fall und das komische Gefühl verfliegt nach einigen Tagen.
- Musik höre ich weiterhin nie über mein Telefon. Dafür nutze ich nach wie vor meinen über 15 Jahre alten MiniDisc-Portabel oder einen 8 Jahre alten iPod Nano, den ich für 15€ via Kleinanzeigen geschossen habe. Die Bedienung ist blind möglich, ohne die Geräte aus der Tasche holen zu müssen, die Akkulaufzeit ist grandios und der beschränkte Speicherplatz führt dazu, dass ich Musik wieder „von Anfang bis Ende“ höre und nicht von einem Track zu nächsten springe, ohne etwas richtig gehört zu haben.
Schaue ich mir meine Smartphonenutzung an einem normalen Tag an, merke ich heute, dass ich neben dem Hören von Podcasts mein Telefon so gut wir gar nicht mehr in der Hand habe. Am Tag komme ich, ohne die Podcasts, auf vielleicht eine viertel Stunde der Nutzung.
Und das ist es auch, was mich überlegen lässt, ob es sich überhaupt lohnt, ein Smartphone mit mir herumzuschleppen. Klar, Messenger sind heute nicht mehr wegzudenken. Aber wie viel wichtige und vor allem zielgerichtete Kommunikation findet den über die diese Kommunikationswege statt? In den letzten Monaten habe ich gelernt, dass ein kurzer (oder gerne auch mal langer) Anruf die Verbindung mit den mir wichtigen Menschen wesentlich mehr stärkt als viele kleine nichtige Nachrichten ober die Messengerdienste.
Ich könnte mir also vorstellen, meine Smartphone einfach Zuhause zu lassen und dieses nur so zu nutzen, wie andere ein Tablet verwenden. Denn ganz auf die Messenger zu verzichten kommt heute wohl einem sozialen Selbstmord gleich. Zumindest unter einer bestimmten Altersgrenze. Aber ich muss nicht ständig diese Kommunikationsmöglichkeit mit mir herumschleppen und für die Nutzung auch noch monatlich Geld bezahlen.
Mal sehen, ob ich mich mal wieder an einen Test ohne Smartphone, mit einem alten Mobilfunkknochen wage. Zumindest würde das wohl meine Abneigung gegen das Telefonieren ein wenig aufbrechen und meine Kommunikation auf ein anderes Level bringen, welchen aber viel persönlicher ist. Aber dazu werde ich wohl noch ein bisschen Übergangszeit brauchen…