„Mein Freunde, steh auf S & M,
Meine Freunde sind nicht grade verklemmt:
Sie bleiben tagelang Zuhaus’,
peitschen sich gegenseitig aus
und sie zerschneiden sich mit Glas.
Dürfen die das??“
Die Ärzte – Meine Freunde
Eigentlich sollte es mich als Psychologe in Ausbildung nicht weiter verwundern. Aber ich bin trotzdem immer wieder überrascht, wie leicht sich das Verhalten von Menschen vorhersagen lässt. Denn mein letzter Artikel schreit ja gradezu danach, mir zu erklären, warum das Spielen von Videospielen ja eine sowas von niedere Beschäftigung ist. Und natürlich ist dies auch geschehen.
Was aber in mir grundsätzlich die Frage aufwirft: Ist diese Art seine freie Zeit zu verbringen wirklich so verwerflich? Oder gibt es Tätigkeiten, die besonders verdienstvoll sind? Und wer bestimmt eigentlich über den Wert einer Tätigkeit?
Spurensuche
Jeder von uns bekommt in jeder Nacht 24 Stunden Zeit zur Verfügung gestellt, die er mit Tätigkeiten und Dingen füllen kann, wie er es für richtig hält.
Da wir uns entschieden haben in der Solidargemeinschaft unseres Landes zu leben, bringt dies natürlich einige Verpflichtungen mit sich. Wir sind, zumindest solange wir aus eigener Kraft dazu in der Lage sind, dazu verpflichtet, unseren Lebensunterhalt (Nahrung, Wohnung, Kleidung, etc.) zu verdienen und einen finanziellen Beitrag für die Solidargemeinschaft (diverse Sozialversicherungen und Steuern) zu leisten. Wie hoch dieser Betrag ausfällt, das entscheidet jeder selbst, indem er entscheidet, wie viel Geld er zum Leben benötigt und wie stark er am Konsum teilnehmen möchte.
Wenn diese Kosten gedeckt sind, bleibt noch einige Zeit vom Tag über, die jeder selbst mit den Tätigkeiten füllen kann, wie er es beliebt. Hier entscheiden die Interessen und Motive jedes Einzelnen von uns, wie diese verbliebene Zeit genutzt werden kann.
Und grob zusammengefasst orientiert sich der Mensch dann doch ziemlich gerne am Lustprinzip. Er möchte nach Möglichkeit einfach eine gute und angenehme Zeit verleben.
Was nun genau für ihn eine gute Zeit ist, das kann ganz verschieden sein. Und ganz entscheiden dabei ist, dass nicht jeder jede Tätigkeit gleich bewertet. Ein Beispiel?
Lesen ist doch eine gute Tätigkeit, oder?
Mit einem Sachbuch am Schreibtisch sitzen und sich weiterbilden, ist doch wohl eine akzeptable Tätigkeit! Und Zeitung lesen bildet doch auch, oder? Auch das Lesen der Bildzeitung? Dann lieber einen Roman! Goethe ist doch gut. Nabokow geht auch, oder nicht? Und E. L. James? Charlotte Roche? Oder einfach nur den Groschenroman vom Wühltisch? Aber Zeitschriften sind doch gut: All die wöchentlichen Nachrichtenmagazine bilden ja weiter. Wie ist es mit einem Fitnessmagazin? Der Gala? Mickey Maus?
Wer entscheidet, ob es besser ist, die Taz oder die Bild zu lesen? Wer sagt, dass es sinnvoller ist, Goethe als Mickey Maus zu lesen? Wie ist der Maßstab? Und wer hat ihn erstellt?
Der Maßstab bist du selbst!
Nur du kannst entscheiden, ob eine Tätigkeit gut oder schlecht für dich ist. Es geht ganz allein um deine Wünsche, deine Ziele und deine Träume!
Wenn du Freude daran hast, Sport zu treiben, dann mach das!
Wenn du Freude daran hast, zu musizieren, dann ist das gut so!
Wenn du Freude daran hast, anderen Menschen oder Tieren in Not zu helfen, dann ist das eine sehr gute Sache!
Wenn es dir eine Freude ist, Privatfernsehen zu schauen, dann ist das toll!
Wenn dir ein bestimmter Beruf Freude macht, dann verbringe deine Zeit damit, diesen zu erlernen!
Wenn du Freude daran hast, mit anderen Menschen über ihre und deine Sichtweisen zu diskutieren, dann mache dies!
Wenn du Freude an Geld hast, dann mache Überstunden, habe einen zweiten Job oder mache dich selbstständig. Alles OK!
Mache genau das, was dir Spaß und Freude macht! Denn auf dem Sterbebett geht es nur darum, dass du weißt, dass du das Leben gelebt hast, welches du führen wolltest. Und niemand, wirklich niemand, hat das Recht, dir vorzuschreiben, wie du deine Lebenszeit nutzen möchtest!
Aber!
Selbst wenn du allein im Wald lebst, dann bist du nicht allein dort, sondern hast deine Umwelt zu achten. Vor allem die Lebewesen um dich herum. Was du tust, ist vollkommen dir überlassen, solang du niemandem schadest und Leid zufügst. So klein es auch sein mag.
Schädigst du deine Umwelt, Tiere oder Menschen (oder vielleicht auch dich selbst) mit deinem Verhalten, dann ist dieses Verhalten nicht tolerierbar!
Mehr noch: Dann ist es sogar wichtig, dass alles getan wird, um dich von diesem Verhalten abzuhalten! Glücklicherweise gibt es dazu in unseren Ländern Gesetze, (ungeschrieben, soziale) Regel und Menschen, die dazu berechtigt sind, diese auch gegen den Willen des Verursachers durchzusetzen und entsprechendes Verhalten zu bestrafen.
Wenn es dir also Spaß macht, andere Menschen zu schlagen, dann sollte alles getan werden, damit dieses Verhalten bestraft wird, es nie wieder vorkommt und du deine Freude daran verlierst!
Wenn du Freude daran hast, das Eigentum anderer Menschen zu beschädigen, dann gilt es dies ebenso zu unterbinden und bestrafen!
Wenn du gerne anderen Leuten erzählst, wie sie ihr Leben leben sollen, dann solltest du damit rechnen, ignoriert werden”
Und wenn du bestimmt Dinge nicht aus Freude, sondern aus (eigenem) Zwang tun musst, dann steht dir jede Hilfe zur Verfügung diese Sucht zu überwinden!
ZENSUR!
Und wenn du dich jetzt fragst, wo den der am Anfang angesprochene Kommentar ist: im Müll!
Dieser Blog ist mein Wohnzimmer, in den ich jeden herzlich einlade, der es sich anschauen und hier verweilen mag. Und ich freue mich, wenn du, liebe Leserin, lieber Leser, deine Gedanken in den Kommentaren mit mir teilst!
Vor allem, wenn sich diese nicht mit meinen Eigenen decken. Denn grade solche Meinungen sind die Interessanten! Wie soll man sich denn als Mensch weiterentwickeln, wenn man sich nur mit seinen eigenen Gedanken befasst und keine anderen zulässt? Jede Kritik und konträre Sichtweise ist Gold wert. Denn sie regt zum Nachdenken an, zeigt einem andere Sichtweisen auf, die im ersten Moment nicht sichtbar waren und am Ende können solche Gedankengänge in Texten wie diesen hier münden.
Stehst du allerdings schreiend und pöbelnd vor meiner Haustür, dann rechne damit, dass ich dich nicht die Wände meines Wohnzimmers mit Beleidigungen vollschmieren lasse. Und darüber dann auch nicht diskutieren werde…
Was bleibt am Ende?
Tue, was dir Freude bereitet, dich glücklich macht und dein Leben bereichert, solange niemand, auch nicht du selbst, dabei Schaden nimmt!
Ob das nun das Lesen der Bildzeitung, das Studieren einer Wissenschaft, das Ausleben deiner Kreativität oder Fetische oder die Zerstreuung durch Filme, Bücher oder Videospiele ist, ist dabei völlig egal. Wenn es dein Leben verschönert bereichtert und mir Freunde füllt, dann ist es genau das Richtige für dich!
Auch dann, wenn ich die Bildzeitung nicht mal mit der Kneifzange anfassen würde. Aber das ich ein anderes Thema… =P
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