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9. Türchen: Routine

AdventskalenerlogoHeute soll es um die alltäglichen Routinen gehen, die wir in unser Leben aufgenommen haben. Dabei muss ich sagen, dass meine Routinen sich nicht bewusst gebildet haben, sondern mehr ein Ergebnis meines Lebens sind.

Morgens ist es ganz einfach: Wecker geht und ich bleibe erstmal liegen. Bis ich dann wirklich aufstehen muss. Dann gehts raus, unter die Dusche und für den Tag fertigmachen. Vor meinem Abflug ist dann noch die Katze mit ihrem Futter und dem Katzenklo dran. Das war dann auch schon mein Morgen. Kein Tee, kein Frühstück, kein rumsitzen. Ich brauche das nicht. Viel optimieren muss ich hier also auch nicht…

Abend sieht es nur ein bisschen anders aus. Wenn ich müde werde, gehts noch mal ins Bad und dann ab ins Bett. Ich nehme mir noch meinen eBook-Reader in die Hand und lese ein bisschen. Meist kommt die Katze noch zu mir und kuschelt sich bei mir auf den Bauch ein. Nun ist auch noch mein Glückstagebuch dran, in den ich die tollen Dinge des Tages aufschreibe.

Das war es dann auch schon. Langsames runterkommen, den Tag ausklingen lassen. Auch hier muss ich wohl nicht viel optimieren.

Wie sehen Eure Routinen aus? Und denkt Ihr, sie könnten noch vereinfacht werden?

5. Türchen: Selbstakzeptanz und Selbstwert

AdventskalenerlogoHeute soll es im Adventskalender einmal um die Wahrnehmung des eigenen Selbst gehen. Jeder wird Zeiten des Zweifels über sich selbst und sein Leben kennen. Und auch wird mit Sicherheit schon jeder einmal über seinen eigenen Körper gemeckert haben.

Aber ist das wirklich notwendig?

Ich für meinen Teil habe in diesem Jahr einen großen Schritt nach vorne gemacht. Denn hätte man mir vor einem Jahr gesagt, dass ich in eine Sauna gehen werde … nackt und so …, dann hätte ich diese Person für verrückt erklärt. Aber ich bin dieses Jahr zum ersten Mal in einer Sauna gewesen. Natürlich war es anfangs sehr ungewohnt und ein bisschen geschämt habe ich mich auch. Aber das verging schnell, was ich nicht für möglich gehalten hätte. Heute bewege ich mich einfach so durch die Saunalandschaften, war sogar mit Freunden dort.

Aber heißt das, dass ich keine Kritik an mir übe?

Das heißt es nicht. Ich habe auch oft meine Zweifel. Und ich frage mich auch oft, ob ich denn so genüge, wie ich bin. Doch ich denke, dass genau diese Gedanken nicht dazu führen, ein besserer Mensch zu werden. Ganz im Gegenteil!

Es sind die wohlwollenden Gedanken, die uns in unserem Tun bestärken, und so beflügeln und motivieren. Solche Gedanken helfen uns wirklich weiter. So wird der Selbstwert gestärkt, was nur von Vorteil sein kann.

Deswegen frage ich mich auch regelmäßig abends, was ich denn am heutigen Tag alles erreicht und geschafft habe. Und auch, was ich für schöne Momente gehabt habe. So halte ich mir nicht mein Schwächen, sondern meine positiven Dinge vor Augen und kann so daran wachsen.

Hier findet ihr den Beitrag von Frau DingDong und Michael.

Wie siehst Du Dich selbst? Wie findest Du die positiven Seiten an dir heraus? Kennst du andere Übungen, um den Selbstwert zu stärken?

3. Türchen: Weniger Stress, mehr Energie

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Ich bin kein Mensch, dem die ganzen Entspannungsmethoden liegen. Für die meisten bin ich einfach zu unruhig. Meditation, Achtsamkeit und autogenes Training. Alles ist mir zu ruhig. Mein Geist kann nicht so stillstehen. Auch nicht durch Übung.

Im Jahr 2013 konnte ich ein paar Erfahrungen mit Yoga machen. Das lag mir schon eher. Ruhig werden und sich dabei trotzdem bewegen, das war was für mich. Deswegen wollte ich in diesem Jahr auch einen Kurs mitmachen. Aber leider hätte ich zu den ersten Terminen schon nicht erscheinen können, weswegen ich die Idee verwarf. Aber sie ist nur aufgeschoben.

Dafür durfte ich durch ein bisschen Glück das Saunieren für mich entdecken. Denn eigentlich wollte ich nur schwimmen gehen. Aber Sauna kostete ein paar Euros mehr und meine Freundin kannte sich aus. Ok, dann habe ich es halt mal versucht. Und die ersten Saunagänge waren schon komisch. Dort nackt zu sitzen und dann diese Hitze. Irgendwie nix für mich.

Aber mit jedem weiteren Saunagang änderte sich meine Meinung und ich fand es sehr schön. Nur ein Bademantel musste her. Seitdem gehe ich mindestens alles zwei Wochen in die Sauna. Und das genieße ich sehr. Ich kann nicht nur während eines Saunagangs gut entspannen, sondern auch die Zeit dazwischen, die ich meist zum Lesen nutze, ist sehr entspannend. Denn in der Saunalandschaft gibt es keine Ablenkung. Keine Wäsche, die gemacht werden will. Kein Internet, kein Handy. Nur ein Buch und viel Zeit zum Nichts-tun. Das ist einfach nur herrlich. Und es gibt mir viel Energie für die nächsten Tage.

Ich denke, dass es heute unumgänglich ist, eigene Wege zu finden mit dem Stress und der Hektik unserer Welt umzugehen. Kleine Ruheinseln zu schaffen ist, dabei immens wichtig. Die können für jeden anders aussehen. Aber sie entspannen, holen einen zurück auf den Boden, endschleunigen und beruhigen.

Hier findet ihr die Beiträge von Frau DingDong und Michael.

Welche Arten nutzt Ihr, um mit dem Stress und der Hektik unserer Zeit umzugehen? Habt Ihr Wege gefunden, den Stress erst gar nicht an Euch heranzulassen??

Gastbeistrag: Zwischenzeit

Ich freue mich sehr, heute einen Gastbeitrag von Verena veröffentlichen zu dürfen! mit diesem Betrag schreibt sie mir aus der Seele, weil ich diesen zustand nur zu gut kenne und mich immer wieder selbst “dazwischen” befinde.

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„Ich bin gerade irgendwo zwischen Stillstand und Aufbruch.“

Diesen Satz habe ich neulich zu einer Freundin gesagt. Dann wurde mir klar: Unbewusst ist das wohl mein Mantra in den vergangenen Wochen gewesen.

Es gibt sie, solche komischen Zwischenzeiten, wo man nicht so genau weiß, was jetzt eigentlich alles gerade los ist im eigenen Leben. An dieser Stelle kann man weiter rennen oder aber gegen das nächste Stoppschild laufen, sich ein bisschen prellen, dann erst mal sitzenbleiben und sich schließlich umschauen.

Da mein Körper die letzten Wochen gesundheitlich gestreikt hat (und damit mein ich keinen kleinen Warnstreik von 3-4 Tagen sondern tatsächlich kann man eher von einem längeren Totalausfall reden), hatte ich gezwungenermaßen viel Zeit zum Nachdenken. Ich konnte mir nochmals klar werden, welches alle meine Ziele (in kommender und weiter entfernter Zeit) sind und musste manche Entscheidung überdenken.

Und dabei wurde mir bewusst, dass ich mich gerade in einer Zwischenzeit befinde. Alles ist nicht so ganz klar, man kommt nicht so richtig vorwärts, obwohl man eigentlich möchte. Doch ist dieser Zustand wirklich so unbrauchbar, wie einem alle suggerieren?
Klare Antwort: NEIN!
Denn man muss nicht von jedem Moment wissen was er bezweckt, es muss nicht immer alles produktiv und gerechtfertigt sein. Es kann einfach mal so sein, wie es ist.

Das merkte ich erneut, als ich mich einer meiner Minimalismusbaustellen widmete. Denn plötzlich sah ich eine Metapher für den Dazwischen-Sein-Modus:

Vor ein paar Monaten hab ich drei Umzugskarton mit dem Hauptbestand meiner Bücher zu meinen Eltern gebracht. Zum einen wollte ich einfach meine Wohnung etwas leerer haben, zum anderen war ich gespannt, ob ich meine geliebten Bücher vermisse würde oder doch bereit sei, sie loszulassen. Denn dass die Kisten für ewig bei meinen Eltern stehen, ist ja auch keine Option. Heute morgen nun saß ich nach Ewigkeiten vor den braunen Kartons auf dem Boden. Ich merkte, Bücher, von denen ich mich vor einem halben Jahr nicht getrennt hätte, waren beinahe vergessen. Bei anderen wiederum ist die Wertschätzung noch gestiegen.
Vielleicht sind diese Kisten auch gerade mein Abbild für das Dazwischen sein: Wieder ausräumen mag ich vieles nicht mehr, weitergeben kommt für mich aber auch noch nicht in Frage. Also stehen die Umzugskartons erst mal weiterhin unter meinem alten Schreibtisch und sind einfach für eine Weile da.

Manchmal braucht man einfach Zeit. Und Minimalismus braucht auch seine Zeit.

Und ab und zu darf man auch mal einen Stillstand zulassen, damit man nach diesem wieder aufbrechen kann.

Vielleicht ist es das, was ich vor allem bemerkt habe, seit ich reduziere: Es ist okay, es muss nicht alles direkt sein, es ist ein ständiger Prozess.

Und dann gibt es neben Stillstand und Aufbruch, neben Lebensphasen mit Höchstgeschwindigkeit und ruhiger Fahrt noch die Zwischenzeit. Das ist gut so. In der Zwischenzeit sein, bedeutet nämlich einfach nur zu sein. Auch mal ohne Antrieb, aber auch ohne Bremse! Und der Geschwindigkeitswechsel kommt ja sowieso wieder!

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Nochmal vielen Dank für deinen Beitrag, Verena.
Verena schreibt leider keinen eigenen Blog. Aber wer mit Ihr in Kontakt treten möchte, kann dies über die Kommentarfunktion unter diesem Beirtag tun.

Warum es sich lohnt, neue Wege zu gehen

by jenny downing / flickr.com

by jenny downing/flickr.com

Wie oft sind wir frustiert, weil wir machen und tun, und am Ende bekommen wir immer wieder das gleiche Ergebnis.

Wir räumen auf und werde doch nicht Herr des Chaos in der Wohnung oder im Keller. Wir stehen jeden Tag im selben Stau und ärgern uns darüber. Aber dennoch nehmen wir immer den gleichen Weg.

Gewohnheiten sind schwer zu durchbrechen und noch schwerer sie zu verändern. Grade die Muster, die uns gar nicht bewusst sind, haben einen großen Einfluss auf uns. Und das verlassen der Kompfortzone tut weh.
Aber wenn wir immer nur den gleichen Weg gehen, dann bekommen wir immer das gleiche Ergebnis. Selbst unserer Gehirn fährt mit der Zeit fest und nutzt nur noch bestimmt Nervenbahnen zur Konnunikation.

Aber wir können uns auch mit etwas Anstrengung und Aufmerksamkeit verändern. Wir können Alternativen finden. Andere Wege gehen. Und kommen so zu anderen Erbenissen. Wir können eine neue Herangehensweise ans Aufräumen finden, z.B. jedem Teil seinen eigenen Platz zuweisen und jeden Tag 20 Minuten mit dem Aufräumen verbringen. Oder wir fahren andere Straßen und finden so Schleichwege. Umwege erhöhen ja bekanntlich die Ortskenntnis.
Einfach ist es nicht, die eigene Sichtweise zu verändern und alles neu zu überdenken. Aber oft lohnt es sich. Und am Ende passieren Dinge, die wir wo gar nicht weiter bedacht haben…

Kenn ihr das? Welche neuen Wege habt ihr eingeschlagen? Und wie hat sich euer Leben dadurch verändert?

aus der Versenkung

Kennt ihr das auch? Manchmal ist man so von seiner Umwelt oder sich selbst eingenommen, dass man nichts mehr schafft. In die Versenkung geraten… Mir passiert dies leider regenmäßig. Das kann man wunderbar daran erkennen, dass hier im Blog länger mal wieder kein Artikel erscheint.
Dabei war ich nicht nur faul. Ich habe an meinem Buch weitergerabeitet. Habe wieder mal Kurzgeschichten geschrieben. Oder war einfach nur mal in der Sauna entspannen.
Interessant ist, dass sich in den letzten Monaten wieder mehr Zeugs bei mir angesammelt hat. Ich bin zwar kein Messie geworden, aber dennoch wird es mir langsam zu viel. Meine Selektion von Büchern, Filmen bzw. Serien und Spielen funktiniert auch nicht mehr richtig. Es gibt also wieder ein bisschen was zu tun.

Das einzige, was mich im Moment wirklich stört, ist die Tatsache, dass ich mich irgendwie so fühle, als würde ich auf der Stelle treten. Ich komme nicht voran. Wobei ich aber auch zugeben muss, dass ich nicht wirklich weiß, in welche Richtung es gehen soll. Ich brauche Veränderung, aber ich weiß nicht, wie diese aussehen kann…
Ein Paukenschlag wäre jetzt genau das Richtige. Aber wenn dieser nicht von Außen kommt, dann weiß ich auch nicht. Vielleicht hilft mir mein Urlaub im Dezember ein wenig, eine neue Blickrichtung zu finden.

Kennt ihr sowas auch? Festgefahren zu sein? Nicht weiter zu kommen? Nicht wissen wohin? Was hab ihr in einer solchen Situation gemacht??

Vom Aufsparen und Es-sich-wert-sein

Downgrade Deluxe Ich freue mich, hier heute einen Gastbeitrag über das Aufsparen von Emi von Downgrade Deluxe  veröffentlichen zu können.

 

Auf dem Weg in ein einfaches, weniger überladenes Leben begegnet man oft Dingen, die man schon ewig besitzt und aufgespart, weil sie etwas Besonderes sind.

Das teuere Parfum, das geerbte Porzellan oder der unbezahlbare Pulli warten auf DIE besondere Gelegenheit, die es würdig ist, sie endlich zu benutzen.

Da solche Anlässe höchst selten stattfinden, fristen sie so ihr Dasein in den Schränken und Vitrinen unserer Nation. Wir hegen und pflegen unsere Schätzchen, verstauen sie gut und achten darauf, sie gut aufzubewahren und sie für einen besonderen Tag aufzusparen.

Währenddessen schleppen wir diese Dinge mit.

Beim Umzug, bei der Organisation unserer Schränke, diversen Ausmist-Aktionen, etc. sind sie ein Teil unseres Lebens: Wir haben sie vor Augen, wir haben sie in unserem “Bestand”, wir verwalten sie, doch benutzen dürfen wir sie nur höchst selten.

Mit großer Wahrscheinlichkeit werden diese Dinge uns auch überleben, es sei denn wir trennen uns irgendwann von ihnen oder sie werden schlecht.
Ja, schlecht. Was bei Parfum noch logisch erscheint, weil es irgendwann in einen alkoholischen Duft umschlägt, gibt bei Kleidung, Gläsern, Schmuck, Porzellan, etc. erstmal zu denken.

Solche Dinge werden doch nicht schlecht, die sind etwas für die Ewigkeit, wenn ich sie nur gut genug behandle und selten benutze!

Das mag so sein, dennoch gibt es hierbei einen unkalkulierbaren Faktor:
Dich selbst.

Kleidung gerät aus der Mode, ebenso wie geschliffene Kristallgläser, altes Porzellan oder geklöppelte Deckchen. Verbrauchsgegenstände sind nach einiger Zeit nicht mehr haltbar. Gebrauchsgegenstände, die kaum gebraucht werden, laufen Gefahr irgendwann eher belastender Plunder zu werden, weil sie Dir nicht mehr gefallen.

Der teure Schmuck, der nie getragen wird, weil Du ihn verlieren könntest und er einfach zu viel Wert ist, kann seinen Zweck nie erfüllen. Das Porzellan Deiner Urgroßmutter ist in Deinen Augen hässlich, dennoch darfst Du es nicht einfach verkaufen oder im Alltag benutzen. Denn verkaufen hieße, Deiner toten Uroma das Herz zu brechen – Benutzen bedeutet das Risiko einzugehen, dass es kaputt geht.

All diese Schätzchen können ihren Zweck nicht erfüllen und werden dadurch zu Plunder. Plunder, den Du mitschleppst, der Dir kaum Nutzen bringt und Dich sogar belasten kann.

Der Zweck all dieser Dinge ist es jedoch:

Dir gut zu tun.
Dir zu dienen.
Dir ein schönes Leben und ein gutes Gefühl zu bereiten.

Jeder Tag ist besonders. Und Du bist sowieso jeden Tag etwas Besonderes.

Warum sollten wir also nicht anfangen, uns jeden Tag das Besondere zu gönnen und es zu genießen, solange wir es noch als etwas wertvolles empfinden?

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Emi und Downgrade Deluxe findest Du auch auf Twitter oder Facebook. Zudem hat Emi ein wunderbares Buch geschrieben, wo sie sehr hilfreich ihre Lebenphilosophie erklärt.

 

Langsam Leben

Es ist immer wieder eine kleine Übung, die ich gerne mache.
Ich gehe durch einen Bahnhof, eine hochfrequentierte Einkaufsstraße oder einen solchen Konusmtempel. Bewusst langsam und achtsam bewege ich mich durch die Massen an Menschen, die alle ihre eigenen Wege gehen und ihre individuellen Ziele verfolgen. Diese Achtsamkeit bringt mich in eine andere Dimension. Es ist schwer, es zu beschreiben. Alles um mich herum bewegt sich langsamer, in meiner Wahrnehmung entspannter.
Diese Erfahrung ist nicht möglich, wenn ich durch den Alltag hetze. Wenn ich mir zu viel aufhalse, zu spät das Haus verlasse oder mich beeilen muss.

Aber ich frage mich, wie ich diesen Zustand öfters erleben kann. Eine schwierige Frage. Ich habe lange darüber nachgedacht und immer wieder komme ich auf den Punkt zurück, weniger zu tun.
Muss ich wirklich diese vielen Dinge erledigen? Muss ich jetzt unbedingt diesen Film auch noch sehen? Muss ein geplantes Essen wirklich soo ausgefallen sein oder darf es auch schlichter ausfällt?
Unser Reduzieren und die Konzentration auf das Wesentliche spart viel Zeit ein. Doch wofür nutzen wie diese? Stopfen wir sie einfach wieder voll? Oder halten wir uns diese Zeit frei oder nutzen sie als Puffer, um Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu erhalten?
Ich bin kein klassisches Beispiel eines Menschen im Freizeitstress. Doch ich übertreibe es auch schon mal mit den (Hör-)Büchern, den Filmen, Spielen und den Anforderungen und Wünschen an mich selbst.

In der letzten Zeit komme ich aber immer öfter in den oben beschriebenen, ruhigen Zustand. Und das ist einfach wunderbar. Etwas hat sich verändert und es ist weiter im Wandel.
Was ein bisschen langsames Gehen doch im Leben verändern kann.

Kennst Du auch diesen Zustand oder hast ähnliche Erfahrungen gemacht? Wie kommst Du in der Hecktik des Alltags zur Ruhe. Und wie schaffst Du es, auf Dich zu achten und Dich nicht zu überlasten.

Interview

Im Rahmen einer Bachelor-Arbeit wurde ich kürzlich um die Beantworung einiger Fragen gebeten. Da ich diese ganz gut fand, möchte ich die Fragen und meine Antworten hier wiedergeben.

Seit wann lebst du als Minimalist? Wie kam es dazu, war es ein schleichender Prozess oder eine bewusste Entscheidung?

Zum Minimalismus bin ich vor ca. vier Jahren über einige Umwege gekommen. Ich habe bereits Jahre zuvor vom Grabbeltisch ein Buch mitgenommen, in dem es um Ernährung ging. Das war „Versteckte Dickmacher: Wie die Nahrungsmittelindustrie uns süchtig macht“ von Annette Sabersky und Jörg Zittlau. Ich muss zugeben, dass ich kein besonders guter Esser bin, mich dieses Buch aber sehr beeinflusst hat. Es ging mehr um die verschiedenen Zusatzstoffe und wie ungesund die industriell hergestellte Nahrung sein kann.
Daraufhin habe ich im Internet recherchiert und bin auf die Seite utopia.de gestoßen, die sich mit dem ganzen LOHAS-Bereich beschäftigt. Über diese Seite bin ich dann auf die Texte von Dirk Henn mit seiner Webseite 52wege.de aufmerksam geworden. Und dort fand ich dann wiederum die Texte von Leo Babauta, über den ich dann auf die anderen amerikanischen Blogger gekommen bin. Fasziniert von den Gedanken habe ich mich dann eingelesen.
Und dann fing ich an, Kleinigkeiten in meinem Alltag umzusetzen. Der Fokus lag zu diesem Zeitpunkt auf Dingen, die mich selbst auch irgendwie störten. Beispielsweise meine Küche. Da ich etwas faul bin, sammelte sich immer das Geschirr, welches gespült werden wollte. Also habe ich alles bis auf das, was ich wirklich benötige, in den Keller gepackt. Übrig blieb genau so viel, wie ich für mich alleine benötigte. Somit hatte sich das Spülproblem erledigt, denn wenn ich etwas brauchte, musste ich es sauber machen, anstatt ein weiteres Teil aus dem Schrank holen zu können.

Danach ging es bei mir in Wellen weiter. Ich ging so mehrfach durch meine Wohnung, sortierte aus, verschenkte, verkaufte und entsorgte mein Zeugs, was ich nicht mehr gebrauchen konnte. Ich war nie jemand, der sehr viel gehortet hat. Aber aus Bequemlichkeit sammelten sich doch einige Bücher, Spiele, Film und anderer Mist an, der weg konnte. Und das ging ich dann nach und nach an.
Dabei viel mir auf, dass ich Sachen, die ich bei einer früheren Welle nicht ausmisten wollte, später dann doch weggeben habe. Demnach war das Ganze für mich ein schleichender Prozess, der immer weiter geht und auch nie wirklich abgeschlossen ist.

Was ist für dich der größte Unterschied zum Leben davor?

Einer der größten Unterschiede ist wohl, dass ich meine Arbeitszeit reduziert habe. Dadurch habe ich mehr Zeit zu Verfügung und kann mich auch noch anderen Dingen widmen.
Im Grunde ist das Leben aber auch einfacher geworden. Ich muss nicht so viel aufräumen, putzen oder anderweitig pflegen und die visuelle Ablenkung ist auch nicht mehr so groß wie vorher.
Am Ende bleibt mehr Geld und Zeit über, mit dem man den wirklich wichtigen Dingen im Leben nachgehen kann.

In welchen Lebensbereichen lebst du nun minimalistischer (Besitztümer, Verpflichtungen, etc.)

Das nach außen hin sichtbare Zeichen ist natürlich der Besitz. Ich habe so ein fiktives Ziel, dass ich, wenn ich einmal umziehe, dies mit maximal fünf Kisten machen möchte. Aktuell bin ich davon noch etwas entfernt, was aber auch daran liegt, dass ich vieles einfach nicht loswerden muss. Wenn ich einmal umziehen sollte (was schon lange geplant, aber bisher noch nicht umgesetzt ist), dann baue ich mir meine Wohnung komplett neu auf. Heißt, es wird jedes Möbelstück und jeder Besitz überdacht. Dabei wird bestimmt noch einiges wegfallen.
Verpflichtungen habe ich schon immer sehr niedrig gehalten. Ich bin ein Mensch, der auch gerne mal seine Ruhe braucht und nur ungerne von einem Termin zum anderen hetzt. Da bin ich gerne flexibel. Ich brauche halt Zeit für mich.

Was ist dein liebster Besitztum?

Ich bin ein Spielkind und deswegen bestehen viele meiner liebsten Dinge aus „Kabeln“. An erste Stelle würde ich da, glaube ich, mein Smartphone nennen. Das aber auch nur, weil es so viele Geräte vereint und so komplett ersetzt. Es ist Kommunikationsgerät, Internetzugang, MP3- und Videoplayer, Spielekonsole, Navigationssystem, Taschenlampe, Notiz- und Tagebuch und noch so vieles mehr.
Daneben würde ich meinen Laptop und mein eBook-Reader zu meinen wichtigsten Dinge zählen.
Und ich habe noch eine (der fünf Kisten) mit gesammelten Erinnerungsstücken. Von diesen Sachen kann ich mich auch nicht trennen.

Gibt es etwas, dass du vermisst oder bei dem du es bereut hast es losgeworden zu sein?

Ich habe im Sommer 2013 mein Auto abgegeben und war dann ein halbes Jahr autolos. Das geht hier im Ruhrgebiet auch ganz gut. Allerdings bin ich auch des öfteren mal an Grenzen gestoßen. Die geänderten Arbeitszeiten bringen es aber mit sich, dass ich nun keinen Stau mehr beim Pendeln zu befürchten habe, was mir eine Zeitersparnis von fast einer Stunde am Tag bring. Das finde ich schon eine Menge und bin deswegen wieder auf das Auto umgestiegen. Was nicht heißen soll, dass sich das nicht wieder ändern kann. Würde ich näher an meiner Arbeit wohnen, würde ich dort mit dem Rad hinfahren und auch sonst vieles so erledigen. Ob sich dann noch ein Auto lohnen würde, bleibt dann zu überlegen.

Was würdest du jemandem empfehlen, der Minimalist werden will?

Jemand der minimalistisch Leben will wird wohl, wie wir alle, mit dem Ausmisten anfangen. Da sollte man sich einfach den Bereich als erstes vornehmen, der einen am meisten stört. Verbissen an die Sache heranzugehen, wird nicht viel bringen. Lieber mehrfach den Bestand durchgehen und nach und nach kleine Schritte tun.
Wenn man mit dem Ausmisten fertig ist oder grade keine Lust mehr darauf hat, kann man sich anderen den anderen Lebensbereichen widmen. Dabei habe sich die Challanges als eine interessante Methode herausgestellt. Einfach mal für einen Monat eine Sache im Leben verändern und schauen, wie man damit zurecht kommt und was dies für Auswirkungen auf das eigene Leben hat. Das kann in den Bereichen Freizeit, Ernährung, Geld, Konsum oder allem anderen sein. Am Ende kann man dann entscheiden, ob man die Veränderung dauerhaft in das eigene Leben übernehmen möchte oder es doch lieber wieder sein lässt.

Und man sollte die ganze Sache nicht zu dogmatisch ansehen. Keiner muss nur noch 100 Teile besitzen. Es ist kein Wettstreit, wer mit weniger auskommt. Es geht einzig und allein darum, für sich den richtigen Weg zu finden und dazu ist halt viel ausprobieren nötig. Als Anregung kann ich die ganzen Blogs zum Thema empfehlen (siehe meine Blogroll ander Seite). Wenn man mal bis zum ersten Post zurückgeht, kann man die einzelnen Schritte und Erfolge sehr gut nachvollziehen und sich einfach das rauspicken, was man grade gebrauchen kann. So kommt man immer wieder auf neue Ideen.

Grundsätzlich finde ich das Konzept von Erich Fromm „Haben oder Sein“ als eine der wichtigsten Veränderungen, die man hin zu einem minimalistischeren Leben verändern kann. Weg von einer Konsumorientierten, passiven Berieselung, hin zu einer aktiven Gestaltung des eigenen Lebens, durch das Tun.

Zitat

“Ziel der Werbung ist es, den Betrachter ein klein wenig unzufrieden mit seinem gegenwärtigen Leben zu machen. Nicht mit dem Leben der Gesellschaft insgesamt, sondern mit seinem eigenen. Sie unterstellt, dass der Betrachter ein besseres Dasein haben wird, wenn er erwirbt, was sie anbietet. Sie zeigt ihm eine verbesserte Alternative zu dem, was er ist …

Jede Werbung arbeitet mit Ängsten. Die Summe von allem ist Geld, und Geld zu bekommen heißt, die Ängste zu überwinden. Andersherum betrachtet: Die Werbung spielt mit der Angst, dass man nichts ist, wenn man nichts hat.”

aus “Sehen. Das Bild der Welt in der Bilderwelt” von John Berger, gefunden in “Good bye, Logo” von Neil Boorman